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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer
Autoren: Tatort Toewerland
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der heute denn geöffnet?«, wunderte sich der Hamburger.
    »Wenn Sie Glück haben. Die Ladenöffnungszeiten folgen hier anderen Regeln als bei Ihnen zu Hause.«
    »Wo finde ich den Laden?«
    Behrends lag nur Minuten von der Wache entfernt in einer Nebenstraße. Buhlen stieg die wenigen Stufen zu dem Geschäft hinunter. Im Inneren versuchte gerade eine elegante Dame im Pelz die Aufmerksamkeit des Verkäufers an den anderen Kunden vorbei auf sich zu ziehen. »Ich hätte da eine Frage…«
    »Haben Sie keine Zeit?«, bügelte sie der groß gewachsene Mann ab.
    »Doch. Aber ich dachte…«
    »Dann warten Sie, bis Sie dran sind.«
    Die Bepelzte schwieg beschämt.
    Buhlen grinste amüsiert.
    Ein anderer Kunde, der bis zur kleinen Ladentheke vorgedrungen war, erkundigte sich: »Ich benötige diesen, äh…
    Nippel, um Heizkörper zu entlüften. Führen Sie…?«
    Der Verkäufer war schon während der Fragestellung in die Tiefen seiner Regale abgetaucht und kam Sekunden später wieder hoch, legte einen entsprechenden Vierkantschlüssel auf den Tresen, forderte: »Zwei fünfzig« und wandte sich mit einem lockeren Spruch dem nächsten Kunden zu. Buhlen hatte den Eindruck, dass die Hälfte der Anwesenden nur deshalb in den Laden gekommen war, um dem Original zuzuhören.
    Als er an der Reihe war, zückte er seinen Ausweis und fragte:
    »Führen Sie Produkte der Firma Tondeo?«
    »Habe ich ein Friseurgeschäft?«, antwortete der große Mann, ohne zu zögern. »Aber ich kann Ihnen was bestellen, wenn Sie wollen.«
    »Sie kennen also diese Produkte?«
    »Hören Sie, zwischen diesem Laden und dem deutschen Festland liegen einige Seemeilen Wasser, Watt oder wie jetzt tauendes Eis. Meine Kunden erwarten, dass ich ihnen helfe.
    Reicht das?«
    »Natürlich. Haben Sie in letzter Zeit ein Messer dieser Firma verkauft?«
    »Ja. Warum?«
    »Wissen Sie noch, an wen?«
    »Natürlich weiß ich das. An Lars Hinrichs. Der brauchte das für sein Studium. Eigentlich wollte er ja ein Architektenmesser haben, aber das konnte ich ihm…«
    »Wer ist Lars Hinrichs?«
    »Einer der Kellner aus der Spelunke.«
    Der Rest war Routine. In Lars Hinrichs’ Bude fanden die Kripobeamten zahlreiche sehr freizügige Fotos von Marlies Wübber und eine Schachtel mit glühenden, aber nicht abgeschickten Liebesbriefen an die Ermordete.
    »Haben Sie Marlies Wübber umgebracht?«, kam Günter Müller direkt zum Punkt.
    Lars Hinrichs nickte stumm. Ihm standen die Tränen in den Augen.
    »Warum?«
    Hinrichs antwortete nicht.
     
    »Warum, verdammt noch mal!«, brüllte der Kommissar, packte Lars mit beiden Händen an den Schultern und schüttelte ihn heftig. »Jetzt reden Sie schon, Mann!«
    Schweigen.
    »Machen Sie den Mund auf, sonst…«
    Altehuus trat neben die beiden und legte seinem Kollegen beruhigend eine Hand auf den Arm. »Lassen Sie mich mit ihm reden. Er kennt mich. Bitte.«
    Für einen Moment sah es so aus, als ob Müller den Juister Polizisten wegstoßen wollte. Dann ließ er den jungen Mann los. »Wenn Sie meinen…«
    Altehuus legte seinen Arm um die Schultern des Jungen und zog ihn etwas zur Seite. »Du hast sie geliebt, nicht wahr?«
    Hinrichs antwortete so leise, dass Altehuus seinen Kopf zu ihm hinüberbeugen musste, um ihn zu verstehen.
    »Und warum hast du sie dann umgebracht?«
    »Sie hat mich verlassen«, jammerte Hinrichs. »Marlies wollte nichts mehr mit mir zu tun haben. Ich sei nur einer von mehreren. Es wäre für eine Zeit ganz nett gewesen, aber jetzt sei Schluss. Dabei habe ich sie so geliebt. Und sie hat mich nur ausgelacht. Ich habe gebettelt, habe gefleht, aber sie hat mich nur spöttisch angesehen.«
    »War das Kind von dir?«, wollte Enno Altehuus wissen.
    Lars Hinrichs schüttelte schluchzend den Kopf. »Ich weiß nicht, von wem das Kind ist. Vielleicht war es von mir.
    Marlies wollte es nicht. Sie würde abtreiben, hat sie gesagt.
    Egal wer der Vater sei.« Er weinte hemmungslos. Für Minuten war er nicht ansprechbar.
    »Ich wollte dann weg, einfach nur weg.«
    »Lebte Marlies Wübber da noch?«
    Hinrichs nickte. »Ich bin erst nach Hause gelaufen… später ziellos durch das Dorf. In mir ist etwas… etwas kaputtgegangen. Ich war wütend auf Marlies… wütend auf die anderen Männer… wütend auf meine Naivität. Irgendwann bin ich zurück zu ihrem Haus. In meiner Tasche… Ich konnte mich nicht erinnern, das Messer eingesteckt zu haben.« Er schluchzte wieder heftig auf. »Die Terrassentür stand offen.
    Ich habe das
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