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0016 - Das Mädchen von Atlantis

0016 - Das Mädchen von Atlantis

Titel: 0016 - Das Mädchen von Atlantis
Autoren: Jason Dark
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hatte ein ebenso dunkles sackartiges Kleid an mit einem ovalen Ausschnitt und trug hochhackige Pumps. Um ihren faltigen Hals hing eine Perlenkette. Sie war echt, das sah Jane sofort. Die Farbe des Gesichts erinnerte Jane Collins an eine Leiche. So bleich und blutleer. Die Haut war faltig, der Mund zu grell geschminkt. Dabei wirkten die Lippen wie eine klaffende Wunde. »Sie wünschen?«
    Jane lächelte. Dann sagte sie mit honigsüßer Stimme. »Es geht um Miss Moran. Sie kannten sie doch – oder?«
    »Kann sein.« Die Augen der Frau verengten sich. »Sie ist tot.«
    »Und?«
    »Mein Name ist Jane Collins. Ich bin Privatdetektivin und außerdem eine Bekannte der Toten. Darf ich eintreten?«
    Die Frau zögerte. Dann sagte sie: »Gut, Miss Collins, treten Sie näher.«
    »Darf ich Ihren Namen erfahren?«
    Die Frau ließ Jane vorbeigehen, »Ich bin Marga.« Einen Nachnamen gab sie nicht an.
    Jane betrat einen langen Flur. Keine Scheinwerfer, keine Helligkeit. Nur an der Decke brannte eine trübe Funzel. Vom Flur zweigten mehrere Türen ab.
    Marga führte die Detektivin auf die letzte Tür zu. Sie befand sich am Kopfende des Flures und war schwarz gestrichen. »Treten Sie ein.«
    Jane betrat einen fast kahlen Raum. Leere Wände, keine Möbel, nur ein Laufsteg, der das große Zimmer teilte. Durch die Fenster fiel das Licht einer Reklame. Es malte jedesmal zuckende Kringel auf den Fußboden. »Was kann ich für Sie tun, Miss Collins?«
    »Kurz bevor sie starb, erzählte mir Sandra, daß Sie auf eine Tournee mit den Mädchen gehen würden. Stimmt das?«
    »Ja. Ich wüßte allerdings nicht, was das mit ihrem Ableben zu tun hat.«
    Und jetzt bluffte Jane. »Sie hat mir noch mehr erzählt…«
    »So? Was denn?«
    »Können Sie sich das nicht denken, Marga? Es fiel zum Beispiel der Begriff der Schwarze Tod.«
    Die Frau hob ihre mageren Schultern. »Damit kann ich nichts anfangen«, erwiderte sie.
    »Das war aber nicht alles. Sandra sagte zum Beispiel, daß sie nach ihrem Tod auferstehen würde. Als lebende Leiche.«
    Marga lachte auf. Es klang verdammt unecht. »Spinnereien einer Sterbenden, mehr nicht. Haben Sie sonst noch etwas auf dem Herzen, Miss Collins?«
    »Ja. Ich hätte gern Mr. Azarin gesprochen.«
    »Er ist nicht da.«
    »Wirklich nicht?«
    »Mißtrauen Sie meiner Antwort?«
    Jane Collins lächelte. »Wenn ich ehrlich sein soll – ja.«
    »Bitte verlassen Sie das Haus!« forderte Marga.
    Jane blieb und fragte weiter. »Wo soll die Tournee denn hingehen? Ich meine, Sie haben sicherlich noch andere Mädchen unter Vertrag. Kann ich eines von ihnen sprechen?«
    »Nein.« Demonstrativ ging Marga zur Tür und hielt sie auf. »Ich möchte Sie hier nicht mehr sehen, Miss Collins. Ich weiß nicht, welchen Verdacht Sie gegen mich hegen, doch solange Sie mir nichts beweisen können, haben Sie hier nichts zu suchen.«
    Jane lächelte. »Regen Sie sich nicht auf, ich verschwinde schon. Bestellen Sie Mr. Azarin einen schönen Gruß.« Jane Collins betrat den Gang.
    Und da spürte sie die Gefahr. Etwas hatte sich in der Wohnung verändert. Sie sah zwar keine Personen – der Flur lag nach wie vor leer vor ihr, und doch merkte sie den Hauch des Bösen, der unsichtbar in der Luft schwebte. Sie blieb stehen, wandte sich um.
    Im Türrechteck stand Marga. Sie hielt die Hände auf dem Rücken verschränkt, und Jane glaubte ein wissendes Lächeln in ihren Mundwinkeln zu sehen.
    Die Detektivin ging weiter. Sie näherte sich bereits dem Ausgang, als sie hinter sich das Knarren einer Tür vernahm. Eiskalt rieselte es Jane den Rücken hinunter. Eine Stimme. Leise, akzentuiert und unheimlich. »Ich hörte, Sie wollen mich sprechen, Miss…«
    Geh! warnte Jane eine innere Stimme. Geh sofort, oder die Falle schnappt zu!
    Doch Jane Collins reagierte gegen die Warnung. Sie wandte sich um und erwiderte: »Ja, ich wollte mit Ihnen reden, Mr. Azarin. So heißen Sie doch – oder?«
    Der Mann nickte, und Jane Collins hatte Zeit, ihn genauer zu betrachten.
    Er war kein Europäer. Seine Wiege mußte irgendwo in der Levante gestanden haben, aber auch das Blut eines Inders floß durch seine Adern. Der Mann strahlte etwas Geheimnisvolles, Rätselhaftes aus. Vielleicht waren es aber auch die Augen, die Jane in ihren Bann zogen und sie schaudern ließen. Azarin trug einen dunklen Anzug, dazu ein helles Hemd und eine sorgfältig gebundene Krawatte. Das schwarze Haar lag wellig auf seinem Kopf, das schmale Gesicht hatte etwas Asketisches. Eine Kerbe spaltete
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