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0024 - Bestien aus dem Schattenreich

0024 - Bestien aus dem Schattenreich

Titel: 0024 - Bestien aus dem Schattenreich
Autoren: Susanne Wiemer
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eigenen Schwung zu bremsen, wirbelte herum und jagte seinem Gegner mit der ganzen Wucht der Drehung die Faust in den Leib.
    Zamorra knickte zusammen.
    Für einen Moment bekam er keine Luft. Ein schwerer Haken riss ihn wieder hoch. Er schmeckte Blut auf den Lippen, taumelte zurück und dicht vor sich sah er das knochige, im Triumph verzerrte Gesicht seines Gegners.
    Calmat wollte nachsetzen, doch diesmal war er es, der sich verrechnete.
    Der Schwinger, den er ansetzte, war voll aus der Schulter geholt.
    Seine Faust schoss vor. Der Hieb hätte einen Bullen gefällt, aber er zerriss nur Luft, weil sich Zamorra in letzter Sekunde hatte in die Hocke fallen lassen.
    Calmat taumelte einen Schritt vorwärts.
    Er geriet ins Stolpern, verlor das Gleichgewicht – und sein Gegner passte genau den richtigen Moment ab, bevor er wieder hochschnellte.
    Es gab ein knirschendes Geräusch, als der wuchtige Kopfstoß das Kinn des Gegners traf.
    Zamorra hatte das Gefühl, der Schädel werde ihm gespalten, aber das war nichts im Vergleich zu dem, was sein Widersacher empfinden musste. Ein dumpfes, gurgelndes Geräusch kam aus Jean Calmats Kehle. Er flog zurück, knallte mit dem Rücken gegen einen Baum. Blut quoll aus seinem Mund, sein ausgerenkter Kiefer hing kraftlos herab, und mit einem schmerzvollen Wimmern rutschte der Gangster an dem rauen Stamm nach unten.
    Seine Augen verdrehten sich.
    Sekundenlang hielt er sich noch in sitzender Stellung, leise vor sich hin wimmernd, dann fiel er zur Seite. Tiefe Bewusstlosigkeit umfing ihn – und das war nach Lage der Dinge das Beste, was ihm passieren konnte.
    Zamorra tastete mit den Fingern nach der Beule an seinem Schädel.
    Er hatte Kopfschmerzen, aber das war seine geringste Sorge. Fragend sah er Bill Fleming entgegen, der auf unsicheren Beinen herankam. Sein Freund grinste verzerrt und presste die Hand auf die Rippen, wo die Kugel eine blutige Furche gezogen hatte.
    »Das war der erste Akt«, sagte er. »Immerhin stehen wir noch auf unseren Beinen. Und wie geht es nun weiter?«
    Zamorra holte tief Atem.
    Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass nach wie vor das unheimliche Heulen der Wölfe in der Luft hing. Irgendwo da oben in dem kleinen Seitental mussten sie stecken. Er hob den 38er auf, der ihm bei der Schlägerei entfallen war, schob ihn wieder in das Holster und straffte die Schultern.
    »Jetzt kommt der zweite Akt«, sagte er trocken. »Du bleibst hier und passt auf unseren Freund auf, okay? Wir dürfen nicht riskieren, dass er sich im letzten Augenblick noch davonmacht.«
    Bill presste die Lippen zusammen. Sein Gesicht verriet, dass er wenig von dieser Art der Arbeitsteilung hielt, aber er sah ein, dass es notwendig war.
    Resignierend hob er die Schultern und nickte.
    Zamorra nahm das Amulett ab. Schweigend reichte er es Bill. »Für alle Fälle!«
    »Aber du kannst nicht…«
    »Ich habe das Schwert. Und da es sich um ein ganzes Wolfsrudel handelt, müssen wir immerhin mit der Möglichkeit rechnen, dass das eine oder andere Tier entkommt. Ich will es nicht hoffen – doch falls es wider Erwarten passieren sollte, musst du geschützt sein.«
    »Wie du meinst, großer Meister«, knurrte Bill sarkastisch. Vorsichtig streifte er die Silberkette über den Kopf. »Ich hoffe nur, dass du diesem komischen Schwert nicht zu viel zutraust. Warte, ich hole das Ding!«
    Er wandte sich ab, ging zum Wagen. Sekunden später kam er mit dem länglichen, immer noch in die Decke gewickelten Bündel zurück, und Zamorra nahm es unter den Arm und drückte es gegen seinen Körper.
    »Pass gut auf den Kerl auf«, sagte er noch.
    »Und du pass auf dich auf! Good luck…«
    Zamorra lächelte leicht.
    Rasch wandte er sich um, ging mit federnden Schritten den Weg hinauf, und wenig später hatte die Dunkelheit seine Gestalt verschlungen.
    ***
    Das Heulen kam näher.
    Zamorra hatte jetzt den Weg verlassen, kämpfte sich mühsam durch dichtes Gebüsch. Vages Mondlicht wies ihm den Weg. Nach ein paar Metern stieß er auf einen schmalen Pfad, und jetzt kam er schneller vorwärts.
    Das Gelände stieg an.
    Zamorra atmete ruhig und gleichmäßig. Er erreichte den Kamm einer kleinen Bodenwelle, verharrte – und da sah er bereits die huschenden Schatten zu seinen Füßen.
    Die Mulde senkte sich nur geringfügig, bildete eine Art Plateau vor der steiler werdenden Bergflanke. Zamorra sah die grau schimmernden Felsen, sah die dichten Ranken, die herab fielen – aber den Höhleneingang konnte er von seinem Standplatz aus
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