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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen
Autoren: John Scalzi
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drinnen dürfte es ziemlich voll werden«, sagte sie.
    Ich zeigte auf Hickory und Dickory. »Sie werden bei uns sein. Du weißt doch, dass die Menschen immer einen möglichst großen Sicherheitsabstand zu den beiden halten.«
    Gretchen blickte zu ihnen auf, und mir wurde klar, dass auch sie die beiden nicht besonders sympathisch fand.
    Einige Minuten später kamen die Mitglieder des Rats durch einen Nebeneingang in den Saal und gingen zur Bühne. Gretchen und ich standen in der ersten Reihe, Hickory und Dickory genau hinter uns, und um uns herum war mindestens anderthalb Meter Platz. Meine außerirdischen Leibwächter schufen ganz automatisch eine Pufferzone.
    Ich hörte ein Flüstern an meinem Ohr. »Hallo«, sagte Enzo.
    Ich blickte mich zu ihm um und lächelte. »Ich habe mich schon gefragt, ob du auch hier sein wirst.«

    »Diese Versammlung betrifft alle Kolonisten«, erwiderte er.
    »Nicht hier im Allgemeinen«, sagte ich. »Hier im Besonderen.«
    »Ach so«, sagte Enzo. »Ich war todesmutig und hatte gehofft, dass deine Leibwächter mich nicht sofort massakrieren.«
    »Es freut mich, dass du den Mut aufgebracht hast.« Ich nahm seine Hand.
    Auf der Bühne trat John Perry vor, der Leiter der Kolonie und mein Vater, und nahm das Mikrofon, das nach der Feier am früheren Abend immer noch dort lag. Als er sich bückte, trafen sich kurz unsere Blicke.
    Es gibt etwas, das man über meinen Vater wissen sollte. Er ist intelligent, er macht seine Sache richtig gut, und fast die ganze Zeit erwecken seine Augen den Eindruck, dass er jeden Moment loslachen könnte. Sehr viele Dinge findet er witzig. Er schafft es, sehr viele Dinge in etwas Witziges zu verwandeln.
    Als er mich in diesem Moment ansah, waren seine Augen so düster, besorgt und ernst, wie ich es noch nie zuvor bei ihm erlebt hatte. Als ich seine Augen sah, wurde ich daran erinnert, wie alt er wirklich war, obwohl er so jung wirkte. Obwohl er sehr viele Dinge mit Leichtigkeit nahm, war er ein Mann, der in seinem Leben mehr als einmal in richtig große Schwierigkeiten geraten war.
    Und nun war es wieder passiert. Und zwar mit uns. Mit uns allen.
    Alle anderen würden es erfahren, sobald er den Mund aufmachte, um es ihnen zu sagen, aber ich wusste es schon in diesem Moment. Ich begriff, wie es wirklich um uns stand.
    Wir waren verloren.

Erster Teil

1
    Die fliegende Untertasse landete in unserem Garten, und ein kleines grünes Männchen stieg aus.
    Es war die fliegende Untertasse, die meine Aufmerksamkeit weckte. Grüne Männer sind dort, wo ich herkomme, gar nicht so ungewöhnlich. Alle Angehörigen der Kolonialen Verteidigungsarmee sind grün. Das ist ein Teil ihrer genetischen Modifikationen, die sie zu besseren Kämpfern machen. Das Chlorophyll in der Haut verleiht ihnen die zusätzliche Energie, die sie brauchen, wenn sie Aliens in den Boden stampfen sollen.
    Wir hatten nicht viele Soldaten der Kolonialen Verteidigungsarmee auf Huckleberry, der Kolonie, in der ich gelebt hatte. Es war eine etablierte Kolonie, die schon seit Jahrzehnten keine ernsthaften Angriffe mehr erlebt hatte. Aber die Koloniale Union gab sich alle Mühe, sämtliche Kolonisten so umfassend wie möglich über die KVA zu informieren, und ich wusste sogar noch etwas mehr als die meisten anderen.
    Die fliegende Untertasse hingegen war wirklich neu. Wir kannten nur Traktoren und Erntemaschinen und von Tieren gezogene Karren und öffentliche Busse auf Rädern, mit denen wir unser tägliches Leben bestritten und gelegentlich die Provinzhauptstadt besuchten. Schließlich war Neu-Goa von der Landwirtschaft geprägt. Ein fliegendes Transportmittel war in der Tat eine Seltenheit für uns. Dass ein solches Gefährt, das nur für einen einzigen Passagier gedacht war, auf unserem Rasen landete, war eindeutig kein alltägliches Ereignis.

    »Möchtest du, dass Dickory und ich hinausgehen und ihn in Empfang nehmen?«, fragte Hickory. Wir beobachteten durch ein Fenster des Hauses, wie sich der grüne Mann aus dem Vehikel zwängte.
    Ich sah Hickory an. »Glaubst du wirklich, er könnte eine Gefahr darstellen? Wenn er uns angreifen wollte, hätte er einen Felsbrocken auf das Haus fallen lassen können, während er noch in der Luft war.«
    »Ich rate stets zur Vorsicht«, sagte Hickory. Der unausgesprochene Teil dieses Satzes lautete: wenn es irgendwie um dich geht . Hickory war einfach nur süß und höchst paranoid.
    »Versuchen wir es mit dem ersten Verteidigungsaufgebot«, sagte ich und ging zur
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