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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer
Autoren: Tatort Toewerland
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ist ja wohl nicht mehr zu helfen.«
    »Ich dachte, ich könnte ihn aus der Reserve locken.«
    »Nur weil Wübber vor fünfzehn Jahren vielleicht eine Jugendliche betatscht hat, vergreift der sich doch nicht an seiner Tochter.«
    »Sie ist nicht seine Tochter.«
    »Aber so gut wie! Marlies Stegender war zwei Jahre alt!
    Meinst du, sie hat sich noch an ihren leiblichen Vater erinnert?« Er schlug sich vor die Stirn. »Keine kriminalistische Glanztat, Herr Kollege.«
    »Meckern kann ich auch. Was hast eigentlich du den ganzen Nachmittag gemacht, hä?«
    »Erst Steiner gesucht und dann…«
    »Auch ‘ne klasse Leistung. Den habe schließlich ich verhaftet.«
    »Zufall. Außerdem habe ich mich in der Kälte am Hafen rumgedrückt und mir die dummen Sprüche der Spurensicherer angehört…«
    »Was haben die festgestellt?«
    »Sie faxen uns noch heute Abend oder morgen früh die vorläufigen Ergebnisse. Wenn das Blut auf den Klamotten das von Marlies Wübber ist, hat der Mörder Schuhgröße 45.«
    »Das würde zu den Abdrücken am Tatort passen.«
    »Genau. Und er trägt Hosengröße 102 beziehungsweise 52
    beim Pullover.«
    »Er ist demnach groß und schlank.«
     
    »So ist es. Ein großer, schlanker Mörder.«
    »Dann kann es nicht Wübber gewesen sein«, gestand Müller zerknirscht ein.
    »Nein«, bestätigte sein Kollege.
    Nach einer Pause fragte Müller: »Glaubst du Steiner, dass er Schwiebus nicht umgebracht hat?«
    »Wenn ich ehrlich bin, ich weiß es nicht. Wir sollten die Ergebnisse der Hausdurchsuchung abwarten. Sofern wir am Neujahrstag einen Richter finden, der uns eine Genehmigung ausstellt«, setzte er hinzu. »Wenn er aber die Wahrheit sagt, dann…« Er sprach nicht weiter.
    Müller interpretierte das Schweigen seines Kollegen richtig.
    »Du meinst auch…«
    »Ja«, antwortete Buhlen. »Wübber.«
    Enno Altehuus öffnete die Tür zur Wachstube. »Moin.« Er setzte sich bedächtig an seinen Schreibtisch, kramte in der unteren Schublade und fischte die Flasche Friesengeist hervor.
    Fragend sah er seine Kollegen an. Die schüttelten den Kopf.
    Altehuus hob die Schultern, schenkte sich ein Pinnchen ein, trank, bediente sich aus seiner Schnupftabakdose und lehnte sich zurück. »Der Wind dreht. Es klart auf und wird wärmer.
    Morgen, spätestens übermorgen scheint die Sonne.« Dann trompetete er sein Wohlbefinden in den Raum.
    »Wo haben Sie denn gesteckt? Nachdem wir Steiner in Ihrer gastlichen kleinen Arrestzelle untergebracht haben, hatten Sie es aber sehr eilig«, stellte Buhlen fest, als er sich wieder aus der Deckung wagte.
    »Ich habe Marie verständigt.«
    »Wen?«, fragten die beiden Hamburger Kollegen wie aus einem Mund.
    »Marie Steiner. Wilhelms Frau.«
    »Aha«, meinte Müller.
    »Und?«, fragte Buhlen.
     
    »Sie sagt, er war es nicht.«
    »Würde ich vermutlich auch tun, wenn ich an ihrer Stelle wäre«, erwiderte Buhlen.
    »Ich habe sie gefragt, ob Wilhelm eine Pistole hat. Sie hat das verneint.« Altehuus goss sich noch einen Schnaps ein. Er blickte erneut fragend zu seinen Kollegen und ließ, als keine Reaktion erfolgte, die Flasche wieder verschwinden.
    »Auch da hätte ich nichts anderes geantwortet«, bekräftigte Buhlen.
    »Ich bin sicher, sie sagt die Wahrheit. Ich kenne Marie seit fast zwanzig Jahren. Sie lügt nicht.« Altehuus’ Tonfall ließ keinen Zweifel an seiner Meinung zu.
    »Na ja«, versuchte Günter Müller die Situation zu entspannen, »vielleicht weiß sie ja nichts von einer Waffe.
    Warten wir die Hausdurchsuchung ab.«
    Altehuus kippte sein Glas. »Wollen Sie Wilhelm wirklich heute Nacht in der Zelle lassen? Es ist Silvester. Er hat eine Gaststätte, da wird er gebraucht. Und er hat mit den Morden nichts zu tun.«
    »Sagen Sie.« Buhlen schaute zu seinem Kollegen hinüber.
    Der wich dem Blick aus.
    »Wo soll er denn hin? Er kommt doch nicht von der Insel herunter.« Der Polizeiobermeister zögerte einen Moment.
    »Was haben Sie eigentlich heute Abend vor?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Müller. »Vielleicht ist ja im Hotel…«
    »Was halten Sie davon, wenn wir einen Blick in Steiners Haus werfen?«
    »Ohne Hausdurchsuchungsbefehl?«, fragte Buhlen skeptisch.
    »Gefahr im Verzuge«, erklärte Altehuus kategorisch. »Und wenn der Verdächtige einverstanden ist und uns begleitet, dürfte dem Gesetz wohl Genüge getan sein.« Er machte eine bedeutsame Pause. »Betrachten Sie es doch einmal so: In seiner Kneipe geht heute die Post ab, Sie sehen etwas nach dem Rechten,
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