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Zwischen Ehre und Verlangen

Zwischen Ehre und Verlangen

Titel: Zwischen Ehre und Verlangen
Autoren: Louise Allen
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der Cousin und Erbe meines verstorbenen Mannes, ist mein nächster männlicher Verwandter, und ihn geht dieser Vorfall nichts an”, fügte sie mit einer gewissen Schärfe hinzu, weil er es genießen würde, sie in eine skandalöse Geschichte verwickelt zu wissen. Dazu wollte sie ihm jedoch keinesfalls Gelegenheit geben. “Ich fürchte nicht um meinen guten Ruf”, fuhr sie gelassen fort, “vorausgesetzt, ich bin wachsam und habe nicht noch einmal solches Pech. Wenn ich in Holt bin, ist es nicht schwer für mich, nach Haus zu kommen. Aber wohin wollen Sie? Ich bedauere, Sie bitten zu müssen, mit mir abzureisen, denn es sähe sehr seltsam aus, wenn ich das Gasthaus ohne Sie verlasse.”
    Es wurde wieder an die Tür geklopft, und gleich darauf erschien die Wirtin mit dem für Jared bestimmten Frühstück. Er wartete, bis sie das Zimmer verlassen hatte, und äußerte stirnrunzelnd: “Vielleicht trägt meine Kleidung dazu bei herauszufinden, wer ich bin.”
    “Das ist ein guter Einfall!”, meinte Amanda. “Ihre Garderobe wurde offensichtlich von einem exzellenten Schneider und Schuhmacher angefertigt. Vielleicht sollten Sie zu einem Ihrer Lieferanten fahren, wo man Sie dann sofort mit Ihrem Namen begrüßen wird.”
    “Das hat viel für sich”, räumte Jared ein. “Dann wüsste ich auf der Stelle, wer ich bin, oder ich könnte Nachforschungen über mich anstellen.”
    “So weit, so gut, aber was ist, wenn man Sie bei Weston oder Lobb mit ‘Guten Tag, Eure Lordschaft’ empfängt?” wandte Amanda ein. “Sie können sich schlecht danach erkundigen, welcher Lord Sie sind.”
    “Hm, daran habe ich nicht gedacht”, musste Jared zugeben. “Natürlich wäre es einfacher, wenn man mich mit ‘Eure Gnaden’ anspräche, denn dann ist die Auswahl nicht so groß!”
    “Können Sie bitte etwas ernsthafter sein?” äußerte Amanda vorwurfsvoll, begann jedoch, die Situation amüsant zu finden. Sie war froh, dass ihr Begleiter kein mürrischer Griesgram war. “Ich bin davon überzeugt, dass Sie kein so hoch stehender Adliger sind, weil ich glaube, alle Herzöge in Ihrem Alter zu kennen. Oder meinen Sie, ein Aristokrat zu sein? Kommt es Ihnen seltsam vor, wenn man Ihnen nicht die erforderliche Ehrerbietung entgegenbringt?”
    “Noch kann ich das nicht beurteilen”, antwortete Jared trocken. “Ich muss mich erst daran gewöhnen, als einfacher Mr. Augustus Brownsmith eingestuft zu werden.”
    Amanda überging die Spitze und erwiderte: “Natürlich könnten Sie sich in Holt einquartieren und die Zeitungen aus London nach einer Annonce durchsehen, die Ihre Angehörigen vielleicht auf der Suche nach Ihnen aufgegeben haben. Schließlich muss Ihre Gattin vor Angst um Sie außer sich sein.”
    “Meine Gattin?” wiederholte Jared perplex.
    “Kommt die Vorstellung, verheiratet zu sein, Ihnen so abwegig vor? Sie sind alt genug, Sir, um eine eigene Familie zu haben.”
    “Ich bin sicher, dass ich nicht vermählt bin”, entgegnete Jared aus fester Überzeugung. “Sonst müsste ich doch eine gewisse Unruhe verspüren, nicht wahr?”
    “Möglicherweise sind Sie kein guter Ehemann”, vermutete Amanda und sah ihr Gegenüber unwirsch die Stirn furchen. “Sind Sie denn nicht im Mindesten um jemanden beunruhigt?”
    “Ja, um Sie”, antwortete Jared ehrlich. “Unsere Situation als solche ist eher aufregend. Ich habe nämlich das Gefühl, früher oft gelangweilt gewesen zu sein.”
    “Das ist interessant”, meinte Amanda. “Als Sie in Felthorpe zugestiegen sind, hatte ich den Eindruck, dass Sie guter Dinge waren und froh, etwas für Sie Unangenehmem entronnen zu sein. Im Übrigen habe ich mich gewundert, dass Sie mit einer Postkutsche reisten.”
    “Auch für mich ist das ein Rätsel”, gab Jared zu. “Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich normalerweise nicht mit Postkutschen fahre. Wie dem auch sei, ich habe nicht die Absicht, erneut auf dieses Verkehrsmittel zurückzugreifen. Ich halte es für das Beste, wenn ich hier einen Wagen miete und uns nach Holt bringe. Dort kann ich mir eine Berline besorgen, darin nach London weiterfahren und mich in einem Hotel einlogieren.”
    “Im ‘Grillon’?”
    “Nein, im ‘Clarendon’, weil man da besser speist.”
    Überrascht schaute Amanda den Unbekannten an und sagte hoffnungsvoll: “Wenn Sie das so genau wissen, müssen Sie sich doch an etwas erinnern!”
    “Leider ist das ein Trugschluss”, widersprach Jared ernst. “Ich weiß nicht einmal, wie das Hotel
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