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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer
Autoren: Tatort Toewerland
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Sie wandte sich ihm wieder zu und griff nach den Unterlagen.
     
    Und nach einem überraschend kurzen Disput stimmte Elke zu. Sie würden gemeinsam zur Insel Juist reisen. Am nächsten Morgen.
     
    5
    Im Sommer 1999 hatten die Innenminister von Niedersachsen und Hamburg verkündet, dass Polizisten aller Dienstgrade künftig für maximal sechs Monate zu den Polizeibehörden des jeweils anderen Landes versetzt werden konnten, damit sie sich fortbildeten. Die Polizeiführung versprach sich davon eine Effektivitätssteigerung der länderübergreifenden Zusammenarbeit in der Verbrechensprävention und verfolgung und lobte das Modell über den grünen Klee. Die betroffenen Beamten waren nicht so begeistert.
    Die Kriminalkommissare Dieter Buhlen und Günter Müller von der Kripo Hamburg waren Anfang Oktober Opfer der Anstrengungen zur Verbesserung der Kriminalstatistik geworden. Seitdem hockten sie sich in der Kleinstadt Norden im Kreis Aurich in einem Hinterzimmer, welches vor ihrem Einzug als Abstellraum gedient hatte, die Hintern platt und zählten die Tage bis zum Ende ihrer Abordnung.
    Besonders den 32-jährigen Buhlen traf die als Fortbildung getarnte Vernichtung von Steuergeldern hart. Für ihn endete die bewohnbare Welt an den Grenzen der Großstädte.
    Osnabrück wäre ja schon schlimm gewesen, aber Norden…
    Außerdem hatte er im Sommerurlaub auf Kreta eine feurige Brünette aus seiner Heimatstadt kennen und lieben gelernt, war sich allerdings ihrer Treueschwüre nicht so ganz sicher. Daran änderten auch die abendlichen Telefonate mit seiner Liebsten nur wenig, da er sich unablässig das Hirn mit der Frage zermarterte, was seine neue Freundin an den einsamen Abenden anstellte.
     
    »Wann geht morgen unser Zug?«, erkundigte er sich bei seinem Kollegen Müller, der sich über seinen Laptop beugte.
    »Zehn vor elf«, brummte der, ohne aufzusehen.
    Seit zwei Stunden war Günter Müller nun schon damit beschäftigt, das Schachprogramm Fritz 4.0 auf dem Computer zu installieren. Aber immer, wenn er die Software starten wollte, meldete das größte Virus der Welt, genannt Windows 98, einen ›schweren Ausnahmefehler‹ und nach zwei weiteren Startversuchen verabschiedete sich die Benutzeroberfläche endgültig von der Entgegennahme jeglicher Befehle und Tastatureingaben, so dass Müller das System immer wieder neu hochfahren und die Installationsprozedur wiederholen musste.
    »Man sollte diesen Bill Gates verklagen«, grummelte Müller.
    »Jeder Hersteller sollte, um Schadenersatzforderungen zu vermeiden, fehlerlose Produkte auf den Markt bringen. Nur Microsoft kann es sich leisten, erforderliche Nachbesserungen als Updates vom Kunden auch noch bezahlen zu lassen.«
    Buhlen legte den Spiegel zur Seite. »Vielleicht machst du was falsch?«
    »Spinnst du? Ich habe schon mit Computern gearbeitet, als wir in unserer Dienststelle noch darauf hofften, mit elektrischen Schreibmaschinen ausgestattet zu werden.«
    Sein Kollege stand auf, umkurvte den Schreibtisch und sah interessiert auf den LCD-Bildschirm. »Hast du schon mal hier draufgeklickt?« Er berührte mit seinem Zeigefinger die Schaltfläche ›Details‹. Sein Fingerabdruck war deutlich auf dem Bildschirm sichtbar.
    »Pfoten weg«, knurrte Müller, griff zu einem Papiertaschentuch und wischte vorsichtig über die Sichtfläche.
    »Hast du?«
    Müller führte den Zeiger der Maus auf den Button, klickte ihn an und Windows verblüffte sie mit der Information, dass eine Datei namens rsfunc.dll eine ›schwere Schutzverletzung an der Adresse AD 23 – EF 15‹ verursacht habe.
    »Aha. Und was heißt das?«, fragte Buhlen interessiert.
    »Woher soll ich das wissen?«, schnaubte Müller.
    »Sagtest du nicht gerade, du hättest dich seit Jahren mit Computern…«
    Das Klingeln des Telefons unterbrach ihre Unterhaltung. Die Polizisten sahen sich überrascht an. Anrufe gehörten in ihrem Domizil nicht gerade zur Regel. Buhlen zuckte fragend mit den Schultern.
    Müller griff zum Hörer und meldete sich. Während des Gesprächs machte er mehrmals den Mund auf und zu, so als wolle er etwas sagen. Dann presste er »Bis Heiligabend?« und kurz darauf die Frage »Warum wir?« heraus. Endlich legte er auf.
    »Was war denn?«, wollte Buhlen wissen.
    »Scheiße war.« Müller griff zur vor ihm liegenden Zigarettenpackung und steckte sich einen Glimmstängel in den Mund. »Das war Aurich. Genau genommen die Kripo in Aurich. Unsere derzeit vorgesetzte Behörde.
    Den Weihnachtsurlaub
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