Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen
Autoren: John Scalzi
Vom Netzwerk:
überfordern. Wenn ich zu emotional wurde, brachte ich damit ihr Bewusstsein durcheinander. Sie reagierten sehr empfindlich, wenn ich überreizt war. Also zog ich mich zurück und beobachtete wieder meine Eltern durch das Fernglas. Jetzt sagte John etwas mit seinem patentierten halbgaren Lächeln. Doch sein Lächeln verschwand, als unser Besucher etwas darauf erwiderte.
    »Ich wüsste zu gern, wer der Kerl ist«, sagte ich.
    »General Samuel Rybicki«, antwortete Hickory.
    Damit fing er sich einen weiteren Seitenblick von mir ein. »Woher weißt du das?«
    »Es gehört zu unseren Aufgaben, zu wissen, wer dich und deine Familie besucht«, sagte Hickory und berührte wieder sein Halsband. »Wir haben ihn sofort nach seiner Landung überprüft. Unsere Datenbank enthält Informationen über ihn. Er ist ein Verbindungsoffizier zwischen euren Zivilschutzeinheiten und eurem Ministerium für Kolonisation. Er koordiniert den Schutz der neuen Menschenkolonien.«
    »Huckleberry ist keine neue Kolonie«, sagte ich. Diese Welt war schließlich schon seit fünfzig oder sechzig Jahren besiedelt, als wir uns hier niederließen. Mehr als genug Zeit,
um alle Gefahren aus dem Weg zu räumen, mit denen neue Kolonien konfrontiert wurden, und die menschliche Bevölkerung so stark anwachsen zu lassen, dass Angreifer sie nicht mehr so einfach von der Planetenoberfläche fegen konnten. Zumindest hoffte ich das. »Was glaubst du, was er von meinen Eltern will?«
    »Das wissen wir nicht«, sagte Hickory.
    »Er hat nichts zu euch gesagt, als er darauf gewartet hat, dass John und Jane aufkreuzen?«
    »Nein«, sagte Hickory. »Er hat sich bedeckt gehalten.«
    »Na klar. Wahrscheinlich, weil ihr ihn zu Tode erschreckt habt.«
    »Er ist nicht gestorben«, stellte Hickory fest.
    Ich schnaufte. »Manchmal zweifle ich an eurem angeblichen Sinn für Humor. Ich meinte damit, dass er zu viel Angst vor euch hatte, um irgendetwas zu sagen.«
    »Wir gingen davon aus, dass das der Grund war, weshalb wir bei ihm bleiben sollten«, sagte Hickory.
    »Ja, sicher. Aber wenn ich gewusst hätte, dass er ein General ist, wäre ich vielleicht etwas netter zu ihm gewesen«, erwiderte ich und zeigte auf meine Eltern. »Ich möchte nicht, dass sie Schwierigkeiten bekommen, weil ich mir einen Spaß daraus gemacht habe, diesen Kerl auf die Schippe zu nehmen.«
    »Jemand mit einem solchen Rang wird sich wohl nicht so leicht durch dich irritieren lassen«, sagte Hickory.
    Eine ganze Liste möglicher schnippischer Erwiderungen rollte sich vor meinem geistigen Auge ab, doch ich war fest entschlossen, keine davon zu benutzen, auch wenn sie noch so sehr danach verlangten. »Du glaubst, dass er wegen einer ernsten Sache hier ist?«

    »Er ist ein General«, sagte Hickory. »Und er ist hier.«
    Ich schaute noch einmal durch das Fernglas. General Rybicki hatte sich etwas zur Seite gedreht, so dass ich sein Gesicht nun etwas deutlicher erkennen konnte. Er sprach zu Jane, doch im nächsten Moment sagte er etwas zu meinem Vater. Aber ich schaute mir meine Mutter noch eine Weile an. Ihre Miene war sehr angespannt. Worum es auch immer gehen mochte, sie war nicht besonders glücklich darüber.
    Dann drehte sie den Kopf ein kleines Stück, und plötzlich sah sie genau in meine Richtung, als wüsste sie, dass ich sie beobachtete.
    »Wie macht sie das?«, sagte ich. Als Jane bei der Spezialeinheit gewesen war, hatte sie einen Körper gehabt, der sogar noch stärker genmodifiziert war als die der regulären Soldaten. Aber genauso wie Vater hatte man sie nach der Dienstzeit wieder in einen normalen menschlichen Körper gesteckt. Danach war sie keine Superwoman mehr. Aber ihre Wahrnehmungsfähigkeiten waren unheimlich. Was letztlich fast auf dasselbe hinauslief. Während ich aufgewachsen war, konnte ich ihr so gut wie gar nichts verheimlichen.
    Ihre Aufmerksamkeit kehrte zu General Rybicki zurück, der wieder zu ihr sprach. Ich blickte zu Hickory auf. »Ich würde gerne wissen, warum sie im Sorghumfeld miteinander reden.«
    »General Rybicki hat deine Eltern gefragt, ob sie sich irgendwo ungestört unterhalten können«, sagte Hickory. »Insbesondere deutete er an, dass Dickory und ich nicht in der Nähe sein sollten.«
    »Habt ihr alles aufgenommen, als ihr bei ihm wart?«, fragte ich. Ihre Halsbänder konnten akustische, visuelle und emotionale
Daten aufzeichnen, die dann an alle anderen Obin geschickt wurden, damit sie meine schönsten Momente miterleben konnten. Ob sich das seltsam
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher