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Zwischen Krieg und Terror

Titel: Zwischen Krieg und Terror
Autoren: Ulrich Tilgner
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Angelegenheiten der Atomenergie befassen, erhielten Handlungsmöglichkeiten, die sie davor nicht hatten: weniger Papierkram, weniger Verbote und mehr Möglichkeiten für die Entwicklung von Atomenergie. Daraufhin schrieben die westlichen Medien immer öfter, Iran baue an einer Bombe. Das war im September 2002. Kurz danach schaltete sich auch die IAEA ein. Sie begann diverse Fragen zu stellen, um herauszufinden, ob sich das alles noch im legalen Bereich bewege oder ob der Iran heimlich aktiver sei, als man in der Öffentlichkeit denke.« 7
    Die Islamische Republik arbeitet mit Hochdruck an ihrem Atomprogramm, andere Deutungen lassen diese Ausführungen gar nicht zu. Und es wird auch deutlich, dass die Verantwortlichen Anweisung haben, im Geheimen vorzugehen. Bei der Beschaffung der erforderlichen Geräte und Anlagen werden unkonventionelle Wege beschritten und Importe verdeckt organisiert. Das geplante Umgehen der Exportbeschränkungen anderer Länder kann eine der Konsequenzen dieser »größeren Freiheiten« sein, die den Projektplanern eingeräumt werden. Doch die Aktivitäten fallen auf, in Wien schrillen die Alarmglocken. Die Atomenergie-Behörde entdeckt, dass Iran unkontrolliert ein Atomprogramm entwickelt.
    Aber es kommt nicht zur Krise, weil im Herbst 2002 der bevorstehende Irakkrieg alle anderen Probleme des Nahen und Mittleren Ostens in den Hintergrund drängt. Irans Atomprogramm verschwindet wieder von den Titelseiten, obwohl die Atomenergie-Behörde in Wien neue Untersuchungen in die Wege geleitet hat. Mohammed Al Baradei, der Generaldirektor der UN-Organisation, fordert im Februar 2003 nach einer Besichtigung der geheim gebauten Anlage bei Natanz, in der mit Gaszentrifugen Uran angereichert werden soll, dass Iran ein Protokoll über zusätzliche Kontrollen unterzeichnet. 8 Die iranische Regierung sichert Al Baradei dann auch zu, künftig vorab Informationen über geplante neue Atomanlagen zu liefern. Iran steht unter Verdacht, Beobachtung und verstärktem Druck. Die Regierung in Teheran befürchtet, dass der Gouverneursrat der IAEA den Fall an den Weltsicherheitsrat in New York weiterleitet.
    Um diese Zuspitzung zu verhindern, versucht Iran, das Atomproblem in Zusammenarbeit mit den europäischen Staaten zu lösen. Die Regierung in Teheran möchte die während des Irakkriegs aufgetretenen Differenzen zwischen den USA und einigen westeuropäischen Staaten nutzen, um etwaige internationale Sanktionen gegen die Islamische Republik abzuwenden. Aber Verhandlungen mit den Europäern können nur erfolgreich sein, wenn Iran auf seine Bemühungen, einen geschlossenen Brennstoffkreislauf herzustellen, verzichtet. Diese Forderung, der sich auch Russland nicht verschließt, wurde zuvor von Großbritannien, Frankreich und Deutschland in einem Brief erhoben. 9
    Iran lädt im Herbst 2003 die Außenminister der drei europäischen Staaten ein, um den enormen Druck abzufedern, der international entsteht. Rohani beschreibt den iranischen Politikern in seiner Rede das Dilemma, mit dem sich die für das Atomprogramm Verantwortlichen konfrontiert sahen: »Wir wussten: Wenn wir keine komplette Übersicht über unseren Atomfall abgeben, würde die IAEA sofort erkennen, dass wir nicht bereit sind, mit ihr zusammenzuarbeiten. Schließlich hatten Länder wie China oder Russland, mit denen wir Geschäfte gemacht hatten, der IAEA alles berichtet, während wir das nicht gemeldet hatten. Wir haben nachträglich erfahren, dass die IAEA sogar über geheime Laborversuche informiert war, selbst wenn diese Jahre zurücklagen.« 10
    Im Iran ist man überrascht über die Detailkenntnisse der IAEA. Rohani erläutert an einem Beispiel die Überwachungsdichte der Wiener Behörde: »Es gab einen Test von einem Universitätsprofessor. Einer seiner Studenten schrieb darüber einen Bericht. Ein Exemplar davon lag der IAEA vor, wobei wir davon nichts wussten. Sie kannten alles, was wir geheim gehalten hatten. Es gab sogar einen Fall, der zwölf Jahre zurücklag. Als wir den Bericht abgeben mussten, fragte einer der Zuständigen der IAEA, ob wir auch über diese Sache berichten würden. Er wollte uns klar machen, dass sie bereits alles wussten.« 11 Die UN-BEHÖRDE in Wien scheint bestens informiert zu sein.
    Der Bericht des ehemaligen iranischen Chefunterhändlers lässt keine Zweifel: Iran hat sein Atomprogramm
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