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0024 - Bestien aus dem Schattenreich

0024 - Bestien aus dem Schattenreich

Titel: 0024 - Bestien aus dem Schattenreich
Autoren: Susanne Wiemer
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möglicherweise eine Täuschung. Die schmalen, kräftigen Lippen verzogen sich zu einem zynischen Lächeln.
    »Wenn du der Geldsack Javel bist, ja«, knurrte der Mann.
    Sein Gegenüber schluckte. »Ich bin Javel. Was wollen Sie?«
    »Den Zaster, was sonst. Ist er in der Tasche?«
    Javel konnte nur nicken. Durch die blau getönte Brille hindurch starrte der Fremde ihn an.
    »Ich hoffe, du hast keine Dummheiten gemacht«, stieß er durch die Zähne. »Wenn in der Tasche ein Sender versteckt ist, werde ich es merken. Und dann kommen meine grauen Freunde und fressen dir bei lebendigem Leibe das Fleisch von den Knochen, verstanden?«
    Ives Javel spürte ein Würgen in der Kehle.
    Schweiß brach ihm aus. Schon die Vorstellung der Gefahr genügte, um ihm Übelkeit zu verursachen. Er lehnte sich wieder an die Mauer, weil er seine Knie zittern fühlte.
    »Es ist kein Sender in der Tasche«, brachte er mühsam heraus.
    »Umso besser für dich! Gib her!«
    Javel gehorchte.
    Mit einer unsicheren Bewegung hob er die Aktentasche und der Fremde riss sie ihm aus der Hand. Ein triumphierendes Grinsen zuckte um seine Mundwinkel.
    »Vergiss mich!«, empfahl er. »Vergiss mich und vergiss dieses Geld, dann hast du deine Ruhe! Wenn du versuchst, mir nachzuspionieren, wirst du es bitter bereuen.«
    Javels Stimme bebte. »Bestimmt nicht«, flüsterte er. »Sie können sich auf mich verlassen. Ich werde nicht…« Er kam nicht mehr dazu, den Satz zu beenden.
    Der Fremde mit dem breitrandigen Hut und der dunklen Brille wandte sich einfach ab.
    Mit langen Schritten überquerte er die Straße, schlug die Richtung zur Brücke ein und war wenig später im Strom der Passanten verschwunden…
    ***
    Zamorra hatte den Citroën, den sein Gegner bereits kannte, gegen einen schwarzen Peugeot ausgetauscht.
    Das Schwert des Feuers, seine wichtigste Waffe in dem bevorstehenden Kampf, war nach wie vor in eine Decke gewickelt und im Fußraum des Wagens verstaut. Auf dem Beifahrersitz saß Bill Fleming, und er hielt ein auf Empfang geschaltetes Walkie-Talkie in der Hand.
    Zamorra saß in steinerner Ruhe hinter dem Steuer.
    Gerade hatte er erfahren, dass sein geheimnisvoller Gegner zu Fuß unterwegs sei, doch er wusste, dass das nichts ausmachte. Die Gegend um den Quai de Grenelle wimmelte von Polizeibeamten. Einige der vermeintlichen amerikanischen Touristen, die mit Fotoausrüstungen um den Hals und in den unvermeidlichen, grellbunten Hemden an der Seine entlang bummelten und die Umgebung mit Blicken verschlangen, sprachen kein Wort Englisch. Drei der Liebespaare, die scheinbar völlig mit sich selbst beschäftigt waren, pflegten normalerweise nur beruflichen Kontakt, denn bei den attraktiven jungen Damen handelte es sich um Angehörige der weiblichen Kripo. Und der Maler, dem einige echte Touristen neugierig über die Schulter blickten, war ein junger Beamter, der hier mitten auf dem Bürgersteig der Tätigkeit nachging, die er sonst als Hobby ausübte.
    Sie würden den unheimlichen Mann mit dem Schlapphut und der dunklen Brille nicht aus den Augen verlieren.
    Ganz gleich, wie gut der Bursche sich auskannte! Zamorra wusste, dass man ihn sofort benachrichtigen würde, wenn der Unbekannte in einen Wagen stieg – und nur fünf Minuten später war es so weit.
    Serge Didiers Stimme drang aus dem Walkie-Talkie: »Der Kerl steigt in einen blauen Fiat. Älteres Modell!« Der Kommissar gab die Nummer durch. Zamorra wiederholte sie in Gedanken. »Er fährt – Moment mal! Ja… er bleibt am Seine-Ufer und fährt in Richtung Grenelle. Offenbar will er Paris verlassen. Meine Leute bleiben dran, bis Sie übernehmen können, d’accord?«
    »D’accord«, wiederholte Bill die französische Redewendung, die in etwa dem amerikanischen »Okay« entsprach. Zamorra hatte bereits den Wagen gestartet, jetzt rollte er aus der schützenden Einfahrt auf die Straße. Der Quai de Grenelle lag vor ihm. Er wandte sich nach links, fuhr ohne Hast weiter und folgte den sanften Windungen der Seine.
    Zweimal musste er auf Didiers Anweisung die Richtung wechseln und kurz hinter Chatillon übernahm er die Verfolgung selbst.
    Der Verkehr war nur noch spärlich. Zamorra musste äußerst vorsichtig agieren. Er blieb seinem Gegner bis kurz vor dem kleinen Ort Bievres auf den Fersen – und dann sah er gerade noch, wie der alte blaue Fiat in eine schmale, schlecht gepflasterte Nebenstraße einbog.
    »Jetzt wird es ungemütlich«, stellte Bill Fleming fest. »Mit Licht bemerkt der Kerl uns
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