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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen
Autoren: John Scalzi
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schließlich entfernen sich die meisten Menschen während ihres alltäglichen Lebens nur selten mehr als hundert Kilometer von ihrem Zuhause. Und die meisten Leute haben kaum etwas von ihrem eigenen Planeten gesehen, wenn sie sich zur Auswanderung entscheiden. Wenn man nie dazu kommt, seinen eigenen Planeten richtig kennenzulernen, darf man sich eigentlich nicht beklagen, dass man nie einen ganz anderen Planeten kennenlernen kann.
    Aber es ist hilfreich, wenn man auf einem interessanten Planeten lebt.
    Falls meine Botschaften irgendwie den Weg zurück nach Huckleberry finden sollten, kann ich sagen, dass ich Huckleberry liebe. Wirklich. Und ich liebe auch Neu-Goa, die kleine Stadt, in der wir lebten. Für ein Kind ist es ein Riesenspaß, in einer Kleinstadt auf einer ländlich und landwirtschaftlich geprägten Kolonie aufzuwachsen. Es ist ein Leben auf dem Bauernhof, mit Ziegen und Hühnern, Feldern mit Weizen und Sorghum, Erntefeiern und winterlichem Unterhaltungsprogramm. Es wurde noch kein acht- oder neunjähriges Kind erfunden, das an solchen wunderbaren Dingen keinen Spaß hätte. Aber irgendwann wird man zum Teenager und fängt an, über alles Mögliche nachzudenken und überlegt sich, was man vielleicht mit seinem Leben anstellen könnte, und dann schaut man sich die Möglichkeiten an, die sich einem bieten. Und plötzlich hat man den Eindruck, dass all die Farmen, die Ziegen und Hühner und immer dieselben Leute, mit denen man schon sein ganzes Leben zu tun hatte und auch für den
Rest des Lebens zu tun haben wird, vielleicht doch nicht die idealen Voraussetzungen für ein rundum erfülltes Leben sind. Alles andere hat sich natürlich gar nicht verändert. Aber das ist der Punkt. Man selbst hat sich verändert.
    Ich weiß, dass ich mich mit diesen Teenagersorgen nicht im Geringsten von allen anderen Kleinstadtteenagern in der Geschichte des bekannten Universums unterscheide. Aber wenn selbst die »Großstadt« auf einer Kolonie - in diesem Fall die Distrikthauptstadt Missouri City - nicht mehr als das Mysterium und die Romantik eines Komposthaufens zu bieten hat, dürfte es verständlich sein, wenn man sich etwas anderes wünscht.
    Ich sage gar nicht, dass es irgendetwas an Missouri City auszusetzen gäbe (schließlich gibt es auch an Kompost nichts auszusetzen, er ist sogar etwas sehr Nützliches). Vielleicht sollte man eher sagen, dass es die Art von Städtchen ist, in die man zurückkehrt , nachdem man sein sonstiges Leben in der Großstadt verbracht hat - oder im großen bösen Universum. Von meiner Mutter weiß ich, dass sie das Leben auf Huckleberry geliebt hat. Doch bevor sie hierherkam, war sie Soldatin der Spezialeinheit. Sie redet nicht oft über die Dinge, die sie in dieser Zeit erlebt hat, aber ich kenne ein bisschen davon aus persönlicher Erfahrung. Ich glaube, sie würde sagen, dass sie genug vom Universum gesehen hat.
    Auch ich habe einiges vom Universum gesehen, bevor wir nach Huckleberry kamen. Aber im Gegensatz zu Jane - meiner Mutter - würde ich nicht behaupten, dass Huckleberry alles zu bieten hat, was ich von meinem Leben erwarte.
    Aber ich war mir sehr sicher, dass ich nichts von alledem gegenüber diesem grünen Kerl erwähnen wollte, dem ich mit
immer mehr Misstrauen begegnete. Grüne Männer, die vom Himmel fallen, sich nach der psychischen Verfassung verschiedener Familienmitglieder (einschließlich einem selbst) erkundigen, können ein Mädchen durchaus etwas paranoid machen. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, wie mir plötzlich klar wurde, dass ich nicht einmal den Namen dieses Kerls wusste. Er hatte sich schon ein gutes Stück in das Leben meiner Familie eingemischt, ohne zu sagen, wer er eigentlich war.
    Vielleicht war es ja nur etwas, an das er in seiner Unschuld gar nicht gedacht hatte - schließlich führten wir kein offizielles Interview -, aber inzwischen heulten mehrere Alarmsirenen in meinem Kopf, um mich zur Entscheidung gelangen zu lassen, dass mein grüner Freund für heute genug freie Informationen bekommen hatte.
    Der Grüne sah mich konzentriert an und wartete auf eine Erwiderung von mir. Ich gönnte ihm nicht mehr als ein unverbindliches Schulterzucken. Ich war fünfzehn Jahre alt. In diesem Alter hatte man einfach das Recht, sich mit einem Schulterzucken aus der Affäre zu ziehen.
    Er wich ein kleines Stück zurück. »Ich vermute, Ihr Vater ist nicht zu Hause«, sagte er.
    »Noch nicht.« Ich blickte auf meinen PDA und zeigte ihm das Display. »Sein
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