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Zwischen Krieg und Terror

Titel: Zwischen Krieg und Terror
Autoren: Ulrich Tilgner
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Wort halten und im Gouverneursrat der IAEA verhindern, dass das iranische Atomproblem an den Weltsicherheitsrat verwiesen wird, erfüllt Iran seine Zusage, mit der IAEA zusammenzuarbeiten, nur teilweise. Trotz der Vereinbarung mit den Europäern verheimlicht die Islamische Republik weiterhin bedeutende Teile ihrer Forschungsarbeiten und meldet der Behörde in Wien unter anderem nicht den Besitz von in Pakistan gekauften P-2-Zentrifugen. Der Schwindel fliegt auf, weil Libyen Washington und London über Details eines weltweiten geheimen Handelsnetzes für waffenrelevante Atomtechnologie informiert, an dem auch Iran beteiligt ist.
    Offensichtlich hat die Teheraner Führung ihre den europäischen Außenministern gegebenen Zusagen nicht eingehalten. Zwar behauptet Iran, die Zentrifugen seien nicht benutzt worden, doch ungeklärt bleibt, warum der Kauf verheimlicht wurde und für welchen Einsatz die modernen Zentrifugen vorgesehen sind. Möglicherweise sollen auch keine Hinweise auf das Programm aus der Endphase des iranisch-irakischen Krieges gegeben werden.
    Rohani räumt in seiner Rede weitere gravierende Brüche der Absprachen mit den Europäern ein. Demzufolge wurden vom Iran nur solche Teile der Atomanlagen stillgelegt, die wegen technischer Probleme ohnehin nicht einsatzbereit waren, während in anderen Werken produziert beziehungsweise die Produktion vorbereitet wird.
    Dieser schwere Vertrauensbruch gegenüber den Europäern konnte bis heute nicht gekittet werden. Auch der Kauf von Laserausrüstungen, mit denen Uran angereichert werden kann, wird der IAEA verschwiegen. Rohani allerdings spielt das Nichteinhalten der Übereinkunft herunter: »Wir haben in allen Fällen die Wahrheit gesagt, aber es ist möglich, dass wir unsere Mitteilungen manchmal ein bisschen verspätet gemacht haben.« 14

Der Lieferant aus Pakistan
    Als Libyen den USA und Großbritannien 2003 die Lieferanten für das eigene militärische Atomprogramm nennt, werden damit auch die verdeckten Aktivitäten Irans bekannt. Geschäftsleute, die über verschwiegene Kanäle Ausrüstungen zum Bau einer Bombe beschaffen, haben Iran Zentrifugen verkauft. Frontmann dieser Atommafia ist der aus Sri Lanka stammende Buhary Seyed Abu Tahir, der auf der Gehaltsliste des pakistanischen Atomkonstrukteurs Abdul Kadir Khan steht. Abu Tahir organisiert für Kadir Khan aber auch die Atomlieferungen an Libyen: Im Oktober 2003 werden auf dem deutschen Schiff BBC China Bauteile einer Anlage zur Anreicherung von Uran gefunden, die für Libyen bestimmt sind. 15
    Abu Tahir hat eine bemerkenswerte Karriere vorzuweisen. Seit den achtziger Jahren leitet er die in Dubai ansässige Firma »SMB Group«. 1985 lernt er Kadir Khan kennen und steigt ins Atomgeschäft ein. 1995 organisiert er den Transport von zwei Containern mit Zentrifugen von Pakistan nach Iran. Abu Tahir wird nach Aufdeckung der Libyengeschäfte verhaftet. Bei seiner Vernehmung in Malaysia erklärt er, Iran habe für die Lieferung drei Millionen Dollar bezahlt. 16 Libyen kontaktierte Kadir Khan ein weiteres Mal im Jahre 1997, so Abu Tahir in seinen Aussagen weiter. Und 2001 verkauft Kadir Khan den Libyern angereichertes Uran, das direkt aus Pakistan angeliefert wird. Zentrifugen des Typs P1 erhält Libyen während des letzten US-Krieges in Afghanistan gegen die Taliban.
    Kadir Khan unterhält bereits seit den achtziger Jahren ein geheimes Netzwerk zur Beschaffung der erforderlichen Technik für das pakistanische Atomprogramm. Es sind vor allem Ingenieure und Firmen aus Mitteleuropa, die dem Land ihr Knowhow verkaufen. In dieser Zeit entwickeln sich auch Kadir Khans erste Kontakte mit dem Iran. Damals überließ er der Regierung in Teheran sogar zumindest einige Pläne zum Bau von Zentrifugen für die Anreicherung von Uran, und 1987 verkaufte er sie dorthin. Die Islamische Republik will Zehntausende dieser ersten pakistanischen Zentrifugen - deshalb auch P1 genannt - nachbauen. Kadir Khan kann Iran beliefern, weil er aus Europa, vor allem aus Holland, Deutschland und Frankreich, Materialmengen nach Pakistan importiert, die den Bedarf für den Bau der pakistanischen Atombomben bei weitem übersteigen. Diese ersten Exporte des Managers des pakistanischen Atomprogramms blieben über viele Jahre geheim, sie zeigen aber die zentrale Bedeutung, die Kadir Khan bei der Verbreitung der militärischen Atomtechnologie
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