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Zwischen Krieg und Terror

Titel: Zwischen Krieg und Terror
Autoren: Ulrich Tilgner
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zukommt.
    Erst als Libyen die Importe einräumt und Mitarbeitern britischer sowie US-amerikanischer Geheimdienste Einsicht in die höchst geheimen Waffenprogramme gewährt, wird das Ausmaß der Geschäfte Kadir Khans bekannt. Der Pakistani ist von Geldgier getrieben, gleichzeitig aber auch ein Überzeugungstäter. Es erfülle ihn mit Stolz, die Technologie für Atomwaffen an islamische Länder weitergegeben zu haben, erklärt er Besuchern.
    Einige der Maschinen für die Entwicklung der Atomtechnik werden von der Firma »Scomi Precision Engineering« (Scope) in Malaysia gebaut. Heute beteuert die Unternehmensleitung, nichts von der Bestimmung ihrer Produkte gewusst zu haben. Hauptaktionär von Scope ist der Sohn des damaligen Premierministers Kamaluddin Abdullah. Der Auftrag stammt von der Firma »Gulf Technical Industries«, die Abu Tahir gehört.
    Auch an dieser internationalen Verschachtelung lässt sich erkennen, wie wichtig es den Hauptakteuren ist, Spuren zu verwischen. So wird bei einem der Gerichtsverfahren im Zusammenhang mit dem Atomschmuggel Kadir Khans die Behauptung protokolliert, der an den Geschäften beteiligte Schweizer Ingenieur Urs Tinner habe sogar Originale von Konstruktionsplänen für den Bau einer Atombombe erhalten. 17 Tinner soll diese Pläne an die Atomenergie-Behörde weitergegeben haben.
    Der Ingenieur war bei Scope für die Maschinenproduktion zuständig. Mitarbeiter der Firma berichten der Staatsanwaltschaft, der Schweizer habe immer sehr genau darauf geachtet, dass keine seiner Konstruktionszeichnungen in die falschen Hände gerieten. Selbst die Dateien in den Computern der Firma seien gelöscht worden. Der Schweizer habe alles versucht, um Spuren seiner Tätigkeit zu beseitigen. Tinner weiß offensichtlich, dass die in der Fabrik gefertigten Elemente für den geplanten Bau einer Atombombe in Libyen bestimmt sind.
    Das Netzwerk von Kadir Khan operiert jahrelang unbehelligt und macht gewaltige Umsätze. Bis heute sind die genauen Details nicht bekannt. Vor allem gibt es keine Informationen, ob der in Pakistan lebende Wissenschaftler nicht auch direkt oder indirekt Al Kaida beliefert hat. Kadir Khans Umsätze sind gewaltig, allein die Islamische Republik entlohnte seine und die Dienste seiner Mitarbeiter mit insgesamt zweihundert Millionen Dollar.

Halbherzige Verhandlungen der Europäer
    In Teheran wissen die Politiker genau, dass ihr Atomprogramm weltweit oder doch wenigstens vom Westen abgelehnt wird. Aber die islamische Führung glaubt aus zwei Gründen, ihr Projekt heimlich fortsetzen zu können. Beim Nationalen Sicherheitsrat rechnet man nicht damit, dass Iran wegen seiner Atompolitik militärisch angegriffen wird: »Jetzt gibt es keine Wahrscheinlichkeit für einen Krieg, auch wenn unser Fall an den Sicherheitsrat verwiesen wird. Amerika hat noch viele Probleme im Irak. Daher ist der Beginn einer neuen Krise sehr unwahrscheinlich«, meint Rohani. 18 Gleichzeitig geht er aber auch davon aus, dass die USA auf weit mehr als die Einstellung des unterstellten iranischen Atomprogramms aus sind: »Europa will nur, dass wir keinen geschlossenen Kreislauf haben, aber Amerika will uns vor den Sicherheitsrat bringen mit Atomenergie als Ausrede, und dann kommen wir da nicht mehr raus, weil sie alle Probleme, die sie mit uns haben, mit einem Mal aus der Welt schaffen wollen - Probleme wie der Nahe Osten, Terror und so weiter…«
    So strebt die iranische Führung die atomare Schwellenfähigkeit an, um diesem Druck aus einer Position der Stärke begegnen zu können. Auch durch den Bau von Raketen, die mit Atomsprengköpfen bestückt werden können, verspricht sich die Islamische Republik eine größere Sicherheit. Doch damit werden die Verhandlungen nur erschwert. Iran zieht die Gespräche in die Länge, und auch die Europäer lassen sich Zeit. Mit dem Verzicht auf die Anreicherung von Uran scheint das Problem zunächst einmal entschärft. Dabei betonen die iranischen Unterhändler zumindest indirekt immer wieder, es handle sich um eine freiwillige, zeitlich begrenzte Aussetzung.
    Im Frühjahr 2005 drängen die Iraner auf eine Fortsetzung der Gespräche. Rohani kritisiert die bis dahin von den Europäern ins Gespräch gebrachten Leistungen für einen iranischen Verzicht auf die Anreicherung als ungenügend. Der Sekretär des iranischen Sicherheitsrats bezeichnet
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