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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer
Autoren: Tatort Toewerland
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können wir erst Heiligabend antreten.
    Die Heimfahrt morgen früh kannst du vergessen.« Er zog an der Zigarette.
    »Aber ich muss doch noch für Bärbel ein Geschenk besorgen.«
    »Was meinst du, was ich alles noch erledigen wollte.« Müller war erregt. Er griff zum Telefonhörer und reichte ihn seinem Kollegen. Dann blaffte er: »Hier, ruf in Aurich an. Sag, du könntest nicht, weil du deinem neuen Liebling noch etwas kaufen musst.«
    Buhten nahm den Hörer und legte ihn zurück. »Was ist los?«
    »Eine Leiche. Auf Juist haben sie in den Dünen eine tote Frau gefunden.«
     
    »Angeschwemmt?«, hoffte Buhlen.
    »Eben nicht. Halb vergraben. Mit einem großen, schönen Schnitt im Hals. Eindeutig Fremdverschulden. Ein Spaziergänger hat die Leiche entdeckt.«
    »Und warum müssen ausgerechnet wir dahin?«
    »Weil, so hat sich der Kriminalrat ausgedrückt, wir aus Hamburg doch einschlägige Erfahrungen mitbrächten, die wir nun endlich nutzbringend einsetzen könnten. Und ich füge hinzu: Weil die anderen Kollegen, ob in Aurich oder hier in Norden, auch keine Lust haben, zwei Tage vor Weihnachten auf dieser gottverlassenen Insel rumzukriechen.« Wütend drückte Müller seine Zigarette im Aschenbecher aus. »Wenn wir den Fall nicht bis Heiligabend aufgeklärt haben, muss einer von uns auf der Insel bleiben. Als Notbesatzung gewissermaßen.«
    Jetzt klappte Buhlens Unterkiefer
    nach unten.
    »Notbesatzung? Gibt es auf Juist denn keine Bullen?«
    »Doch, natürlich. Eine Ein-Mann-Polizeistation. Nur im Sommer tun da mehrere Kollegen Dienst. Und jetzt ist Winter.
    Wir sind die Verstärkung.« Müller griff zur Streichholzschachtel, fingerte zwei Hölzchen heraus und brach eines davon ab. Er drehte sich um und streckte seinem Kollegen die beiden Streichhölzer mit dem Kopf nach oben hin. »Kurz verliert.«
    Buhlen zögerte einige Sekunden, atmete tief durch und griff dann zum linken. Es war lang.
    »Schöne Weihnachten«, sagte er fröhlich. »Soll ich deine Familie von dir grüßen?«
    Müller murmelte etwas Unverständliches. Er schnappte seinen Laptop. »Erst ins Hotel, Zahnbürste einpacken. Und dann zum Flugplatz. Die Spurensicherung kommt direkt aus Aurich.«
    »Flugplatz?«, wunderte sich Buhlen.
     
    »Natürlich. Flugplatz Norddeich. Die Fähre ist weg. Ein Hubschrauber holt uns ab.«
    Buhlens Gesichtsfarbe wechselte vom gesunden Rosa zu einem fahlen Weiß. »Ich steige nicht in einen Hubschrauber.
    Da wird mir schlecht. Mir wird beim Fliegen immer schlecht.«
    »Das sind doch nur ein paar Minuten. Stell dich nicht so an.
    Und jetzt komm endlich.« Müller stand in der Tür und wartete auf seinen Kollegen.
    »Ich kann nicht!«
    »Erklär das dem Kriminalrat. Los, komm!«
    Buhlen schüttelte den Kopf, folgte aber schließlich doch widerstrebend seinem Kollegen. »Hast du auch nur die geringste Ahnung, was ich gestern alles zu mir genommen habe?«
    »Nein.«
    »Macht nichts, du wirst es sehen.«
    Buhlen sollte Recht behalten. Und da Brechreiz bekanntermaßen ansteckend ist, nahm auch Günter Müller mit kreidebleicher Gesichtsfarbe auf dem Flugplatz Juist seine Reisetasche entgegen, die ihm ein grinsender Kopilot aus dem Helikopter reichte.
    Die Polizisten sahen sich um. Westlich von ihnen, am Rande der Landebahn, stand leicht erhöht ein flaches Gebäude. Im Norden und Osten begrenzten Sanddünen das Gelände. Südlich lag das Watt. Ein scharfer, eisiger Wind ließ sie erschauern.
    Das war kein Wetter für Sightseeing. Sie beeilten sich, das Flugplatzgebäude zu erreichen.
    »Herzlich willkommen am Rande der Zivilisation«, murmelte Buhlen.
    »Was hat du gesagt?«, fragte sein Kollege.
    »Ach, nichts. Was machen wir jetzt?«
     
    »Jetzt rufen wir uns ein Taxi und fahren zur Wache. Vorher brauche ich aber einen Schnaps.«
    Das Restaurant war menschenleer. Rechts hinter der langen Selbstbedienungstheke schaute ihnen eine ältere Frau erwartungsvoll entgegen.
    »Sind Sie die Herren von der Kriminalpolizei?«, fragte sie, als sich Müller und Buhlen ein Tablett griffen. Buhlen bejahte.
    »Sie möchten bitte hier warten. Ich rufe Enno an. Sie werden abgeholt.«
    »Wen rufen Sie an?«, fragte Müller.
    »Enno. Enno Altehuus. Unseren Polizisten. Was wünschen Sie?«
    Dieter Buhlen bestellte einen Grog, sein Kollege ein Pils und einen Korn. Nachdem die Wirtin ihnen die Getränke auf das Tablett gestellt und kassiert hatte, verschwand sie im Hinterzimmer. Die beiden Beamten suchten sich einen Tisch im hinteren Bereich
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