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0020 - Im Landhaus der Schrecken

0020 - Im Landhaus der Schrecken

Titel: 0020 - Im Landhaus der Schrecken
Autoren: Friedrich Tenkrat
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können. Jetzt noch viel weniger.
    Er stieß einen bestürzten Schrei aus, als die Person über die Fahrbahn hastete. Sein Fuß wechselte, so schnell es ging, vom Gas zur Bremse.
    »He, du gottverdammter Idiot!« brüllte Dade Stiff aus Leibeskräften. Er verriß das Steuer. Der Wagen schlitterte auf die Gestalt zu, prallte gegen sie und warf sie von der Straße.
    Als der Ford stand, drehte sich Stiff zitternd um. Seine Lippen bebten. Er wußte nicht, was er machen sollte.
    »Ich werd’ verrückt. Ich hab’ einen überfahren!« stieß er heiser hervor.
    Seine Knie schlotterten. Seine Kehle trocknete schlagartig aus. Was tun? Jetzt war guter Rat verdammt teuer.
    Dade Stiffs erster Gedanke war: Abhauen.
    Doch dann überlegte er: Das wäre Fahrerflucht. Mensch, das darfst du nicht machen. Du darfst den Typ dort nicht einfach liegenlassen und verduften. Wenn er stirbt, weil du ihm nicht geholfen hast… Herrje, und wenn er schon tot ist? Was dann?
    Stiff verspürte ein ekelhaftes Kribbeln im Nacken.
    Wenn der Mann tot war – der Himmel mochte es verhüten, aber man mußte immerhin auch mit dieser Möglichkeit rechnen – würde man ihn einsperren.
    Er gab die ganze Schuld seinem Mädchen. Wenn sie sich ordentlich aufgeführt hätte, hätte er sich nicht wutentbrannt in den Wagen gesetzt, um heimzufahren. Natürlich war sie schuld.
    Aber der Mann.
    Was sollte er mit ihm jetzt machen?
    Dade Stiff stieß den Wagenschlag ächzend auf. »Besoffen einen Mann überfahren. Meine Güte, das gibt mehr Ärger, als ich jemals gehabt habe.«
    Er ging nach vorn, um sich den Schaden am Wagen anzusehen. Das Glas des Scheinwerfers war kaputt. Die Scherben lagen auf der Straße. Der Kotflügel war etwas eingedrückt, und vom Kühlergrill fehlte ein Stück.
    »Ich bin ruiniert!« jammerte Stiff. »Ich kann mir die Kugel geben!«
    Er richtete sich mit kummervoller Miene auf und blickte zu dem Wäldchen hinüber, in der Hoffnung, der Mann würde dort endlich wieder auftauchen, und es würde sich herausstellen, daß er außer Hautabschürfungen und ein paar blauen Flecken nichts weiter abgekommen hatte. Aber dort zeigte sich niemand.
    »Ich kann nichts dafür!« redete sich Dade Stiff ein. »Herrgott noch mal, dafür kann ich wirklich nichts. Der Wahnsinnige kam auf die Straße gerannt, ohne sich umzugucken. Wie konnte er sich denn darauf verlassen, daß kein Auto kommen würde? Er muß besoffen sein.«
    Stiff leckte sich nervös die Lippen.
    Zaghaft stakste er auf die Stelle zu, wo er das Unfallopfer vermutete. In seinem Magen revoltierte es. Die Übelkeit stieg langsam in seine Kehle. Kalter Schweiß brach ihm aus allen Poren. Teufel, er konnte kein Blut sehen. Weder das eigene, noch das anderer Leute. Er hoffte, daß der Mann nur innere Verletzungen erlitten hatte.
    Bleich und schwankend erreichte er den Straßenrand. »Ha – hallo!« rief er stockend. »Ha – hallo!«
    Keine Antwort.
    Dad Stiff war nahe daran, zum Wagen zurückzurennen und weiterzufahren. Doch ein kleines Quentchen seines Gewissens ließ das nicht zu, zwang ihn, dort zu bleiben.
    Er glaubte, eine gekrümmte Gestalt auf dem Boden liegen zu sehen. Vorsichtig stieg er zu ihr hinunter.
    »He«, sagte er ängstlich. »Hat es Sie schlimm erwischt?«
    Keine Antwort.
    »Ach, du Schreck, er ist wirklich tot!« stöhnte Stiff verzweifelt. Er fuhr sich mit dem Finger in den Hemdkragen, der ihn mit einemmal würgte. Es kostete ihn sehr viel Mühe, noch näher zu dem Verletzten heranzugehen.
    Der Mann trug einen schwarzen Smoking, schien kein Armer zu sein. Sein Gesicht war der Erde zugewandt. Dade Stiff fiel ein, daß man Unfallverletzte nicht einfach umdrehen darf. Gerade das Verändern ihrer Lage konnte sie das Leben kosten.
    Mochte der Teufel wissen, warum er es dennoch machte.
    Vielleicht deshalb, weil der Mann in diesem Augenblick leise zu stöhnen.
    »Er lebt!« stieß Dade Stiff aufgewühlt hervor. »Er ist nicht tot. Dem Himmel sei Dank!«
    Er drehte den Mann auf den Rücken und entdeckte dabei ein glitzerndes Smaragdhalsband, auf dem der Verunglückte gelegen hatte.
    »Donnerwetter«, entfuhr es Stiff überwältigt. Er griff nach dem Halsband und legte es über den Rücken seiner linken Hand. »Das Ding muß ein Vermögen wert sein.«
    Das Unfallopfer schlug benommen die Augen auf. Als er sah, daß Dade Stiff Jacqueline Flaggs Halsband in seinen Händen hielt, schnellte er wie eine Sprungfeder hoch.
    »Das könnte dir so passen, wie?« fauchte der Killer wutentbrannt.
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