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Zwielichtlande

Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande
Autoren: E Kellison
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versuchte, seine Hand zurückzuziehen, aber die verdammten Fesseln ließen das nicht zu.
    Talia. Ja, sie war etwas seltsam. Zweifellos. Ein Schrei, und schon kam ihr finsterer Schattenmannpapa, um sie zu retten. Ziemlich praktisch, den Tod zum Vater zu haben.
    Der Tod. Custo beobachtete, wie ein weiblicher Geist aus einer Zimmerecke glitt, sich auf Adams Bett niederließ und sich auf den Kissen räkelte, wobei er ihm mit gierigem Blick in die Augen sah. Eine blasse, dünne Brünette. Sie sah menschlich aus, schließlich war sie das einst gewesen, aber irgendetwas hatte sie verändert und ein Monster aus ihr gemacht. Einen Seelensauger. Das Segue Institut, eine private Organisation, die mit Spencers Regierungsabteilung kooperierte, sollte herausfinden, wieso sich Menschen in Geister verwandelten, und dem möglichst ein Ende bereiten. Als Talia darauf gekommen war, dass die Geister sich freiwillig in Monster verwandelt und ihr Menschsein gegen die Unsterblichkeit eingetauscht hatten, war es zum Krieg gekommen.
    Pop. Custos Hand zuckte bei dem heftigen Schmerz, der doppelt so stark war wie beim ersten Finger. Er atmete tief ein und bemühte sich, die Kontrolle zu behalten.
    Spencer wählte einen weiteren Finger aus.
    Custos Herz hämmerte. Als sich der Druck auf seinen Daumen in flüssiges Feuer verwandelte, biss er die Zähne zusammen und machte sich dennoch in die Hose.
    Spencer warf sich lachend zurück. »He, Kumpel! Du hast doch nicht etwa Angst zu sterben?«
    »Nicht so wie du.« Custos Stimme klang heiser, kam tief aus seiner Brust.
    »Ich habe mir nicht in die Hose gemacht.«
    Der süßsaure Gestank breitete sich im Zimmer aus und mischte sich mit dem metallischen Geruch des Bluts.
    »Du … « – Custo betastete mit der Zunge seinen losen Zahn – »… du bist in jenem Moment zum Feigling geworden, als du dich mit den Geistern zusammengetan hast.«
    Die Geisterfrau zwinkerte ihm zu. »Ganz im Gegenteil. Man braucht starke Nerven, wenn man sich in einem Raum mit einem hungrigen Geist aufhält.«
    Spencer ignorierte sie. Er seufzte schwer und drehte die Augen verzweifelt gen Himmel. »Du begreifst das einfach nicht, Custo. Hast es noch nie begriffen. Es gibt keinen Grund, die Unsterblichkeit zu bekämpfen. Adam und ich haben das immer wieder diskutiert. Was die Geister tun, ist vielleicht nicht schön – sie ernähren sich von dem Lebensgeist ihrer menschlichen Ahnen – , aber es ist ein natürlicher Entwicklungsschritt auf dem Weg, den Tod zu überwinden. Ich habe nur die Zeichen der Zeit erkannt.«
    »Du hast Angst. Ich habe immer gewusst, dass du ein Angsthase bist.«
    »Ich bin schlau.« Spencer erhob wütend die Stimme. »Was bildest du dir eigentlich ein? Ich weiß, was du getan hast.«
    Was ich getan habe?
    »Heinrich Graf zum Beispiel.«
    Ach. Der deutsche Mistkerl, der den Auftrag hatte, Adam umzubringen. Er hatte ihn mit einem Fernschuss erledigt. »Abschaum.«
    »Du hast seine Tochter verführt, um herauszufinden, wo er sich aufhält. Du bist Abschaum.«
    »Ich habe nicht ihre Seele ausgesaugt.« Custo bedachte den Geist mit einem bohrenden Blick.
    »Haarspalterei. Du hast sie benutzt, um ihren eigenen Vater zu töten.«
    Ein Fehler, und nicht der schlimmste von allen. Ein paar Sachen mussten einfach getan werden, und Adam konnte das nicht. Seine dunkle Seite war nicht stark genug, um das durchzuziehen. Sollte es einen Gott geben, würde der kein Erbarmen mit ihm haben, wenn das hier vorbei war. Er würde in einer anderen Hölle landen. Aber sobald er dort war, konnte er wenigstens schreien. Nicht hier. Nicht vor einem Stück Dreck wie Spencer.
    Das Leben ist schlecht . Der Tod ist gut , sagte er sich zur Beruhigung.
    »Wo ist Adam?«, wiederholte Spencer. »Du wirst es mir verraten, bevor wir hier durch sind.«
    Custo schenkte ihm sein bestes, blutiges Lächeln. Wenn Spencer und seine Geister den Notausgang nicht gefunden hatten, würde er ihnen ganz sicher nicht verraten, wo er sich befand. Nicht einmal, um sein eigenes Leben zu retten.
    Custo sammelte Blut und Speichel in seinem Mund und spuckte Spencer ins Gesicht. Er traf den Mistkerl an Kinn und Hals.
    Spencer zog seine Faustfeuerwaffe, drückte die Pistole brutal gegen Custos Stirn und wischte sich mit dem Ärmel angewidert das Gesicht ab.
    Die Geisterfrau setzte sich auf dem Bett auf und jammerte. »Überlass ihn mir, wenn du mit deiner Fragerei fertig bist. Ich habe Hunger.«
    Spencers Auge zuckte. »Nein. Er gehört mir.«
    Er zog den Arm
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