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Zwischen Ehre und Verlangen

Zwischen Ehre und Verlangen

Titel: Zwischen Ehre und Verlangen
Autoren: Louise Allen
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ich Ihnen vorgeschlagen habe?”
    “Ja”, versprach Jared.
    “Gut, dann lassen Sie mir eine Weile Zeit, damit ich zu Mr. Bream gehen und ihm die Situation erklären kann. Dann folgen Sie mir”, fügte sie hinzu, raffte die Röcke und eilte den zum Gasthaus führenden Pfad entlang, sorgfältig darauf achtend, von niemandem gesehen zu werden.
    Einem Impuls folgend, warf sie einen Blick zurück und sah den Fremden ihr hinterherschauen. Unwillkürlich erinnerte sie sich daran, wie angenehm es beim Wachwerden gewesen war, ihn an sich zu spüren, und welche wohligen Regungen sie bei seinem kurzen Kuss empfunden hatte. Sie hielt sich vor, töricht zu sein, denn er war wahrscheinlich verheiratet und hatte Kinder. Oder er war ein Frauenheld, der viele Liebschaften hatte. Im Übrigen würden sich ihrer beider Wege nicht mehr kreuzen, sobald er sein Erinnerungsvermögen zurückerlangt hatte.

2. KAPITEL
    E rfreut, Mrs. Clare zu sehen, ging William Bream ihr auf dem Stallplatz entgegen, doch sein Lächeln schwand, als er ihr geschundenes Gesicht bemerkte. “Sind Sie gestürzt, Madam?” erkundigte er sich betroffen. “Bitte kommen Sie ins Haus. Ich werde sofort den Doktor holen lassen.”
    “Nein, das ist nicht nötig, Mr. Bream”, lehnte sie den Vorschlag auf dem Weg ins Entree ab. “Ich hatte gestern einen Unfall mit der Postkutsche, bin jedoch zum Glück nicht schwer verletzt. So, nun hören Sie mir zu, und unterbrechen Sie mich nicht, denn ich darf keine Zeit verlieren. In wenigen Augenblick wird ein Herr eintreffen, und ich möchte, dass Sie ihn als Buchhalter beschäftigen.”
    Zunehmend befremdet hörte William sich an, welche Umstände zu diesem ungewöhnlichen Ansinnen geführt hatten, und äußerte schließlich fassungslos: “Aber Mrs. Clare, das geht nicht! Sie können nicht von mir erwarten, dass ich einen Fremden einstelle, dessen Identität unbekannt ist! Vielleicht ist der Mann von vornehmer Herkunft und verargt es mir später, dass ich ihn mit einer solchen Aufgabe betreut habe.”
    “Sie sollen ihn nicht engagieren, sondern ihm lediglich zum Ausgleich dafür, dass er Ihnen mit den Abrechnungen behilflich ist, Kost und Logis gewähren!”, erwiderte Amanda hitzig. “Ich möchte ihn in der Nähe wissen und von Ihnen erfahren, ob er ein für mich geeigneter Umgang ist. Ich verlasse mich auf Sie und Ihre ausgezeichnete Menschenkenntnis.”
    “Es hat keinen Sinn, Madam, mir schöntun zu wollen!”, entgegnete William unwirsch. “Ich weiß nicht, was Ihr Gatte dazu sagen würde, könnte er Sie jetzt hören!”
    “Er würde Ihnen dafür danken, dass Sie meinem Wunsch entsprechen und mir helfen, meine moralische Verpflichtung jemandem gegenüber wahrzunehmen, der mich bei dem Unfall vor größerem Schaden bewahrt hat und dabei selbst stark verletzt wurde. Oh, ich höre das Gig auf den Hof fahren! Bitte, Mr. Bream, gehen Sie zu Mr. Brownsmith, ehe ein Stallknecht zu ihm kommt, und bringen Sie ihn her.”
    “Wie Sie wünschen, Mrs. Clare”, gab William nach und ging zu dem Einspänner.
    Amanda schaute ihm hinterher und hielt sich vor, dass Mr. Bream, falls er einen schlechten Eindruck von dem Fremden gewann, ihn sofort wegschicken würde, ganz gleich, welche Einwände sie erheben mochte. Er schien jedoch nichts gegen ihn zu haben, da er sich umdrehte, Everett Payne zu sich rief und dann das Gepäck aus dem Kasten nahm. Ihr Reisegefährte stieg vorsichtig vom Kutschbock, verzerrte indes vor Schmerz das Gesicht, als er mit dem linken Bein auftrat.
    Humpelnd ging er in den Vorraum der Schenke und sagte belustigt: “Die Prüfung, der Ihr Mr. Bream mich unterzogen hat, muss ich bestanden haben, denn sonst hätte er mich wohl nicht zu Ihnen gelassen.”
    “Ich habe volles Vertrauen zu ihm”, erwiderte Amanda ruhig. “Ich bin nur eine Frau und könnte mich in Ihnen täuschen. Daher muss ich mich auf seinen Scharfblick verlassen.”
    “Sie sollten nicht so viel auf die Wertmaßstäbe Ihres Stallmeisters geben”, entgegnete Jared kopfschüttelnd.
    William gesellte sich zu den Herrschaften und verkündete: “Zum Glück ist meine beste Kammer frei, Sir. Ist das alles Ihr Gepäck?”
    “Nein, ich habe nur einen Portemanteau. Der andere gehört Mrs. Clare.”
    “Würden Sie mir Ihr Buggy ausleihen, Mr. Bream, und dafür sorgen, dass das Gig zum ‘Goldenen Lamm’ nach Saxthorpe zurückgebracht wird?” bat Amanda höflich. “Ich würde den Wagen ungern von zu Haus aus zurückschicken, damit mein Stallknecht
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