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Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Titel: Zwischen Pflicht und Sehnsucht
Autoren: Deb Marlowe
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monumental ich in meinem Leben versagt habe. Aber weißt du, Sophie, sosehr Frauen auch das Reden und das gegenseitige Vertrauen schätzen, glaube ich doch, es gibt einen Punkt, an dem zwei Menschen zu viel voneinander wissen können.“
    Er wich zurück, um dem emotionalen Abstand, den er brauchte, entsprechend einen körperlichen Abstand zu schaffen. „Wir beide wissen nun das Schlimmste vom anderen. Du fürchtest, du könntest wieder verletzt werden, und ich bin genau der selbstsüchtige Idiot, der das tut.“
    Mitgefühl und Verständnis lagen in ihrem Blick. Er wollte es nicht sehen.
    „Du bist zu hart mit dir selbst. Das hat so lange an dir genagt. Jetzt, da du dich deinen Dämonen gestellt hast, können deine Wunden heilen. Du musst lernen, Frieden mit dir selbst zu schließen, Charles. Nur dann kannst du das hinter dir lassen.“
    „Nein. Die Einzigen, deren Vergebung ich brauche, sind tot.“
    „Charles, bitte.“
    „Du wirst mich nie wieder so sehen. Ich könnte es nicht ertragen.“ Er wandte sich ab. „Ich kann dich kaum anblicken, nun da du es weißt.“
    Er fürchtete, dass sie ihn drängen würde. Sie tat es nicht. Einige Minuten lang stand sie stumm da. Dann straffte sie die Schultern und atmete tief durch. „Du hast unrecht, Charles. Es gibt nur eine Person, deren Vergebung du brauchst. Deine eigene.“
    Sie legte die Hand auf seine Brust. „Heute war eine sehr schwere Nacht für uns beide. Ich glaube, wir müssen ein paar wichtige Entscheidungen treffen. Geben wir uns etwas Zeit, um das alles zu verarbeiten. Wenn du den Punkt erreichst, an dem du bereit bist, die Vergangenheit loszulassen und an die Zukunft zu denken, komm zu mir.“ Sie senkte die Stimme zum Flüstern. „Ich warte auf dich.“
    Sie gab ihm einen schnellen Kuss und ging.
    Am Morgen waren die Ashfords fort. Ebenso Sophie. Auch Mr. Huxley war abreisebereit. Und obwohl Charles’ Meinung nach Lord Cranbourne nichts mehr verdiente, als diese Welt für immer zu verlassen, erklärte der Arzt, dass er heute etwas kräftiger war.
    In stiller Übereinkunft begannen die übrigen Gäste nach dem Frühstück mit den Abreisevorbereitungen. Sie werden jahrelang von der Geschichte meiner verdorbenen Einweihungsfeier zehren, dachte Charles bitter. Er ging ihnen aus dem Weg und hielt sich vor dem Stall auf, um Mr. Cardea abzufangen, bevor er verschwand. Im hellen Sonnenschein hielt er die Zügel des Pferdes, während Sophies Cousin seine kleine Satteltasche befestigte.
    „Ich will wissen, inwieweit er Sie in der Hand hatte“, sagte Charles.
    Mateo tat nicht einmal so, als würde er nicht verstehen. „Er kannte ein paar Einzelheiten aus meiner wilden Jugend. Damals hielt ich Freibeuterei für glamouröser als das Reederei-Geschäft.“ Verblüfft sah Charles, dass der Mann ihm doch tatsächlich zuzwinkerte. „Es fiel mir nicht schwer zu tun, was der Alte wollte. Neben der Geheimhaltung dieser Jugendsünden bot er mir eine finanziell vorteilhafte Verbindung an. Und wer wäre nicht gerne mit der hübschen Sophie verheiratet?“
    Charles knirschte mit den Zähnen, aber Cardea wurde ernst, als er ihm die Hand reichte. „Behandeln Sie sie nur ja anständig. Ich habe ihr versprochen, dass wir wieder eine Familie sind.“ Sein Griff wurde fester. „Ich kenne noch ein paar schmutzige Tricks von früher.“
    Charles antwortete nicht. Er sah ihm nur nach, wie er aufstieg und davonritt.
    Lord und Lady Avery bedankten sich überschwänglich bei Charles, bevor sie abreisten. Dann waren endlich alle bis auf ihn selbst, die Viscountess und Cranbourne in seinem Krankenzimmer fort. Charles wanderte durch das leere Haus, sah Sophie in jeder Ecke und wusste, wie unrecht er in so vielen Dingen gehabt hatte.
    Er suchte seine Mutter und fand sie schließlich im Roten Salon. Dort saß sie und betrachtete stumm das Familienporträt über dem Kamin.
    Charles lächelte schwach und setzte sich zu ihr. Mit einem kleinen Seufzer legte seine Mutter den Kopf an seine Schulter. Er atmete tief ein, nahm ihre Hand und erzählte ihr alles. Er ließ nichts aus, sprach von Phillip und seinem Vater und seinen fruchtlosen Versuchen, es wiedergutzumachen. Sie weinte. Jede Träne brach Charles’ Herz ein Stückchen weiter auf. Da sie immer noch seine Mutter war, schimpfte sie ihn dann aus, tröstete ihn und vergab ihm schließlich.
    Danach erzählte er ihr von Sophie. Von ihrer Kindheit bis zu ihrer jetzigen stürmischen Beziehung und wie er sie, von Schuldgefühlen und
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