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Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Titel: Zwischen Pflicht und Sehnsucht
Autoren: Deb Marlowe
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wirken, sie jedoch zusammen mit ihrem Onkel nach unten reißen, sodass sie für Charles auf immer unerreichbar war.
    Sie bemühte sich, ihre Freude für ihn auszudrücken, doch sogar für sie selbst klangen ihre Worte hohl. „Sobald die Wahrheit ans Licht kommt, wirst du in wenigen Wochen wieder auf dem besten Weg ins Ministerium sein.“ Und wieder auf der Suche nach der perfekt passenden Gattin. Tränen stiegen aus der Tiefe ihrer Seele auf. Sie wandte sich ab. „Bitte, ich möchte allein sein.“
    „Nein, möchtest du nicht.“ Er näherte sich ihr voll zärtlicher Sorge. „Du musst das nicht allein durchstehen.“
    „Ich bitte dich, mach es nicht noch schwerer für mich.“
    „Ich versuche dir zu helfen, nicht es dir schwer zu machen. Ich weiß, wie du dich fühlen musst. Lass mich dir helfen.“
    Sie verspürte einen Anflug von Ärger. Wie konnte er auch nur erahnen, wie sie sich fühlte? Dann dachte sie daran, dass sie nicht die einzige Betrogene war.
    Aber er hatte es bemerkt und verstand sie. „Nein, du hast recht. Nichts ist dem vergleichbar, was er dir so kaltblütig angetan hat. Ich könnte ihn eigenhändig umbringen. Ich weiß nicht, wie du dich fühlst. Sag es mir.“
    Sophie schlang sich die Arme um den Oberkörper. „Ich fühle mich nackt. Verletzlich.“
    Seine Lippen streiften ihr Haar. „Nein. Gestern waren wir verletzlich und allein. Dann sind wir hier zusammengekommen, an eben diesem Ort, und heute sind wir gemeinsam stark.“
    „Wie sehr ich mir das wünschen würde“, flüsterte sie.
    „Aber es ist wahr.“ Er nahm ihre Hände. „Was mich betrifft, ist nur das wichtig, was gestern Nacht geschehen ist. Heute haben wir vielleicht einige Geheimnisse aufgedeckt, doch letzten Endes ändert das nichts.“
    Sie starrte ihn an. „Bist du toll? Das ändert alles! Es ändert meine Vergangenheit und unsere Zukunft.“
    „Die Vergangenheit ist vergangen.“ Er ließ eine ihrer Hände los und legte die Hand auf ihre Wange. „Die Zukunft gehört uns, wir können sie formen.“
    Uns. Das musste in jeder Sprache der Welt das schönste Wort sein. Sie schmiegte das Gesicht in seine Hand. Er zog sie an sich und küsste sie. Ein weicher, süßer Kuss voller Versprechungen. Einen Moment lang verlor sie sich darin.
    Dann presste er das Gesicht an ihre Haare. Sein warmer Atem streifte ihr Ohr, sandte einen süßen Schauer durch ihren ganzen Körper und entzündete brennendes Verlangen. „Keiner muss es wissen, wenn du nicht willst. Wir müssen niemandem erzählen, was er getan hat.“
    Ein Eimer kaltes Wasser hätte die Flamme in ihr nicht gründlicher auslöschen können. War es das, was er wollte? Mehr Geheimnisse? Mehr Lügen?
    „Nein. Das kommt nicht in Frage.“ Sie stieß ihn weg. „Hast du diese Lektion noch nicht begriffen? Ich habe gesehen, was das Gewicht deiner Geheimnisse aus dir gemacht hat. Glaubst du, ich will noch mehr dazu beitragen? Würdest du von mir verlangen, eine derartige Bürde zu tragen?“
    Er erstarrte, und die ach so vertraute Maske war wieder da. „Ich weiß nicht, was du meinst.“
    Sophie wurde immer wütender. „Du redest daher, als würdest du das wirklich glauben: ‚Die Vergangenheit ist vergangen‘. Soll ich nach dem gehen, was du sagst oder was du tust, Charles?“
    Er antwortete nicht.
    „Siehst du, sogar jetzt schließt du mich aus. Mein Leben, meine Seele liegen vor dir bloß, und nach wie vor verschließt du dich mir. Sogar nach all dem vertraust du mir immer noch nicht.“
    „Du redest Unsinn.“ Nun wurde er zornig.
    „Du baust schon wieder eine Mauer auf, um mich fernzuhalten.“
    „Hör auf.“ In den Ärger in seiner Stimme mischte sich Verzweiflung. „Du bildest dir das ein.“
    „Wirklich? Du hast also keine Geheimnisse? Dann erklär es mir, Charles. Sag mir, wie du darauf kommst, du hättest deinen Bruder getötet.“
    Einmal hatte Charles beim Faustkampftraining einen Hieb eingesteckt, der ihm den Atem genommen hatte. Minutenlang hatte er dagelegen und nach Luft geschnappt wie ein Fisch auf dem Trockenen. Aber nicht einmal dieser Schlag hatte ihn so hart getroffen wie Sophies Worte. Er starrte sie sprachlos an.
    „Das ist es, nicht wahr? Die Wahrheit, die du so angestrengt zu verbergen versucht hast? Oder vielmehr dieser ausgemachte Unsinn, den du als Wahrheit akzeptiert hast.“
    Er konnte nicht denken, keine zusammenhängende Antwort formulieren. Er konnte nur dastehen und abwarten, bis die Panik nachließ.
    „Du weißt nicht, wovon du
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