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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen
Autoren: Benedikt Altmann , Berthold F. Bauer
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Lauten, die er sonst dabei immer von sich zu geben pflegte, plötzlich zuckend und zitternd losweinte. Ob vor Glück, es nun endlich dennoch geschafft zu haben, oder vor lauter Schmerz über das, was hier mit ihm gerade alles veranstaltet wurde, blieb dabei aber zunächst offen. Er wusste es schon kurz nachher wohl selbst nicht einmal mehr so genau.

    Buch legte seine Zeitschrift beiseite und drückte des Knopf oben an der Uhr. »Klasse«, sagte er dabei ironisch. »Zehn, Siebzehn - du kommst billig davon.«
    Langsam beruhigte sich Florian, er entspannte sich, und die Verkrampfung aus den angespannten Muskeln seines Körpers wich nun einer gewissen Lockerheit. Soweit dies in seiner derzeitigen misslichen Lage eben überhaupt möglich war. Behutsam wischte er sich mit seiner linken Hand zwischen seinen Schenkeln ab und guckte uns böse, wütend, machtlos, sauer, hilflos und beschämt an.
    Buch hatte aus einem Spender über dem Zimmerwaschbecken hartes grünes Händeabtrockenpapier geholt und gab es Florian.
    »Hier, und jetzt wisch die Sauerei erst mal gut weg.«
    Florian atmete zweimal tief durch, dann gehorchte er. Er nahm das kratzige Paper und wischte, so gut er konnte erst die Blende und dann die Oberfläche von Buchs Schreibtisch ab. Dann tupfte er schier endlos in Hockstellung auf dem Boden herum. Er hatte einen hochroten Kopf dabei. Jetzt wurde ihm wohl wieder sehr klar, was er hier gerade für eine Vorstellung geboten hatte.
    Ohne aufzusehen, warf er die grünen Tücher in den Mülleimer beim Waschbecken und stand nun wieder mit den Händen an seinen Seiten schlaff und locker vor uns.
    Niederträchtig grinste Buch in Richtung Abfalleimer auf die eindeutig riechenden feuchten Tücher. »Da drin stirbt jetzt gerade dein Sohn, Florian. Und zwar auf den Tag genau neun Monate vor seiner Geburt. Du solltest dich echt was schämen.«
    Florian senke seinen Blick.
    »Mann, Mann Junge. Was für eine schwere Geburt war das denn gerade? In deinem Alter muss das doch nur noch so flutschen«, erniedrigte ihn Buch dann sogar noch weiter.
    Dann verkündete er das Strafmaß, das Florian sich natürlich wieder ganz alleine selbst zuzuschreiben hatte. »Zehn, Siebzehn - Das macht zwanzig halbe Zeigerumdrehungen, also zwanzig Schläge. Großzügigerweise runde ich dieses mal ab und nicht auf. Ich hoffe du weißt das zu schätzen Florian?«
    »Danke, Herr Buch.«
     
    »Okay, Florian. Hände hinter den Kopf.«
    Und Florian tat es.
    Buch holte mit seinem biegsamen Plastiklineal aus und schlug Florian direkt nacheinander viermal brutal auf seinen Hintern. Florian brüllte vor Schmerzen laut los und begann erneut leicht zu flennen. Wie ein verirrter Zwölfjähriger, der sofort nach Hause zu Mammi will. Nach den Anstrengungen, die er gerade schon erfolgreich hinter sich gebracht hatte, war Florian nun nämlich nicht mehr in der Lage, seine Muskulatur schon wieder so anzuspannen, dass sie die Schläge zumindest etwas dämpfen konnte. So trafen ihn die Schläge nun völlig ohne jede Form von muskulärem Schutz und damit auch völlig ohne innere Gegenwehr im mentalen Bereich.
    Nach weiteren fünf Schlägen heulte Florian nun wieder gänzlich hemmungslos und stand jetzt endgültig vollkommen gebrochen vor uns, wie ein armseliges billiges Würstchen, das von einer überheblichen Jagdgesellschaft im Feld als Imbiss an seine Hunde verfüttert wird. So etwas wie hier gerade hatte auch er sicherlich noch nie erlebt. Ich übrigens auch noch nicht.
    Buch blickte Florian kritisch von hinten an. »Was hast du denn da für ein komisches Geschreibsel auf deinem Rücken ?«
    Auch ich machte nun einen kleinen Schritt hinüber.
    Wenn man genau hinsah, konnte man von seinen Schultern bis hinunter zum Steißbein eine unregelmäßige Folge sehr kleiner, fast schon winziger und inzwischen auch schon recht verblasster Schriftzeichen erkennen. Noch zwei Wochen regelmäßiges Duschen mehr und sie wären wieder vollständig verschwunden gewesen.
    »Ich hab dich was gefragt? Und nimm die Hände zur Seite, wenn du hier schon Frage und Antwort stehen darfst !«
    Während er sich darum bemühte, dass seine unkontrollierte Flennerei endlich aufhörte, nahm Florian seine Hände wieder tapfer an die Seite und stand damit erneut völlig schutzlos vor uns.
    »Das da hinten? Also…, da hat mir der Marcel Neumayr vor zwei Wochen eine kleine Geschichte drauf geschrieben«, schluchzte er dann aber doch.
    »AHA. Neumayr ? Der aus Gruppe Sieben ? «
    »Ja. Ich war abends
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