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Zwischen Krieg und Terror

Titel: Zwischen Krieg und Terror
Autoren: Ulrich Tilgner
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zwischen Orient und Okzident in weite Ferne.
    Im Konflikt zwischen Israelis und Arabern zeigt sich, wohin die Anwendung von Gewalt führt, wenn darin ein Mittel gesehen wird, Frieden zu schaffen. Auch der jüngste Versuch Israels, die libanesische Hisbollah militärisch zu zerschlagen, blieb erfolglos, weil seit Jahrzehnten bestehende politische Defizite und Versäumnisse nicht durch den Einsatz von Soldaten ausgeglichen und nachgeholt werden können. Selbst wenn sich in den Kämpfen nur Hisbollah-Kommandos und israelische Truppen gegenüberstanden - auch der neue Libanonfeldzug Israels enthielt Elemente eines Stellvertreterkriegs.
    Syrien und Iran haben die libanesischen Schiiten auch aufgerüstet, um mit ihrer Hilfe den Staat der Juden unter Druck zu setzen oder sogar angreifen zu können. Solange die syrischen Golanhöhen von israelischen Truppen besetzt sind, wird das Regime in Damaskus die Hisbollah als permanente Bedrohung Nordisraels nutzen. Und für Iran bilden die Kommandos der Schiiten im Libanon sogar eine Möglichkeit, die Fehde mit dem Westen, und hier vor allem mit den USA, auszuweiten, ohne selbst direkt beteiligt zu sein.
    Die Brutalität bei den Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Arabern wurde allzu oft von Außenstehenden angeheizt. Diese Einmischung Dritter verschärft die Spannungen im Orient. Schon immer handelte es sich bei der von den arabischen Staaten propagierten Solidarität mit den Palästinensern vor allem um Lippenbekenntnisse, die in erster Linie von eigenen Schwierigkeiten ablenken oder um Unterstützung für völlig andere Zielsetzungen werben sollten. Saddam Husseins Raketen auf Israel im Jahre 1991 sind ein Beispiel dafür. Ihrem Einsatz lag die zynische Überlegung zugrunde, in der arabischen Welt zusätzliche Sympathien für den Krieg mit den USA zu erhalten. Heute nutzt Iran den Konflikt auch, um eigene Ziele im Atomstreit besser durchsetzen zu können.
    Seit der Gründung des Staates Israel wird das explosive Verhältnis von Palästinensern und Israelis durch äußere Einmischung erschwert, ohne dass die internationale Gemeinschaft sich auf ihre Verantwortung besinnt, zur Normalisierung dieser Beziehungen beizutragen - eine Verantwortung, die nach dem Sechstagekrieg im Jahre 1967 nur gestiegen ist. Damals besetzte Israel den Gazastreifen, die Westbank und die Golanhöhen. Der Mangel an Entschlossenheit der arabischen Staaten, diese Gebiete den israelischen Truppen wieder zu entreißen oder durch Verhandlungen zurückzugewinnen, führte bei den Palästinensern zu einer Besinnung auf die eigene Stärke und löste damit eine Blüte des palästinensischen Nationalbewusstseins aus.
    Erst der Kuwaitkrieg im Jahre 1991 setzte international Kräfte frei, den palästinensisch-israelischen Konflikt zu beenden. Auch wegen des in der arabischen Welt verbreiteten Antiamerikanismus drängten die USA auf ein Ende der Auseinandersetzungen und unterstützen Bemühungen hinsichtlich einer friedlichen Koexistenz beider Völker. Die Amerikaner müssen ihren Ruf in der arabischen Welt verbessern, wenn sie langfristig im Nahen und Mittleren Osten Einfluss gewinnen wollen.
    Mit dem Abkommen von Oslo, in dem Israelis und Palästinenser sich verpflichteten zu verhandeln, um eine Annäherung zu erzielen, ergab sich eine historische Chance, Frieden zu schaffen. Doch der Prozess scheiterte, weil sich die internationale Staatengemeinschaft wieder nur sehr zögerlich bereit fand, die Umsetzung des Friedensplans mit Nachdruck voranzutreiben. Religiöse Fanatiker auf israelischer und palästinensischer Seite bekämpften eine nationale Aussöhnung und setzen sich damit zunächst einmal durch.
    Auch dadurch verliert der Nationalismus, die treibende Kraft des Osloer Abkommens, an Dynamik. Er wird zerrieben zwischen dem Prozess der Globalisierung und dem Rückfall in religiöse Denkmuster. Radikale islamische Organisationen im Gazagebiet und im Westjordanland kämpfen nicht mehr für die Bildung eines eigenen Staates an der Seite Israels, sondern für die Zerstörung des Staates der Juden - ein Ziel, dem sich auch die libanesische Hisbollah verschrieben hat. Deren Raketenangriffe beantwortet Israel mit einer Großoffensive. Doch die Entwicklung der Kämpfe zeigt, wie ungeeignet Krieg ist, um Frieden zu schaffen. Auch die Stationierung internationaler Truppen kann eine politische
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