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Zwischen Ehre und Verlangen

Zwischen Ehre und Verlangen

Titel: Zwischen Ehre und Verlangen
Autoren: Louise Allen
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sich nicht wundert, wenn im ‘Goldenen Lamm’ von Mr. und Mrs. Brownsmith die Rede ist.”
    “Überlassen Sie das getrost mir, Mrs. Clare”, erwiderte William. “Ich werde Sie auch gleich heimfahren, sobald Mr. Brownsmith untergebracht ist, da ich nicht möchte, dass Sie in Ihrem Zustand allein unterwegs sind. Hoffentlich werden wir von niemandem gesehen, denn sonst würden die Leute sich gewiss über Ihr arg in Mitleidenschaft gezogenes Gesicht wundern. Entschuldigen Sie mich bitte einen Moment. Ich hole nur Mrs. Mallett her, damit sie sich um Mr. Brownsmith kümmern kann.”
    Sobald der Wirt gegangen war, sagte Jared bewundernd: “Sie sind eine sehr ungewöhnliche junge Dame, Mrs. Clare, vernünftig und praktisch eingestellt. Jede andere Frau würde gewiss Zustände bekommen, wenn sie so aussähe wie Sie. Glücklicherweise wird es nicht lange dauern, bis die Verfärbungen um Ihr Auge abgeklungen sind. Und die Schramme in Ihrem hübschen Gesicht wird auch bald abgeheilt sein und keine Narbe hinterlassen.”
    “Sie sind ein Schmeichler”, erwiderte Amanda lächelnd und senkte den Blick, um nicht zu zeigen, wie angenehm ihr die Komplimente waren. “In meinem Alter verfügt man bereits über einige Lebenserfahrung und neigt nicht mehr so schnell dazu, die Contenance zu verlieren.”
    “Versprechen Sie mir etwas?” fragte Jared eindringlich.
    “Das hängt davon ab, was Sie von mir wollen”, antwortete Amanda ausweichend.
    “Ich möchte, dass Sie, wenn Sie zu Haus sind, den Doktor kommen lassen und seine Ratschläge befolgen.”
    “Vielleicht”, erwiderte sie gleichmütig, sah Mr. Bream zurückkehren und unwirsch die Stirn furchen, vermutlich deshalb, weil sie und Mr. Brownsmith sehr nah beeinander standen.
    “Wir können fahren, Madam”, kündigte William an. “Miss Porter ist gewiss in großer Sorge um Sie.”
    “Vermutlich!”, stimmte Amanda zu und zog die Handschuhe an. “Miss Porter ist meine Gesellschafterin und Vertraute”, wandte sie sich erklärend an Mr. Brownsmith. “Wir passen wunderbar zusammen, denn sie achtet stets auf die Form, ohne mich jedoch dadurch einzuengen. Sie ist immer für mich da, doch wenn ich sie nicht benötige, befasst sie sich mit dem Park und hält die Gärtner auf Trab. So, und nun muss ich fort”, fügte sie lächelnd an. “Ruhen Sie sich aus. Morgen komme ich wieder her, um zu sehen, wie es Ihnen ergeht.”
    Jared ergriff ihre Hände und erwiderte warmherzig: “Ich weiß Ihre Anteilnahme sehr zu schätzen, Mrs. Clare, halte es indes für besser, dass Sie auf Ihren guten Ruf achten und mich morgen nicht aufsuchen. Wenn Sie gestatten, werde ich Ihnen in einigen Tagen die Aufwartung machen.”
    “Gern”, willigte Amanda ein, verließ das Haus und begab sich zum Buggy.
    William half ihr in den Wagen und furchte die Stirn, als sie sich, bevor sie Platz nahm, umdrehte und dem in der offenen Haustür stehenden Mr. Brownsmith zuwinkte. Er stieg ein, ergriff die Zügel und trieb das Pferd an.
    Zum Glück begegnete man im Ort niemandem, den Amanda kannte, und da Mr. Bream zügig kutschierte, war man bald auf der nach Norden führenden Landstraße. Schon einige Zeit konnte man hin und wieder hinter den Baumwipfeln die Schornsteine und Dächer von Upper Glaven Hall erkennen, und es dauerte nicht lange, bis Mr. Bream das Pferd auf die lange Allee lenkte, die zu dem im klassizistischen Stil erbauten Herrenhaus verlief.
    Kaum vor dem von Säulen getragenen Portikus angekommen, wurde das Portal geöffnet, und Amanda sah Kate mit sichtlich erleichterter Miene an dem überrascht herüberschauenden Butler vorbeilaufen.
    Kate rannte die Freitreppe hinunter, hielt keuchend beim Buggy an und äußerte echauffiert: “Endlich sind Sie zurück, Madam! Wir alle waren in großer Aufregung um Sie. Um Himmels willen, was ist passiert?” fügte sie erschrocken beim Anblick des verunstalteten Gesichts ihrer Herrin hinzu.
    “Es besteht kein Grund zur Besorgnis, Kate”, antwortete Amanda beschwichtigend und erblickte die eilig zum Einspänner strebende Miss Porter. Sie wartete, bis sie bei ihr war, und sagte dann rasch: “Guten Morgen, Jane. Starr mich nicht so erschüttert an! Auf der Rückfahrt von Norwich hatte die Postkutsche einen Unfall, sodass ich gezwungen war, die Nacht in einem Gasthaus zu verbringen. Die Prellungen, die ich erlitten habe, sehen jedoch schlimmer aus, als sie sind.”
    “Das beste Mittel, um die Schwellung zum Abklingen zu bringen, ist Gänsefett”, meinte
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