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Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Titel: Zwischen Pflicht und Sehnsucht
Autoren: Deb Marlowe
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ein junger Narr ohne jede Manieren.“ Sein Gesicht verzerrte sich, und er taumelte einen Schritt vorwärts, fing sich aber und warf Charles einen Blick voller Abscheu zu. „Sie haben keine Ahnung, was Sie angerichtet haben. Sie werden für heute Abend bezahlen.“ Gebieterisch streckte er die Hand nach Sophie aus. „Komm, Nichte. Ich denke, es ist das Beste, wenn du und ich gemeinsam mit den Ashfords aufbrechen.“
    Doch jetzt war auch Charles auf den Beinen. „Glauben Sie, ich werde Sie in ihre Nähe lassen? Ich fürchte, Sie verstehen nicht, Lord Cranbourne. Ich weiß, was Sie sind. Mehr Schlange als Mensch. Kaltherzig und intrigant. Glauben Sie, ich sehe zu, wie Sie ihre Zukunft für Ihre eigenen selbstsüchtigen Ziele zerstören?“ Er zeigte auf die Tür. „Sie haben recht, Sie werden abreisen, aber ohne Sophie. Ich werde aller Welt von Ihrer Niedertracht berichten, wenn Sie auch nur daran denken, in ihre Nähe zu kommen.“
    „Und was erwarten Sie, wem man glauben wird, Junge? Wessen Wort wiegt mehr? Sie können nichts beweisen“, fauchte Cranbourne. Sein Gesicht war bleich, und er schwitzte.
    „Ich habe jede Menge Beweise. Einige belastende Zeugen, sogar die Bestätigung aus Ihrem eigenen Haushalt. Es sollte ein Leichtes sein, das einem Richter darzulegen.“
    „Nein“, ächzte Cranbourne. Er hielt sich den linken Arm, machte einen Schritt auf die Tür zu, kippte zur Seite und stürzte zu Boden.
    „Mein Tonikum“, flehte er. „In meinem Zimmer.“
    „Mutter“, sagte Charles, und der Zorn schwand aus seinem Gesicht, aber Lady Dayle klingelte schon nach Hilfe.

18. KAPITEL
        
    Ein Teil von Sophie wollte reglos im Angesicht der Schmerzen ihres Onkels bleiben, genau wie er sich jahrelang ihr gegenüber verhalten hatte. Sie konnte es nicht. Während Charles sich um Hilfe kümmerte und nach einem Arzt schickte, wandte sie sich ab und weigerte sich hinzusehen, als Lord Cranbourne von zwei Dienern hinausgetragen wurde. Sie nahm Lady Dayles kurze Umarmung an, blieb aber zum Fenster gewandt, als die Viscountess ging, um sich um den kranken alten Mann zu kümmern.
    Das Haus war in heller Aufregung. Gäste verlangten zu wissen, was geschehen war. Der Dorfarzt traf ein und wurde nach oben geleitet. Kammerdiener und Hausmädchen hasteten mit Tüchern und Wasser hin und her.
    Mitten in all dem Aufruhr stand Sophie und wartete. Sie wartete darauf, zu erfahren, ob ihr Onkel überleben oder sterben würde. Sie wartete darauf, dass ihre widerstreitenden Gefühle sich so weit beruhigten, um sich klar zu werden, welche Alternative ihr lieber war.
    Schließlich wurde es wieder ruhig im Haus. Sophie hörte, wie der Arzt abfuhr. Sie bemerkte Lady Dayle nicht, bis sie fast bei ihr war.
    „Sophie, liebes Kind. Geht es Ihnen gut?“
    „Ist er …?“ Sophie konnte nicht zu Ende sprechen.
    „Nein, Liebes. Aber er ist schwach und muss sich ausruhen.“ Sie hielt inne und legte Sophie die Hand auf die Schulter. „Der Arzt sagt, man kann nicht sicher sein, aber er bezweifelt, dass Lord Cranbourne noch viel Zeit bleibt. Es könnten nur Wochen sein, meint er.“
    Sophie antwortete nicht.
    „Er möchte Sie sehen, Liebes.“
    „Nein“, antwortete Sophie schnell. Eines war sicher: Sie konnte ihm jetzt noch nicht gegenübertreten.
    „Ich fürchte, Sie haben keine Wahl. Egal, was er getan hat, er verdient die Gelegenheit zu beichten, um wenigstens zu versuchen, etwas von dem Übel, das er angerichtet hat, wiedergutzumachen. Bevor es zu spät ist.“
    Sophie schüttelte den Kopf.
    „Ich glaube, Sie müssen es genauso dringend hören, wie er es erzählen muss“, beharrte Lady Dayle. „Und wenn Sie es nicht für ihn oder für sich selbst tun wollen, dann tun Sie es für Charles. Ich werde nach ihm schicken.“
    Gegen ihren Willen ließ sich Sophie schließlich überreden. Zögernd betrat sie an Lady Dayles Arm den Raum, in den ihr Onkel gebracht worden war.
    In dem großen Bett wirkte er dünn und kläglich. Seine Haut hatte fast den Ton der Laken angenommen. Sie hörte das Rasseln seines Atems schon von der Tür aus.
    Charles und sein Bruder traten hinter ihr ein. Beide sahen so betreten aus, wie sie sich fühlte. Die Viscountess zog Sophie zu einem Stuhl neben dem Bett.
    Mühsam öffnete ihr Onkel die Augen. Sofort entdeckte er Sophie, und er seufzte. Sein Blick irrte zu Charles, der an der Tür stand, und kehrte zu ihr zurück.
    „Nichte.“ Er sprach kaum hörbar.
    „Onkel“, erwiderte sie. Aus irgendeinem
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