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Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)

Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)

Titel: Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)
Autoren: Annie West
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ihm. Es war eine Qual, zu wissen, dass er versagt hatte. Und noch dazu in dieser Dunkelheit gefangen zu sein. Hätte er doch …
    „So, hier ist der Verbandskasten.“ Wieder diese klare melodische Stimme.
    „Schön, dass Sie mich problemlos gefunden haben.“ Sein Sarkasmus war ein schlechter Dank für ihre Hilfsbereitschaft, doch Declan musste seine grenzenlose Frustration irgendwie abreagieren. Seine üblichen Methoden, überschüssige Energie abzubauen – Skifahren, Klettern und Sex – waren ihm ja leider verwehrt.
    Obwohl, Sex war möglich. Er musste nur jemanden wie seine propere Haushälterin dazu bringen, eine seiner Exgeliebten anzurufen. Ob Ms Daniels die forsch-fröhliche Art dann vergehen würde?
    Aber Sex aus Mitleid, darauf konnte er verzichten. Und nichts anderes wäre es.
    Wieder verspürte er den lodernden Zorn, der ihn von innen her auffraß. Welche Frau würde ihn jetzt noch wollen?
    Nein, er wollte kein Mitleid. Er würde nicht dankbar die Brocken aufsammeln, die andere ihm hinwarfen, jetzt, da er nur noch ein blasses Abbild seiner selbst war. Es reichte, wenn seine Ärzte glaubten, ihn mit der vagen Aussicht auf Heilung aufmuntern zu müssen. Ohne Garantie, natürlich.
    „Ihr Fuß tut sicher weh.“
    „Sie müssen es ja wissen.“ Schon im Krankenhaus war es ihm auf die Nerven gegangen, dass jeder ihm sagte, was das Beste für ihn sei und wie er sich zu fühlen habe. Er hatte die Klinik auf eigene Verantwortung vorzeitig verlassen und sich hierher zurückgezogen, um seine Ruhe zu haben.
    „Es war nur eine Vermutung. Sie sind ziemlich unleidlich. Ich nehme mal an, dafür gibt es einen Grund.“
    Seine Mundwinkel zuckten, was sich fast wie ein Lächeln anfühlte. Er hatte seit dem Unglück in den Bergen nicht mehr gelächelt.
    „Wo bleibt Ihr Mitgefühl mit dem armen Invaliden?“
    „Da, wo auch Ihre Manieren geblieben sind.“ Behutsam hob sie seinen verletzten Fuß an und bettete ihn auf eine weiche Unterlage, ein zusammengefaltetes Handtuch vermutlich, das auf ihrem Schoß lag. Irgendwie gefiel ihm die Vorstellung, dass sie vor ihm auf dem Boden kniete.
    „Außerdem“, setzte sie hinzu, „sind Sie kein Invalide.“
    Na wunderbar, dachte er. Noch so eine Frohnatur.
    „Und wie würden Sie das nennen?“ Zornig deutete er auf seine dunkle Brille.
    „Nur weil Sie nicht sehen können, sind Sie noch lange nicht schwerbehindert. Der Mann, den ich eben eine Bahn nach der anderen schwimmen sah, ist fitter als die meisten Leute, die ich kenne.“ Sie hielt seinen Fuß fest. „Das könnte jetzt etwas wehtun.“
    Es tat höllisch weh, aber er war Schmerzen gewöhnt. Mit dem verletzten Bein wieder laufen zu lernen hatte ihn mehr Mut und Überwindung gekostet als alles, was er je zuvor getan hatte. Mehr noch als der Entschluss, in jungen Jahren seiner Familie den Rücken zu kehren und aus eigener Kraft sein Geschäft aufzubauen.
    „Die meisten Menschen sehen, was sie tun.“
    „Soll ich deshalb Mitleid mit Ihnen haben?“
    „Nein!“ Nur das nicht.
    Zum Teufel, er wusste doch selbst nicht, was er wollte. Nur dass er wohlmeinende Mitmenschen, die ihm rieten, immer schön positiv zu denken, gründlich satthatte.
    „Gut.“ Sie presste etwas auf die Wunde. „Ich glaube nicht, dass es genäht werden muss, aber ich möchte die Blutung stillen, bevor ich den Verband anlege.“
    „Sie kann wohl gar nichts erschüttern?“ Er fragte sich, was für ein Mensch seine Haushälterin war. Woher nahm sie den Mumm, ihrem grantigen Boss so gelassen Paroli zu bieten?
    „Ich will nur verhindern, dass es sich entzündet.“ Kein Hauch von Ungeduld lag in ihrer Stimme. Sie erinnerte ihn an seine frühere Kindergärtnerin, die randalierende kleine Jungs mit einem einzigen strengen Blick zur Vernunft bringen konnte.
    „Warum lächeln Sie?“
    „Tue ich das?“ Er beeilte sich, seine Mundwinkel unter Kontrolle zu bringen.
    „Achtung, jetzt wird es noch mal unangenehm.“
    Gut so, der Schmerz würde ihn zur Vernunft bringen. Es brannte wie Feuer, als sie die Wunde desinfizierte.
    „Wie sehen Sie aus, Ms Daniels?“
    Sie zögerte. „Durchschnittlich.“
    „Und weiter?“
    „Ist das wichtig?“
    „Tun Sie mir den Gefallen. Stellen Sie sich vor, dies wäre das Bewerbungsgespräch, das wir nie geführt haben.“
    „Soll das heißen, meine Anstellung ist in Gefahr?“ Jetzt klang sie auf einmal gar nicht mehr kühl und beherrscht, sondern ziemlich beunruhigt.
    „Nein, ich bin nicht verrückt. Nur
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