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0021 - Der Atomkrieg findet nicht statt

0021 - Der Atomkrieg findet nicht statt

Titel: 0021 - Der Atomkrieg findet nicht statt
Autoren: Kurt Mahr
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ärgerliche Handbewegung. „Was?" wollte Strelnikow wissen. Sirow deutete auf die Karte. „Es sieht so aus, als sei jemand die Strecke Karanganda-Blagowjeschtschensk entlang geflogen und habe alle Leute hypnotisiert. Das ist das einzige, was ich mir dabei denken kann. Schelten Sie mich nicht, wenn Sie es für närrisch halten. Sie wollten es ja unbedingt hören!"
    Strelnikow schalt nicht.
    „Glauben Sie", fragte er heiser, „daß dem Gegner solche Mittel zur Verfügung stehen? Daß er nur ein einziges Mal unser gesamtes Staatsgebiet zu überfliegen braucht, um innerhalb weniger Stunden eine Revolution von mehr als vierhundert Millionen Menschen auszulösen?"
    „Ich bin gezwungen, es anzunehmen", antwortete Sirow und machte eine wischende Handbewegung über die Karte hinweg. In Gedanken verlängerte er die Linie bis zur Küste der Tataren-Straße zwischen Sachalin und dem sibirischen Festland. Welche Stadt lag auf der Verlängerung? Komsomolsk. Strelnikow folgte seinem Blick.
    „Meinen Sie Komsomolsk?" fragte er. Sirow nickte. Sie schwiegen eine Weile. Das Telefon meldete sich. Sirow hob ab und hielt Strelnikow den Hörer hin. Strelnikow nannte seinen Namen und horchte.
    Sirow hörte eine blecherne Telefonstimme, konnte aber kein Wort verstehen. Aber er sah, wie Strelnikow blaß wurde. Seine Hand zitterte, als er den Hörer wieder auflegte.
    „Sie haben sich getäuscht, Marschall", sagte er. „Aus Komsomolsk haben wir keine Friedens- und Verhandlungsresolution bekommen."
    „So...!"
    „Nein. In Komsomolsk meutern die Truppen zusammen mit den Einwohnern und haben die Stadt von der Umwelt abgeschnitten!"
     
    *
     
    Am Abend dieses Tages - Moskauer Zeit - faßte der Oberste Rat den Entschluß, der Bedrohung durch die Dritte Macht mit allen Mitteln entgegenzutreten. Mit allen Mitteln - das hieß: der ganzen Erde den Krieg anzutragen. Nur auf diese Weise konnte man hoffen, daß dieses riesige Raumschiff, das schmale Streifen der Revolution und des Aufstandes quer durch die gewaltige Landmasse des Ostblocks zog, von seinen Plänen ablassen und sich eher um das Wohl der ganzen Menschheit als um die inneren Angelegenheiten des Ostblocks kümmern werde. Mit allen Mitteln - das bedeutete den Einsatz der neuesten, furchtbarsten Waffe, die die Menschheit jemals aus eigener Kraft entwickelt hatte: der katalytischen Fusionsbombe.
    Jedermann war deutlich in Erinnerung, daß Perry Rhodan, damals noch auf der untersten Sprosse seiner Erfolgsleiter, einen Krieg dadurch verhindert hatte, daß er die Erde mit einem Neutronen- Absorptionsschirm umhüllte. Neutronen, die das Uran der Atombomben hatten spalten sollen, waren weggefangen worden. Keine der Atombomben war explodiert, und auch keine der Fusionsbomben, denen eine Atombombe als Zünder diente. Die katalytischen Bomben hatten den Absorptionsschirm nicht mehr zu fürchten. Der eigentliche Vorgang der Fusion brauchte keine Neutronen, und die Zündung erfolgte nicht mehr auf dem Umweg über eine Spaltbombe.
    Der Rat faßte den Entschluß, den Krieg zu beginnen, einstimmig. Er hatte noch nie einen Entschluß anders als einstimmig gefaßt. Der Zeitpunkt des Überfalls wurde auf den 14. Juni 1980, 00.00 Uhr Moskauer Zeit, festgesetzt. Den Militärs blieben sechsundzwanzig Stunden Zeit zur Vorbereitung.
    Die Sitzung des Rates und vor allen Dingen die Abstimmung waren streng geheim. Man war sich darüber im klaren, daß über die Absichten des Rates nicht einmal in der letzten Sekunde vor Kriegsbeginn etwas in die Öffentlichkeit gelangen durfte.
     
    *
     
    Strelnikow und alle die anderen wären weitaus weniger selbstbewußt gewesen, hätten sie gewußt, wie wenig geheim ihre Sitzung und ihr Entschluß blieben. Alle Reden, alle Einwürfe und alle Anweisungen wurden innerhalb der Sitzungshalle durch Mikrophon und Lautsprecher übertragen. Nichts davon gelangte nach außen, aber die in elektrische Impulse übersetzten Worte flossen durch die Leitungen innerhalb des Saales.
    Wechselstrom verbreitet um seinen Leiter ein elektromagnetisches Wechselfeld, und die Impulse prägen sich diesem Feld als Modulation auf. Es brauchte nichts anderes als einen Empfänger, der empfindlich genug war, um das modulierte Feld in einer Entfernung von mehreren tausend Kilometern aufzufangen, wo es schon hundertmal schwächer war als das atmosphärische Rauschen. Es bedurfte allerdings auch der Kenntnis, wo der Ursprung des Feldes lag. Nur dann war der richtungsempfindliche Empfänger in der Lage, das
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