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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters
Autoren: Leif GW Persson
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reine Mähdrescher sein. Was zum Teufel ist denn hier los? Ich muss ihn warnen, dachte er dann.
    »Setz dich«, sagte der Polizeichef herzlich und zeigte auf einen freien Stuhl.
    »Ja, jetzt nicht schüchtern sein«, sagte Böglund und zwinkerte ihm zu, während der Ledergnom einfach nur kaputt aussah. Der Einzige, der sich zu benehmen wusste, war eigentlich der Supertunterich, denn der erinnerte sich sicher noch an die Ermittlung, mit der Bäckström damals befasst gewesen war.
    »Danke«, sagte Bäckström und ließ sich auf der Stuhlkante nieder, während der Schweiß ihm in den Hemdkragen lief. »Ja, ich glaube, ich habe den Täter gefunden«, sagte er und räusperte sich nervös, denn so unwohl hatte er sich in seiner Haut nicht mehr gefühlt, seit dieser Halbaffe Jarnebring sich auf ihn gestürzt und ihm sein Bier gestohlen hatte.
    »Wir sind ganz Ohr«, sagte der Polizeichef und nickte wohlwollend. Wenn es nicht stimmt, dann haben wir ja immer noch die Kurden, dachte er hoffnungsvoll.
     
    *
     
    Während Bäckström dem Stockholmer Polizeichef gegenübersaß, begann auch eine andere Besprechung, bei der es um den Mord am schwedischen Ministerpräsidenten ging. An die siebenhundert Meilen weiter westlich, im Hauptquartier der CIA in Langley, Virginia, und das zeigt doch, in welch kleiner Welt wir Menschen leben.
    Der Leiter des Bureau for Scandinavian Affairs, Mike »The Bear« Liska, hatte die Besprechung angesetzt, dann er wollte eine Zusammenfassung der Angelegenheit erstellen lassen, die im Büro seit mehreren Jahren unter dem Codenamen »The Buchanan Papers« lief, denn die Analytiker meinten, es könne ein Zusammenhang bestehen zwischen den Buchanan Papers, dem Mord, den der Einsatzmann der schwedischen Sicherheitspolizei aller Wahrscheinlichkeit nach an Buchanans Neffen John P. Krassner begangen hatte, und möglicherweise dem Mord am schwedischen Ministerpräsidenten.
    Was den Analytikern des Büros Sorgen machte, war ihr Unverständnis des Motivs, das zum Mord am schwedischen Ministerpräsidenten geführt hatte. Alles, was sie bisher wussten, sprach dafür, dass es sich dabei um das Werk eines so genannten einsamen Irren handelte. Eine erstaunliche Geschichte, dachte Liska, und trotz seiner früheren und mehrjährigen Erfahrungen im schwedischen Feld ärgerte er sich reichlich darüber. Diese Geschichte ergab ganz einfach keinen Sinn, sie war auf irgendeine Weise »unschwedisch«, fand er, und jetzt hatte er ja niemanden mehr, den er direkt fragen konnte.
    An der Besprechung nahm auch die verantwortliche Feldagentin Sarah J. Weissman teil, die normalerweise als Sprachexpertin für das nationale Sicherheitsorgan NSA arbeitete, Nations Security Agency, und die als Deckmantel ihre freie Lektorinnentätigkeit für mehrere Verlage vorweisen konnte. Ihre Teilnahme lag eigentlich auf der Hand, denn sie hatte ursprünglich im Hinblick auf Buchanans zunehmende Redseligkeit auf das Buch hingewiesen, das ihr ehemaliger Jugendfreund offenbar schrieb und das von John »Fionn« Buchanan und »Pilgrim« handelte, seinem Agenten aus den Tagen des Kalten Krieges.
    Da sie Krassners ungeschmälertes Vertrauen besessen hatte, hatte im Grunde sie die Arbeiten geleitet. Sie hatte von Anfang an Einsicht in alle Unterlagen gehabt, und die NSA hatte keinerlei Einwände dagegen gehabt, sie an die Kollegen der CIA auszuleihen. Sie hatte sogar die entscheidende Verantwortung für die Zusammenstellung der Dokumente getragen, die schließlich Kriminaldirektor Lars M. Johansson ausgehändigt worden waren, dem damaligen Leiter der schwedischen nationalen Kriminalpolizei.
    Leider hatte die Sache dann durch die von Krassner auf eigene Faust durchgeführten Sicherheitsmaßnahmen eine dramatische und unerwartete Entwicklung genommen. Von diesen Maßnahmen hatten sie übrigens erst erfahren, als Weissman Krassners Brief an Kriminaldirektor Johansson lesen konnte, der an ihre Adresse weitergeleitet worden und zwölf Tage nach der Mitteilung seines Todes dort eingetroffen war.
    Dass man nun von der Existenz des Kriminaldirektors Johansson wusste, hatte die Temperaturen im Büro steigen lassen und zu allerlei Aktivitäten der CIA-Einheit an der Botschaft in Stockholm geführt. Als man dann noch erfahren hatte, dass Johansson sich offenbar in den USA aufhielt, wenn auch aus Gründen, die kaum etwas mit den Buchanan Papers zu tun haben konnten, da diese Dienstreise mehrere Monate vor Krassners Eintreffen in Schweden geplant gewesen war, hatte
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