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0009 - Der Hexenmeister

0009 - Der Hexenmeister

Titel: 0009 - Der Hexenmeister
Autoren: Gerhart Hartsch
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Flucht.
    Zamorra bekam Bewegungsfreiheit, erreichte in letzter Sekunde den Ausstieg und zog sich erschöpft in den Gang, der sich hier, tief unter der Erde, weiter in den Berg grub, jetzt leicht ansteigend.
    Am Ende des Felsganges lag die Kultstätte der Sekte. Dort mußte Manasse sein. Und Nicole Duval.
    Zamorra taumelte hoch.
    Nach wenigen Schritten war sein Weg zu Ende.
    Eine blutrote Hecke schoß aus dem Boden. Tausende von Nesselfäden züngelten wie Schlangen. Es gab keine Möglichkeit, diese Barriere aus eigener Kraft zu besiegen.
    Da versuchte es Zamorra wieder mit dem Amulett. Er hielt es vor sich, schritt entschlossen auf die unheimliche lebende Mauer zu.
    Er prallte zurück.
    Die Nesselfäden versprühten ihr Gift. Das Zeug schmerzte höllisch. Dagegen war eine Brennessel nichts. Dieses Toxin drang durch die Haut, verursachte feurige Qualen. Es lähmte jeden Angreifer.
    Langsam ging Zamorra in die Knie.
    Die Hecke rückte vor wie auf ein geheimes Kommando. Sie schloß die sichere Beute ein, bereit, sie zu verdauen.
    Zamorra hob das Amulett, rief weißmagische Formeln, die er von seinem Studien der Parapsychologie her kannte. Sie unterstützten die Macht des Amuletts.
    Es schien, als weine die Hecke. Rote Flüssigkeit trat aus den wippenden Enden der rätselhaften Pflanze. In dicken Tropfen fiel das Sekret zu Boden, eine geruchlose, klebrige Flüssigkeit.
    Die Hecke trocknete aus.
    Das Gebilde fiel in sich zusammen, gab den Weg frei, lag verdorrt und nutzlos am Boden. Es raschelte leise.
    Zamorra schritt wie über getrockneten Tang. Die Wirkung der Nesselfäden war aufgehoben.
    Zamorra konnte aufatmen.
    Noch immer stieg die Strecke an, verbreiterte sich jetzt.
    Und dann stand Zamorra am Eingang der Kultstätte!
    Nicole Duval lag nackt und regungslos auf dem schwarzen Opferstein der Mysterienbrüder. Sie schien tot zu sein. An einer Wunde an der Stirn stand geronnenes Blut.
    »Nicole!« rief Zamorra entsetzt.
    Er vergaß selbst Manasse, der sich nicht blicken ließ, stürzte nach vorn, beugte sich über seine Sekretärin.
    Der Körper Nicole Duvals war noch nicht kalt. Sie lag wohl eher in einem totenähnlichen Schlaf. Im Raum roch es nach Weihrauch und Myrrhe. Vor dem merkwürdig geformten Kreuz der Albigenser, das sich drohend am Kopfende des Basaltblocks erhob, qualmte der siebenarmige Leuchter. Die Kerzen verströmten einen betäubenden Duft, fast wie asiatische Räucherstäbchen.
    In einer Silberschale lagen die bizarren Kultgeräte der Sekte. Welche schwarze Messe war hier zelebriert worden?
    Ein Messer war blutbefleckt.
    Zamorra spürte ein Frösteln zwischen den Schulterblättern. Todeskälte verbreitete sich im Raum.
    Der Professor wirbelte herum.
    Manasse trat aus der Wand, als existiere sie nicht. Sie bedeutete kein Hindernis für ihn.
    In der Hand hielt der schwarze Abt das Totenbuch der ›Sekte der Verzehrenden Wahrheit‹. Das schwarze Werk wurde durch sieben goldene Spangen verschlossen. Wenn ein Unberufener es berührte, zog er sich schwerste Verbrennungen zu.
    Zamorra wußte um diese mörderische Wirkung.
    Und als ihm Manasse den Folianten entgegenhielt, als wolle er sich ergeben, den aussichtslosen Kampf abbrechen, da trat Zamorra einen Schritt zurück. Seine Rechte fuhr an die Brust, wo sein Amulett hing…
    ***
    Die fröhlichen Zecher in Armands Gasthof wurden jäh ernüchtert durch die Schreckensmeldung, in Odile Blanches Kate tobe ein Verrückter, ein Besessener, ein Geschöpf Manasses.
    Eine alte Frau, an allen Gliedern zitternd, brachte die Botschaft. Sie war kaum in der Lage, eine klare Aussage zu machen. Aus schierer Neugier hatte sie den Hof der roten Hexe betreten, die Abwesenheit Odile Blanches ausnutzend, die mit Romain Lassus zum Col de la Chutte unterwegs war. Vielleicht war es auch der Wunsch gewesen, belastendes Material gegen die Hexe zu finden.
    So hatte die alte Frau, ständig Gebete murmelnd, das Anwesen betreten, freudig begrüßt von dem schweifwedelnden Hund der roten Hexe. Das Wohnzimmer präsentierte sich in erstaunlicher Sauberkeit, und die Einrichtung verriet zum Ärger der Besucherin Geschmack.
    Dann hatte jemand geschrien…
    Hals über Kopf war die alte Frau geflohen, sicher, daß finstere Geister das Anwesen der roten Hexe schützten.
    Die Männer, die dem atemlosen Bericht gelauscht hatten, faßten Mut. Vincent Valadin beschloß, der Sache auf den Grund zu gehen.
    Die Menge machte sich auf den Weg.
    Alle bekreuzigten sich beim Anblick der Basilika, die stumm
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