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0016 - Das Mädchen von Atlantis

0016 - Das Mädchen von Atlantis

Titel: 0016 - Das Mädchen von Atlantis
Autoren: Jason Dark
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flüsterte sie und schmiegte sich gegen ihren frisch gebackenen Ehemann.
    Lächelnd beobachtete der Graf die Szene. Seine Augen schimmerten feucht. Er wurde an seine eigene Hochzeit erinnert. Und er dachte auch daran, daß er seit drei Jahren Witwer war. Noch fünf Minuten bis Mitternacht.
    Die Kapelle setzte aus. Die nächsten Minuten sollten der Besinnung dienen. Erst um Punkt Mitternacht würde der Schleier fallen.
    Die Paare gingen wieder an ihre Plätze.
    Roland von Rodeneck saß mit seiner Frau in der Mitte der festlich geschmückten Tafel. Im Hintergrund des Raumes waren dienstbare Geister dabei, ein kaltes Büfett aufzubauen. Roland legte seinen Arm um Karins Schulter. »Glücklich?« fragte er.
    Sie nickte. Ihr Kopf war hochrot. »Sehr.« Die letzten Minuten vergingen. Ein Tusch. Mitternacht.
    Klatschen. Ein Sessel wurde in die Mitte der Tanzfläche gestellt. Die Kapelle spielte das alte Lied. »Wir binden Dir den Jungfernkranz.« Es war wie in einem schönen Traum. Arm in Arm schritt das Paar auf die Tanzfläche zu. Die Brautführer erhoben sich ebenfalls von ihren Plätzen.
    Gespannte Erwartung Fürsorglich rückte Roland von Rodeneck seiner jungen Frau den Stuhl zurecht.
    Karin wollte sich setzen, doch mitten in der Bewegung hielt sie inne. Ihr Gesicht verzerrte sich. Die Hand fuhr hoch, umkrallte den Hals. Sie wankte zurück. Ein, zwei Schritte.
    Karin stieß gegen den Stuhl. Er fiel um. Die Musik verstummte. Stille trat ein. Deshalb klang Rolands Stimme doppelt laut. »Karin, mein Gott, was ist mit dir…?«
    »Aaaahhh…« Ein schreckliches Ächzen drang aus ihrem Mund. Wie erstarrt blieben die Menschen stehen.
    Jemand schrie: »Einen Arzt, rasch!«
    Die Stimme kippte über. »Er kommt. Der Schwarze Tod – ich – ich wußte es. Es ist soweit. Atlantis – ich – komme…«
    Jeder Gast hörte die Worte, die so klangen, als würden sie von einer Fremden gesprochen.
    An den Schultern hielt Roland von Rodeneck seine Frau gepackt, Er sah in ihr leichenblasses Gesicht, in die weit aufgerissenen Augen und entdeckte auch den Schweiß auf ihrer Stirn. »Tot…«, flüsterte sie. »Ich – ich – sterbe…«
    »Neiinnn…!« Rolands Stimme überschlug sich. Eine nie gekannte Angst hielt sein Herz umkrallt. Mit brutaler Deutlichkeit erkannte er das Grausame dieser Situation.
    Eine Stimme hinter ihm. »Ich bin Arzt. Rasch, lassen Sie mich. Vielleicht…«
    Roland schüttelte den Kopf. Dann flüsterte er: »Zu spät, Doktor. Sie ist tot. Tot – tot…!« Die letzten beiden Worte brüllte er hinaus, während die Tränen wie Sturzbäche aus seinen Augen schossen und über das Gesicht liefen. Roland von Rodeneck war erst einen halben Tag verheiratet und schon Witwer…
    ***
    Die Künstler-Agentur lag in der Bond Street. Die Adresse hatte Jane Collins von der Boutique-Besitzerin erfahren, bei der Sandra Moran gearbeitet hatte. Der Leiter der Künstler-Agentur hieß Azarin.
    Ein seltsamer, exotisch klingender Name. Jane war auf den Mann regelrecht gespannt.
    In der Bond Street herrschte zu dieser frühen Abendstunde noch ein reger Betrieb. Londons große Einkaufsstraße wurde von zahlreichen Touristen bevölkert, die in den Geschäften ihr Geld los wurden. Die deutsche Sprache war am meisten vertreten.
    Das Haus, in dem die Agentur lag, erinnerte Jane an Paris. Es war alt, dazu mit viel Stuck überladen und hatte in der ersten sowie in der zweiten Etage zwei große Erker. Sie hatten große Fenster, hinter denen jedoch keine Gardinen hingen. Die Detektivin nahm an, daß sich in der ersten oder zweiten Etage die Agentur befinden mußte.
    Sie war in der ersten. Jane las es auf einem Messingschild, das an der Hauswand angebracht war.
    Zur Tür führten drei Steinstufen hoch.
    Jane fand eine Klingel unter einem zweiten kleineren Schild und drückte den Knopf.
    Sofort wurde geöffnet.
    Die Detektivin lehnte sich gegen die Tür und betrat einen dunklen Hausflur, in dem das Gitter eines altersschwachen Fahrstuhls im Hintergrund schimmerte.
    Es gab auch eine Treppe. Sie erschien Jane Collins sicherer als der Fahrstuhl.
    Jane stieg die Stufen hoch. Auf der ersten Etage gab es nur eine Wohnung. Sie wurde von der Künstler-Agentur eingenommen.
    Eine Tür, eingelassen in eine Glasfront, die von Wand zu Wand reichte, wurde geöffnet.
    Jane Collins stand einer Frau gegenüber.
    Und was für einer.
    Keinem Weib, von dem ein Mann träumen konnte. Eher das Gegenteil war der Fall. Sie war klein, trug das schwarze Haar sehr kurz,
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