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0020 - Im Landhaus der Schrecken

0020 - Im Landhaus der Schrecken

Titel: 0020 - Im Landhaus der Schrecken
Autoren: Friedrich Tenkrat
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so zerzausten Strauch.
    Nichts.
    Er versuchte, so geräuschlos wie möglich vorwärts zu kommen, doch es ließ sich nicht vermeiden, daß hin und wieder ein zurückschnellender Zweig durch die Luft pfiff oder ein Sandstein unter seinen Schuhen knirschend zerbrach.
    John ballte die Fäuste.
    Seine Backenmuskeln zuckten.
    »Ich weiß, daß du ganz in der Nähe bist!« flüsterte er vor sich hin, während er sich langsam um die eigene Achse drehte. »Du kannst nicht ewig so reglos stehenbleiben, und sobald du dich bewegst, bist du geliefert!«
    Daraufhin wollte der Unhold John Sinclair das Gegenteil beweisen. Die Bestie riß blitzschnell einen Schößling aus dem Boden und stürzte sich damit brüllend auf den Geisterjäger. John sah die flammenden Augen in der Dunkelheit und wußte Bescheid.
    Er hatte es tatsächlich nicht mit einem Menschen zu tun.
    Der Schößling sauste senkrecht durch die Luft. John brachte sich mit einem federnden Sprung nach rechts in Sicherheit. Er sah die behaarten Pranken seines Gegners, dessen nächster Hieb schmerzhaft seinen linken Oberarm traf. John biß die Zähne zusammen, duckte sich und wollte den hochfliegenden Schößling unterlaufen, doch das Monster war schneller.
    Das armdicke Holz landete krachend auf Johns Hinterkopf.
    Es gab eine grelle Explosion im Gehirn des Geisterjägers, die sofort in die tiefe Schwärze des Vergessens überging.
    Daß John auf dem Waldboden landete, bekam er schon nicht mehr mit.
    ***
    »Weiber!« fluchte Dade Stiff. Wütend umklammerte er das Steuerrad seines klapperigen Ford und starrte grimmig durch die Frontscheibe. »Nicht Gott hat sie erschaffen – sondern der Teufel! Jawohl, der Satan persönlich hat diese langhaarigen Kreaturen in die Welt gesetzt. Gewissermaßen als Geißel für den Mann. Damit sie ihm das Leben verleiden!«
    Obwohl es kalt war, hatte Stiff das Seitenfenster nach unten gedreht. Er schwitzte entsetzlich und brauchte frische Luft. Bei geschlossenen Fenstern hatte er das Gefühl, jeden Moment ersticken zu müssen.
    Einsam lag die nächtliche Straße vor ihm.
    Natürlich war sie leer. Um diese Zeit waren nur wenige Menschen unterwegs. Alle anderen feierten im Kreise ihrer Freunde den Jahreswechsel oder sahen sich in ihren vier Wänden das Fernsehprogramm an, das in dieser Nacht noch niemals schlecht gewesen war, soweit sich Dade Stiff erinnern konnte.
    Eigentlich hätte er ja gar nicht mehr mit dem eigenen Wagen fahren dürfen, weil er bereits einen in der Krone hatte. Aber zum Teufel damit. Er wollte nach Hause fahren, und er war zu geizig, um sich ein Taxi zu leisten.
    Es war ja ohnedies keines auf der Straße.
    Auch kein Polizeiauto.
    Also wozu hätte er einen Haufen Geld hinauswerfen und den Wagen stehenlassen sollen?
    Er schwang ärgerlich eine Faust hoch. »Na warte, du Biest. Das zahle ich dir heim. Den ganzen Silvester hast du mir verdorben. Treuloses Luder. Hast wohl gedacht, ich hätte keine Augen im Kopf, wie? Hast geglaubt, Dade würde es ohnedies nicht merken? Haha. Ich weiß schon lange, daß du auf Sammy York scharf bist. Man braucht nur ein Wort über ihn zu sagen, und schon spitzt du die Ohren. Hat dich schon mal was interessiert, das mich betraf? Ich kann mich nicht erinnern. Zuerst hast du ihn mit den Füßen unter dem Tisch gestoßen. Oh, du bist schon ein raffiniertes Ding, aber nicht raffiniert genug für mich. Da mußt du früher aufstehen, wenn du mich hintergehen willst, meine Liebe. Du dachtest, ich würde mich ohnedies mit Nelly unterhalten, was? Hast vermutet, ich wäre genügend abgelenkt, damit du dein verdammtes Spielchen spielen kannst? Aber ich habe alles genau beobachtet. Von Anfang an. Seine Hand auf deinem Schenkel. Ich hätte blind sein müssen, um es nicht zu bemerken. Aber was soll’s. Vielleicht hast du noch nicht einmal mitgekriegt, daß ich abgehauen bin. Sammy York hat dich ja so sehr beschäftigt. Du wirst dich noch wundern. Man hat mir verraten, daß der gute Sammy ein ganz lausiger Liebhaber sein soll, aber das gönne ich dir, du mannstolles Flittchen. Verdammt noch mal, das gönne ich dir von ganzem Herzen…«
    Dade Stiff fuhr sich über die hohe Stirn. Er hatte ein schmales Gesicht und hervorstehende Augen. Sein braunes Haar war leicht gewellt.
    Er wollte seinen Monolog fortsetzen.
    Doch plötzlich sprang aus dem kleinen Wäldchen, an dem er gerade vorbeifuhr, eine massige Gestalt heraus.
    Nicht einmal, wenn Stiff nüchtern gewesen wäre, hätte er darauf noch rechtzeitig reagieren
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