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Zwischen Ehre und Verlangen

Zwischen Ehre und Verlangen

Titel: Zwischen Ehre und Verlangen
Autoren: Louise Allen
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aussieht. Aber wenn ich mich dort einfinde, besteht die Möglichkeit, dass jemand mich erkennt und mich mit meinem Namen begrüßt.”
    “Falls Sie bis dahin nicht die Hälfte Ihrer Bekannten brüskiert haben, weil sie von Ihnen nicht zur Kenntnis genommen wurden”, warf Amanda ein.
    “Sie verstehen es prächtig, mich aufzumuntern!”, erwiderte Jared trocken, griff in die Innentasche des Gehrocks und zog die Couverttasche heraus. Er klappte sie auf und stellte befremdet fest, dass sie leer war. “Hm!”, äußerte er irritiert. “Ich hätte schwören können, dass wir es hier mit anständigen Wirtsleuten zu tun haben. Nun frage ich mich, wie ich den Arzt honorieren, die Rechnung begleichen und einen Wagen mieten soll.” Er betastete die Seitentasche, spürte den Geldbeutel und nahm ihn an sich. Nachdem er ihn aufgezogen und den Inhalt auf den Tisch geschüttet hatte, stellte er fest, dass er nur eine Guinea und etwas Kleingeld besaß.
    Unbehaglich schaute Amanda ihn an und sagte bedächtig: “Wären wir nicht, wie Mrs. Clay uns mitgeteilt hat, von ihrem Mann und einem Helfer aus der zertrümmerten Kutsche gezogen worden, läge der Verdacht nahe, dass jemand Sie ausgeraubt hat. Zum Glück dürfte das vorhandene Geld reichen, um die hier entstandenen Kosten zu begleichen. In Holt werde ich Ihnen dann aushelfen, damit Sie nach London fahren können.”
    “Das kommt nicht infrage!”, weigerte sich Jared. “Ich werde mir nichts von Ihnen leihen, da ich keine Ahnung habe, ob ich Ihnen das Geld zurückgeben kann.”
    “Sie tragen einen goldenen Siegelring”, bemerkte Amanda. “Ist etwas eingraviert, das Ihnen helfen könnte, sich zu erinnern?”
    “Nein, auf dem Stempel befindet sich nur ein ‘J’“, antwortete Jared bedauernd.
    “Hm, das kann alles Mögliche bedeuten”, murmelte sie enttäuscht. “Es könnte sich um den Anfangsbuchstaben Ihres Vornamens oder Familiennamens handeln. Nun, zumindest habe ich jetzt einen Ansatzpunkt, um Sie mit einem Namen ansprechen zu können. Ich werde Sie Jay Brownsmith nennen. Kommen Sie! Ich habe einen Plan.”
    Als sie Anstalten machte, sich zu erheben, stand Jared auf und war ihr behilflich. Dann ergriff er ihre Hand, hob sie zum Kuss an die Lippen und sagte anerkennend: “Sie sind mutig und tatkräftig. Das gefällt mir.”
    “Ach, Unsinn!”, entgegnete sie lächelnd und bemühte sich, nicht zu zeigen, wie sehr die galante Geste und das Kompliment sie erfreuten. “Meine Freunde behaupten ganz etwas anderes von mir. Sie finden mich bestimmend und herrisch. So, und nun sollten wir die Rechnung begleichen und dann aufbrechen.”
    Gemeinsam verließ man das Privatzimmer, und auf die Bitte, ein Fahrzeug zur Verfügung zu stellen, wurde Jared ein Gig mit einem ruhigen Pferd überlassen. Er entlohnte den Wirt, begab sich mit Mrs. Clare zum Wagen und wartete, bis der Laufbursche das Gepäck untergebracht und ihr in den Einspänner geholfen hatte. Dann setzte er sich neben sie und überließ ihr in weiser Voraussicht die Zügel.
    Sie winkte den Wirtsleuten zu, trieb den Braunen an und lenkte ihn vom Hof.
    Nach einer Weile bemerkte Jared anerkennend: “Sie kutschieren sehr gut, Mrs. Clare.”
    “Ach, ein gefügiges Pferd, ein gut gewarteter Wagen und eine leere Straße sind keine Herausforderungen”, antwortete sie schmunzelnd. “Mein Mann hat mich gelehrt, wie man vierspännig fährt. Seit ich verwitwet bin, benutze ich indes nur Zweispänner. Es ziemt sich nicht, auf dem Land zu viel Aufsehen zu erregen, da man sonst ins Gerede gerät.”
    “Nicht nur auf dem Land sind die Leute engstirnig”, meinte Jared. “Verzeihen Sie meine Neugier, aber warum sind Sie überhaupt mit der Postkutsche gefahren?”
    “Der Grund ist schnell erklärt, obwohl die Sache etwas peinlich für mich ist”, antwortete Amanda heiter. “Ich war in Norwich zum Einkaufen und habe so viel Geld ausgegeben, dass ich mir kein Mietfahrzeug nehmen konnte. Und meine Zofe ist mit Mr. Gourley, den wir zufällig getroffen haben, nach Haus gefahren. Sie ist sehr gut mit seinen Töchtern befreundet, sodass ich keine Bedenken hatte.” Sie unterließ es, Mr. Brownsmith mitzuteilen, dass Kate offenbar viel für Mr. Gourleys ältesten Sohn Thomas empfand und sie ihr erlaubt hatte, bei der Familie zu übernachten, falls sie dazu eingeladen werden würde. “Zur Bank wollte ich nicht gehen”, fuhr sie fort, “weil ich bereits eine beträchtliche Summe abgehoben hatte und Mr. Greenwich mir, da er es gut
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