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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters
Autoren: Leif GW Persson
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er.
    »Fine with me«, sagte Waltin. »Wie stellst du dir das vor?« Das ist ja fast zu schön, um wahr zu sein, dachte er.
    »Wir müssen wohl damit anfangen, dass wir ihnen unser Material über die Drohungen gegen den Ministerpräsidenten übergeben«, sagte Berg.
    »Natürlich«, sagte Waltin und machte sich eine Notiz in seinem kleinen schwarzen Notizbuch, das er gerade hervorgezogen hatte. Das werde ich erst mal schön sortieren, dachte er glücklich.
    »Ja, das Kurdenmaterial haben sie ja schon, wenn ich das richtig verstanden habe, dafür haben sicher Kudo und Bülling gesorgt«, seufzte Berg.
    »Schön zu hören«, sagte Waltin diplomatisch. Das ist wirklich zu schön, um wahr zu sein, dachte er.
    »Ja, und das wäre dann wohl alles«, sagte Berg und unterdrückte mit Mühe einen tiefen Seufzer.
    »Was machen wir mit der Überprüfung der externen Tätigkeit?«, fragte Waltin mit angemessen interessierter Miene. Vielleicht höchste Zeit, die einzustellen, dachte er.
    »Die kann sicher ganz normal weiter laufen, die Tätigkeit, meine ich«, erklärte Berg. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich im Moment überhaupt irgendwer für eine Überprüfung interessiert.« Stell dich nicht an, dachte er müde.
    »Und die Krassner-Sache ist jetzt sicher auch Geschichte geworden, wenn ich das richtig verstanden habe?«
    »Ja, wirklich«, sagte Berg. Was immer das damit zu tun haben soll, dachte er.
    »Ja, wir werden wohl die Vorteile wie die Nachteile hinnehmen müssen«, sagte Waltin gelassen.
    Woher nimmt der das bloß?, dachte Berg. Was stimmt nicht mit dem Kerl? Oder stimmt mit mir irgendwas nicht?
    »Aber einer parlamentarischen Untersuchung werden wir wohl kaum entkommen, wenn diese Geschichte hier geklärt ist.«
    Vor allem, wenn sie die wirklich aufklären können, dachte Waltin und hätte fast laut losgekichert. Aber so schlimm muss es ja nicht kommen, dachte er.
    »Darüber können wir uns dann immer noch den Kopf zerbrechen«, sagte Waltin tröstend.
     
    *
     
    Die ganz neue Ermittlungsorganisation, die ihm vorschwebte, hatte er sich schon zwischen Sala und Stockholm ausgedacht. Sie war logisch und natürlich und hatte die Form einer ziemlich platten Pyramide. Ganz unten wollte er die eigentliche Ermittlungstruppe ansiedeln, und nach seinen ersten Berechnungen würde er mindestens sechshundert Mann brauchen, wenn er für den Notfall eine ausreichende Reserve haben wollte. Außerdem brauchte er einen Stab, dem die Leiter der unterschiedlichen Abteilungen angehörten, dazu die Beobachter aus dem Justizministerium und der anderen Behörden des Justizwesens. Außerdem natürlich Sicherheitspolizei und Landeskriminalamt, und damit die sich keine großen Ideen in ihre kleinen Köpfe setzten, schrieb er an den Rand das Wort »Beobachterstatus«. Höchstens vierzig Leute in der eigentlichen Ermittlungsleitung, dachte er zufrieden.
    Und dann blieb noch das Wichtigste in seiner ganzen Organisation: sein geheimer Gehirntrust, zu dem er seinen besten Freund und dessen besten Freund, den ehemaligen Diplomaten, bitten wollte, im Hinblick auf mögliche Verbindungen ins Ausland, was für ihn ein weißer Fleck auf der Landkarte war. Dazu sollte noch dieser hervorragende Journalist aus der Landespolizeileitung kommen, auf den der gute Freund seines besten Freundes, der Diplomat eben, ihn aufmerksam gemacht hatte und dem er ja beim ersten Seminar zum Thema »Der wissenschaftliche Detektiv« bereits begegnet war. Sollte sich der Bedarf ergeben, würde man wohl damit rechnen können, dass sich auch Vertreter der jeweiligen aktuellen Hauptspur einfinden würden. Es wäre logisch, da mit Kudo und Bülling anzufangen, dachte der Polizeichef und machte sich in seiner ordentlichen Handschrift noch eine Notiz an den Seitenrand.
    Ja, das wäre wohl alles, dachte er zufrieden. Um die praktischen Aspekte würde sich Grevlinge kümmern müssen, wie immer. Organisationsfragen sind eigentlich ziemlich öde, dachte er. Vor allem für eine Künstlerseele wie mich, und deshalb hatte er sich rasch spannenderen Themen zugewandt.
    Da es sich hier um ein historisches Ereignis handelte, war ihm schon bei Morgengäva klar geworden, dass er einen Chronisten brauchte. Oder genauer gesagt, eine Chronistin, weil er sofort und aus wesentlich anderen Gründen an eine Journalistin bei einer der großen Morgenzeitungen denken musste, die er seit einiger Zeit kannte. Doch im Hinblick darauf, wer für ihn während dieser Autofahrt Notizen gemacht hatte,
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