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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters
Autoren: Leif GW Persson
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hatte er darüber zunächst noch nicht viel verlauten lassen.
    Eine, die die ganze Zeit meine Gedanken und meine weiteren Überlegungen zu Papier bringt, dachte der Polizeichef und nickte vor sich hin. Eine Art stumme Gesprächspartnerin sozusagen.
    Eigentlich müsste man sich auch an diesen Peter Dahl wenden, dachte er. Der könnte dann schon mal ein größeres Gruppenporträt der Ermittlungsleitung skizzieren. Eigentlich sprach ja alles für eine recht baldige Festnahme. Wenn man bedachte, dass man schon wusste, wer das Opfer war und wann, wo und wie das Verbrechen begangen worden war, und dass nur noch der Täter fehlte, dann war der Fall in rein intellektueller Hinsicht schon zu achtzig Prozent geklärt, und da diese Gruppenporträts doch immer ihre Zeit brauchten, wäre es vielleicht nur gut, wenn Grevlinge sich gleich an Kunstmaler Dahl wenden könnte, dachte der Polizeichef und machte sich noch eine Notiz.
    Übrig war nun die wichtigste Frage von allen, nämlich die nach seiner persönlichen Sicherheit während der Ermittlungsarbeiten. Schon im Wagen hatte er die Umbauten im Büro skizziert, die vorgenommen werden mussten: Panzerglas für alle Fenster, sichere Fluchtwege, strategisch platzierte Waffen und andere kleine und schöne Dinge, aber vor allem musste er sich eine persönliche Leibwächtertruppe aufbauen. Diese Figuren von der Leibwächterabteilung der Sicherheitspolizei zu verwenden, war natürlich total ausgeschlossen, wenn man bedachte, was dem Ministerpräsidenten widerfahren war. Der Polizeichef gratulierte sich dazu, dass er die bereits als eine seiner vielen Nebenspuren aufgeführt hatte. Glücklicherweise hatte er in seiner Nähe kompetente und zuverlässige Leute. In seiner eigenen Bereitschaftspolizei gab es sicher Mengen von getreuen Mitarbeitern, die bereit wären, ihre bloße Brust in den zu erwartenden Kugelregen zu halten, um damit ihren geliebten Chef zu schützen.
    Danach war ihm ein Gedanke gekommen. Ein ganz neuer Gedanke, denn es war verblüffend, wie oft ihm solche Gedanken kamen, wenn er mit ganz anderen Dingen beschäftigt war. Es ist wirklich ein seltsamer Zufall, dachte er, dass der Ministerpräsident genau an dem Wochenende ermordet worden ist, an dem ich am Vasalauf teilnehmen wollte. Bei genauerem Nachdenken war das eine weitere Spur, und sofort vervollständigte er seine ersten Aufzeichnungen mit einer siebenunddreißigsten solchen: »Die Vasalaufspur.«
     
    *
     
    Auch Bäckström hatte eine Spur gefunden, und abgesehen von gewissen körperlichen Unterschieden verhielt er sich ebenso zielstrebig wie ein Jagdhund. Die Kollegen von der Ordnung hatten einen alten Dealer einkassiert, der am Tatort herumgehüpft war und den Affen gespielt hatte, und als sie ihm seine Ware abgenommen hatten, hatte er sich zu einem »Deal« bereit erklärt, denn er konnte eine genaue Beschreibung des Täters liefern, der ihn auf seiner Flucht fast umgerannt hätte.
    »Jan Svulle Svelander«, sagte Bäckström, um zu zeigen, dass er ein Mann mit gutem Personengedächtnis war.
    »So what«, sagte Svulle und zuckte mit den Schultern, während er zugleich vorsichtig versuchte, sich einen Pickel auf der Nase auszudrücken.
    »Die Kollegen von der Bereitschaft behaupten, du hättest den Täter gesehen«, sagte Bäckström.
    »Kann schon sein«, sagte Svulle. »Kommt drauf an.«
    »Ich weiß ja nicht, wie hoch die Belohnung ausfallen wird«, sagte Bäckström, »aber wir können sicher von einer Million reden.«
    »Million«, sagte Svulle mit stierem Blick.
    »Mindestens«, sagte Bäckström und nickte gewichtig. »Es war nicht zufällig dieser Typ hier?«, fragte Bäckström und hielt das Foto des Pfeilwerfers hoch, das er vom Veilchenbeet mitgebracht hatte.
    »Doch«, sagte Svulle. »Aber sicher. Der war’s.«
    »Und das sagst du nicht nur wegen der Belohnung?«, fragte Svelander listig.
    »Wofür hältst du mich«, sagte Svulle beleidigt. »Der war’s. Bestimmt. Hundertpro!«
    Um vierzehn Uhr null null hieß der Polizeichef die Ermittlungstruppe willkommen. Das Zimmer war restlos überfüllt. Die Leute saßen und standen aufeinander, und ein jüngerer Ermittler war sogar draußen in der Diele auf ein Hutregal geklettert und lag jetzt dort, um dieses historische Ereignis nicht zu versäumen. Eigentlich fehlte nur noch Bäckström, aber der hatte Bereitschaftsdienst und konnte nicht kommen, weil er ja gerade den Mord am Ministerpräsidenten aufklärte. Davon war er jedenfalls überzeugt, denn er
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