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Zwischen Himmel und Liebe

Zwischen Himmel und Liebe

Titel: Zwischen Himmel und Liebe
Autoren: Cecelia Ahern
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rannte über den Kies auf ihn zu. Er stand in einer Gruppe von Bauarbeitern, die sich über irgendwelche auf dem Tisch ausgebreiteten Dokumente beugten. Gleichzeitig blickten alle auf.
    »Kann ich Sie bitte mal eine Minute sprechen, Benjamin?«, fragte Elizabeth atemlos, während ihr der Wind, der hier oben auf dem Hügel recht stark war, die Haare um den Kopf wirbelte.
    »Klar«, sagte er, trat aus der Gruppe heraus und führte Elizabeth zu einem ruhigeren Plätzchen. »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja«, antwortete sie und nickte unsicher. »Ich wollte Sie nur schnell was fragen. Ist das okay?«
    Er machte sich auf alles gefasst.
    »Sie kennen doch meinen Freund Ivan, richtig?«, fragte sie, ließ die Fingerknöchel knacken und trat nervös von einem Fuß auf den anderen, während sie auf seine Antwort wartete.
    Er schob seinen Schutzhelm zurecht, musterte ihr Gesicht und überlegte, ob sie gleich loslachen und ihm erklären würde, dass sie nur Spaß machte. Aber hinter den dunklen, besorgten Augen verbarg sich kein Lächeln. »Soll das ein Witz sein?«, erkundigte er sich trotzdem sicherheitshalber.
    Sie schüttelte den Kopf und kaute auf der Innenseite ihre Wangen herum, die Stirn in tiefe Falten gelegt.
    Er räusperte sich. »Elizabeth, ich weiß wirklich nicht recht, was Sie von mir hören wollen.«
    »Die Wahrheit«, antwortete sie hastig. »Ich möchte, dass Sie mir die Wahrheit sagen. Na ja, natürlich möchte ich hören, dass Sie ihn gesehen haben, aber ich möchte vor allem, dass das der Wahrheit entspricht, wissen Sie.« Sie schluckte.
    Benjamin sah ihr noch eine Weile ins Gesicht und schüttelte schließlich bedächtig den Kopf.
    »Nein?«, fragte sie leise.
    Er schüttelte den Kopf noch einmal.
    Tränen traten ihr in die Augen, und sie wandte sich rasch ab.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er und wollte ihr die Hand auf den Arm legen, aber sie schüttelte sie ab. »Ich hab immer gedacht, Sie machen Witze«, erklärte Benjamin ein wenig verwirrt.
    »Sie haben ihn also auch nicht bei dem Meeting mit Vincent gesehen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Und bei der Grillparty letzte Woche?«
    Wieder ein Kopfschütteln.
    »Wie er mit mir durch die Stadt gelaufen ist? Im Spielzimmer an dem Tag, als diese … dieser komische Satz an der Wand aufgetaucht ist?«, fragte sie voller Hoffnung.
    »Nein, tut mir Leid«, erwiderte Benjamin freundlich, während er sich bemühte, sich seine Verwirrung nicht anmerken zu lassen.
    Sie sah weg und wandte ihm den Rücken zu, als wollte sie die schöne Aussicht genießen. Von hier konnte man das Meer sehen, die Hügel und das saubere kleine Städtchen, das sich zwischen die Hügel kuschelte.
    Schließlich fand sie die Sprache wieder. »Er kam mir so real vor, Benjamin.«
    Da er nicht wusste, was er darauf antworten sollte, schwieg er.
    »Wissen Sie, wie das ist, wenn man jemanden spüren kann? Auch wenn die anderen Leute ihn nicht sehen, weiß man trotzdem, dass er da ist?«
    Nach kurzem Nachdenken nickte Benjamin, obwohl Elizabeth ihn gar nicht ansah. »Als mein Granddad vor ein paar Jahren gestorben ist. Wir waren uns sehr nah.« Verlegen schob er mit der Stiefelspitze die Kieselsteine herum. »In meiner Familie hat eigentlich keiner an irgendwas geglaubt, aber ich wusste einfach, dass mein Granddad manchmal bei mir war. Haben Sie Ivan gut gekannt?«
    »Er kannte mich besser als ich ihn«, antwortete sie mit einem leisen Lachen.
    Benjamin hörte sie schniefen und sah, wie sie sich verstohlen die Augen wischte.
    »Dann war er also ein echter Mensch? Ist er gestorben?«, fragte Benjamin, noch immer etwas verwirrt.
    »Ich hab so sehr an ihn geglaubt …« Sie stockte. »Er hat mir in den letzten Monaten unglaublich viel geholfen.« Schweigend starrte sie einen Moment in die schöne Landschaft. »Ich hab diese kleine Stadt immer gehasst, Benjamin«, erklärte sie, und wieder rollte eine Träne über ihre Wange. »Jeden Grashalm auf jedem einzelnen Hügel hab ich gehasst, aber Ivan hat mir so viel beigebracht. Er hat mich gelehrt, dass es nicht die Aufgabe von Baile na gCroíthe ist, mich glücklich zu machen. Es ist auch nicht die Schuld von Baile na gCroíthe, wenn ich das Gefühl habe, ich passe nicht hierher. Es spielt keine Rolle, wo man lebt in der Welt, es kommt bloß darauf an, wo man hier oben ist.« Sie tippte sich mit der Hand an die Schläfe. »Es geht um die andere Welt, in der ich wohne. Die Welt der Träume, der Hoffnung, der Fantasie und der Erinnerungen. Ich bin hier
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