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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen
Autoren: John Scalzi
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Clip schon längst an alle Leute geschickt, die wir kennen, bevor du ihn mir gezeigt hast, nicht wahr?«
    »Vielleicht«, sagte Gretchen, schlug sich die Hand vor den Mund und riss die Augen weit auf.
    »Miststück!«, sagte ich voller Bewunderung.
    Gretchen vollführte einen Knicks. »Danke.«
    »Hauptsache, du vergisst nicht, dass ich weiß, wo du wohnst.«
    »Für den Rest unseres Lebens«, sagte Gretchen.
    Dann folgte eine Runde aus peinlich mädchenhaftem Gekreische und Umarmungen. Wenn man den Rest seines Lebens mit den gleichen zweitausend Leuten verbringen würde, drohte die große Gefahr, sich bald zu Tode zu langweilen. Aber nicht, wenn Gretchen in der Nähe war.
    Wir lösten uns voneinander, und ich schaute mich um, mit wem ich als Nächstes feiern wollte. Enzo hielt sich im Hintergrund, aber er war klug genug, um zu wissen, dass ich zu ihm zurückkommen würde. Dann sah ich Savitri Guntupalli, die Assistentin meiner Eltern, die ein sehr ernst wirkendes Gespräch mit meinem Vater führte. Savitri war hochintelligent und kompetent und konnte tierisch witzig sein, aber sie war ständig bei der Arbeit. Ich schob mich zwischen sie und Vater und forderte eine Umarmung ein. Ja, ich war ganz wild auf Umarmungen. Aber schließlich hatte man nur eine einzige Gelegenheit, eine neue Welt zum ersten Mal zu sehen.
    »Zoë«, sagte Vater, »könnte ich bitte meinen PDA wiederhaben?«
    Ich hatte mir seinen persönlichen Datenassistenten genommen, weil er den Timer auf den genauen Zeitpunkt eingestellt
hatte, zu dem die Magellan vom Phoenix-System nach Roanoke skippen würde, so dass ich die letzten Minuten vor dem Sprung abzählen konnte. Natürlich hatte ich auch meinen eigenen PDA, der in meiner Tasche war. Zweifellos wartete in der Mailbox längst das Video, das mich knutschend mit Enzo zeigte, genauso wie in den Mailboxen aller unserer Freunde. Ich nahm mir vor, mich furchtbar an Gretchen zu rächen. Es sollte eine gnadenlose, süße Rache sein. Selbstverständlich in Anwesenheit von Zeugen. Und Vieh. Aber vorläufig begnügte ich mich damit, den PDA zurückzugeben, meinem Vater ein Küsschen auf die Wange zu drücken und mich wieder zu Enzo durchzukämpfen.
    »So«, sagte Enzo und lächelte. Mein Gott, er war sogar charmant, wenn er einsilbig war! Der rationale Teil meines Gehirns hielt mir einen Vortrag, dass Verliebtheit alles schöner wirken ließ, als es war, und der irrationale Teil (also der größte Teil von mir) sagte dem rationalen Teil, dass er sich ganz schnell vom Acker machen sollte.
    »So«, antwortete ich, wenn auch nicht annähernd so charmant, was Enzo jedoch überhaupt nicht zu bemerken schien.
    »Ich habe mit Magdy gesprochen«, sagte er.
    »Aha.«
    »Magdy ist gar nicht so schlecht.«
    »Klar«, erwiderte ich. »Wenn man bedenkt, dass gewisse Aspekte von ›gar nicht so schlecht‹ eigentlich ›ziemlich schlecht‹ bedeuten.«
    »Er meinte, dass er sich mit einigen Leuten aus der Besatzung der Magellan unterhalten hat«, fuhr Enzo fort (charmant, versteht sich). »Sie haben ihm von einem Observationsraum auf den Besatzungsdecks erzählt, in dem sei es meistens menschenleer.
Er sagt, von dort hätten wir einen wunderbaren Blick auf den Planeten.«
    Ich blickte über Enzos Schulter, hinter der sich Magdy angeregt mit Gretchen unterhielt (beziehungsweise auf sie einredete, je nachdem, wie man es betrachtete). »Irgendwie glaube ich nicht, dass es der Planet ist, auf den er einen genaueren Blick werfen möchte«, warf ich ein.
    Enzo schaute sich kurz um. »Schon möglich. Obwohl man zu Magdys Verteidigung sagen muss, dass es gewisse Leute gibt, die offensichtlich nichts gegen genauere Blicke einzuwenden hätten.«
    Diese Bemerkung veranlasste mich zu einem leichten Stirnrunzeln. Es stimmte, obwohl ich wusste, dass Gretchen mehr Spaß am Flirten als an allem anderen hatte. »Und was ist mit dir?«, fragte ich. »Worauf hoffst du einen Blick werfen zu können?«
    Enzo lächelte und hob entwaffnend die Hände. »Zoë, wir haben uns vor wenigen Augenblicken zum ersten Mal geküsst. Ich glaube, ich würde gerne noch etwas daran weiterarbeiten, bevor ich mir irgendwelche anderen Ziele vornehme.«
    »Oh, sehr nett formuliert«, sagte ich. »Kommt man mit diesem Spruch bei allen Mädchen an?«
    »Du bist die Erste, bei der ich ihn ausprobiert habe. Also musst du mir sagen, wie er ankommt.«
    Kaum zu glauben, aber ich errötete. Dann musste ich ihn umarmen. »Bis jetzt war alles gut.«
    »Das freut mich«,
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