Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0024 - Bestien aus dem Schattenreich

0024 - Bestien aus dem Schattenreich

Titel: 0024 - Bestien aus dem Schattenreich
Autoren: Susanne Wiemer
Vom Netzwerk:
Baumstamm zusammen.
    Eine halbe Sekunde später flog die Tür auf.
    Blindlings taumelte der Fahrer ins Freie, stolperte und fing sich wieder. Er trug jetzt nicht mehr die dunkle Brille, und unter dem breitrandigen Hut war ein bleiches, knochiges Gesicht zu erkennen.
    Für einen Moment sah es so aus, als werde der Bursche zusammensacken – doch als er eine halbe Drehung machte, sah Zamorra deutlich das Schimmern von brüniertem Metall in seiner Rechten.
    Der Professor zog durch. Instinktiv hielt er hoch, so dass die Kugel über den Kopf seines Gegners hinwegsauste.
    »Waffe weg!«, schrie er. »Hände hoch, oder…«
    Er hörte einen unterdrückten Fluch hinter sich. Bill Fleming war beim Aussteigen lediglich mit dem Fuß hängen geblieben – aber das erfuhr Zamorra erst später. Er drehte sich nicht um, sah nicht über die Schulter – doch er war für die Dauer eines Lidschlags abgelenkt, und diese winzige Zeitspanne genügte.
    Der Gangster schwang die Pistole hoch.
    Er zielte auf Bill.
    Zamorra erkannte die Gefahr, feuerte sofort – doch der Schuss kam um eine Spur zu überhastet, um den Gegner zu treffen.
    Mündungsfeuer blitzte.
    Zamorra hörte den Knall der Pistole und gleichzeitig einen Aufschrei. Er warf den Kopf herum. Schattenhaft sah er Bill Fleming fallen, hörte den nächsten Schuss und schnellte sich instinktiv zur Seite.
    Mit einem hässlichen Kreischen perforierte die Kugel das Blech der Wagentür.
    Zamorra wälzte sich über den Boden. Trockenes Laub raschelte unter ihm, Zweige peitschten durch sein Gesicht. Mit einer blitzartigen Bewegung kam er wieder auf die Knie, sah den Gangster vor sich – und den schwarzen Lauf der Pistole, die herumschwenkte und erneut auf ihn zielte.
    Diesmal nahm er sich Zeit.
    Seine Nerven vibrierten, als er die Schusshand seines Gegners anvisierte. Der Gangster krümmte den Finger. Zamorra zog einen Sekundenbruchteil vorher durch – und mit dem nächsten Atemzug rollte er schon wieder zur Seite.
    Ein Schlag stieß die Hand des Gangsters nach oben.
    Seine Waffe wirbelte schon durch die Luft, als sie sich entlud – die Kugel fetzte wirkungslos durch die Büsche. Im Bogen flog die Pistole ins Dickicht, landete scheppernd auf irgendeinem Felsen und Jean Calmat starrte entsetzt auf seine leere, blutige Rechte.
    Zamorra sprang auf.
    Ein Geräusch ließ ihn herumfahren. Schattenhaft sah er Bill Fleming, der an der Motorhaube des Wagens lehnte, hörte seinen Freund erbittert fluchen und spürte die Erleichterung fast wie einen Taumel.
    »Alles okay?«, fragte er knapp.
    »Nur ein mickriger Kratzer!« Bills Stimme klang gepresst. »Hey, pass auf – der Kerl macht sich davon.«
    Zamorras Kopf flog wieder zu dem Gangster herum.
    Tatsächlich suchte der Bursche sein Heil in der Flucht. Schwerfällig rannte er den Weg hinauf, die verletzte Hand gegen den Leib gepresst. Vermutlich wollte er eine möglichst große Entfernung zwischen sich und seine Gegner bringen, die Wölfe auf sie hetzen und…
    Zamorra setzte ihm nach.
    Er war austrainiert bis unter die Haut – seit er den Kampf gegen die Mächte der Finsternis aufgenommen hatte, gehörten Fitness, Schnelligkeit und eiserne Konstitution für ihn zu den unabdingbaren Notwendigkeiten. Der Vorsprung des Gangsters schmolz rasch dahin. Er hörte die Schritte hinter sich, glaubte vielleicht schon, den Atem des Verfolgers im Nacken zu spüren – und er machte den Fehler, sich umzusehen.
    Seine Augen weiteten sich.
    Er holte Atem, wollte einen Ruf ausstoßen, vielleicht den Schrei, der die Wölfe herbeilocken sollte – und in der gleichen Sekunde stolperte er über einen Stein.
    Hart prallte er auf den Boden.
    Zwei Herzschläge lang blieb er bäuchlings liegen, mit keuchenden Lungen. Erst als Zamorra fast heran war, warf er sich wieder herum.
    Den Revolver in der Hand seines Gegners schien er überhaupt nicht wahrzunehmen.
    Mit der Kraft der Verzweiflung kam er wieder auf die Beine. Seine Augen flackerten, das knochige Gesicht verzerrte sich. Ein fauchender Wutschrei brach über seine Lippen, als er vorwärts stürzte und Zamorra ansprang.
    Der Professor wich mit einer gleitenden Bewegung aus.
    Er wollte den Burschen leer laufen lassen, ihn mit einem raschen Handkantenschlag außer Gefecht setzen – doch er hatte den Angreifer unterschätzt. Jean Calmat war ein Profi, er gehörte zum harten Kern der Pariser Unterwelt. Seine Reaktion kam automatisch, ein durch lange Übung eingeschliffener Reflex. Irgendwie schaffte er es, den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher