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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters
Autoren: Leif GW Persson
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des Polizeichefs, als der auf dem Podium Platz nahm, dass hier Großes bevorstand.
    »Ja«, sagte der Polizeichef mit seinem üblichen ernsten Lächeln. »Ich kann Ihnen zu meiner Freude mitteilen, dass wir eine Person festgenommen haben, die wir mit triftigem Grund des Mordes am Ministerpräsidenten verdächtigen. Dieser Mann wird heute noch dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden. Es handelt sich um einen Mann von Mitte dreißig mit Zugehörigkeit zu einer bekannten rechtsextremen Organisation …«
    Und als Johansson am Bildrand dann plötzlich Bäckström entdeckte, der vor Begeisterung zu bersten drohte, wusste er, wie es passiert war und dass es unmöglich stimmen konnte. Deshalb hatte er den Fernseher ausgeschaltet und beschlossen, dass es höchste Zeit war, sich am Schlafittchen zu packen und etwas gegen die Einsamkeit zu unternehmen, die ihn sich selbst inzwischen fremd werden ließ.
    Fragen kostet doch nichts, dachte Johansson, und wo es dein Geburtstag ist und sogar die Kinder vergessen haben, deshalb anzurufen, hast du ja nicht sehr viel zu verlieren. Deshalb war er mit einem Taxi zu dem kleinen Postamt im Körsbärsvägen gefahren, und sowie er die Schalterhalle betreten hatte, sah er sie, und sie sah ihn. Und sie schien sich über seinen Anblick zu freuen. Jedenfalls sprang sie sofort auf und trat hinter den Schalter.
    Sie ist ja doch das Schönste, das ich je gesehen habe, dachte Johansson, und sie trägt noch immer keinen Ring, und das Schlimmste, was mir passieren kann, ist, dass sie dankend ablehnt.
    »Der Kriminaldirektor«, sagte sie lächelnd. »Gehen wir doch in mein Büro, da können wir uns in aller Ruhe unterhalten. – Ich habe es im Radio gehört«, fügte sie hinzu. »Da sollte ich vielleicht gratulieren. Ihr habt ja den Täter erwischt.«
    »Na ja«, sagte Johansson. »Das weiß man nie.« Darüber können wir später noch reden, dachte er, denn mich geht es ohnehin nichts mehr an. »Ich bin nicht hergekommen, um darüber zu sprechen«, sagte er, und aus irgendeinem seltsamen Grund hörte er sich dabei an, als wohne er noch immer in diesem öden Winkel oben in Ädalen, in dem er aufgewachsen war.
    »Warum bist du dann gekommen?«, fragte sie und schaute ihn aus ihren großen dunklen Augen an.
    Himmel hilf, dachte Johansson. Obwohl er in seinem Leben schon allerlei folgenschwere Dinge getan hatte, übertraf das hier doch fast alles.
    »Ich wollte fragen, ob ich dich zum Essen einladen kann«, sagte Johansson. Ich habe nämlich heute Geburtstag, dachte er, aber das sagte er natürlich nicht. Denn so etwas sagt man nicht.
    Und sowie er ihre Augen sah, wusste er, wie ihre Antwort ausfallen würde.
    »Das wäre natürlich wunderbar«, sagte sie. »Aber ich bin leider schon vergeben.« Ich habe nämlich einen neuen Freund, dachte sie, aber das sagte sie natürlich nicht. Denn so etwas sagt man nicht.
    »Wie schade. Dann vielleicht ein andermal«, sagte Johansson und lächelte, während er zugleich merkte, dass etwas auf seinen Brustkorb zielte und versuchte, ihm das Herz aus dem Leib zu reißen. Dann stand er auf, nickte, ging, und wenn man bedachte, dass er doch nur ein »Nein« gehört hatte, noch dazu ein überaus freundliches »Nein«, dann war klar, wie wenig eigentlich nötig war, um ihn restlos umzuwerfen.
    Was für ein seltsamer Mann, dachte Pia Hedin und schaute hinter ihm her. Und wie unterschiedlich sie doch wirkten, obwohl sie beide bei der Polizei waren. Zuerst dieser große grobe Norrländer mit seinen aufdringlichen Blicken und seiner langsamen Art. Der sich nie wieder gemeldet hatte, obwohl sie ihm damals vor mehr als drei Monaten doch ganz klare Signale gesandt hatte. Und dann Claes, ihre neue Liebe, den sie vor nur einer Woche in einer Kneipe kennen gelernt hatte, als sie mit einer Freundin ausgegangen war und fast die Hoffnung aufgegeben hatte, irgendwann noch einmal einen normalen Mann zu finden. Claes mit seinem perfekten Äußeren und seinem einfach umwerfenden Charme und diesen tiefen Gefühlen, die er in sich versteckte, aber die sie schon bei ihrer ersten Begegnung erkannt hatte.
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