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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer
Autoren: Georgs Geheimnis
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einen Blick ins Wageninnere. Zwischen zwei erschlafften Airbags, aus ihrer Verankerung geworfenen Sitzen und einem Chaos aus Scherben, verbogenen Scheibenwischern, Blut und Autokarten lagen in grotesker Verrenkung zwei leblose Körper. Brischinsky konnte Rainer Esch und Heinz Derwill identifizieren. Der Hauptkommissar riss erfolglos an den Wagentüren. Sie waren verklemmt. Auch durch die eingedrückten Fensteröffnungen kam er nicht an die Unfallopfer heran.
    »Schweres Gerät. Wir brauchen die Feuerwehr und schweres Gerät. Sonst kommen wir da nie dran. Haltet die Feuerlöscher bereit. Nicht, dass die Karre abbrennt.«
    Der Uniformierte, der zu dem Hauptkommissar getreten war, nickte. »Und halten Sie den jungen Mann da vorne zurück.«
    Brischinsky zeigte auf Cengiz, der inzwischen ebenfalls die Unfallstelle erreicht hatte und nun auf den Audi zustürmte.
    Sein Lauf endete abrupt in den Armen des Polizisten.
    »Lassen Sie mich«, schrie Cengiz mit sich überschlagender Stimme und ruderte dabei heftig mit den Armen. »Was ist mit Rainer? Ich will zu Rainer!«
    »Beruhigen Sie sich, Herr Kaya.« Der Hauptkommissar fasste den erregten Türken an der Schulter und redete auf ihn ein. »Die Rettungsdienste sind alarmiert. Sie müssen jeden Moment hier sein. Wir können jetzt nicht mehr tun, als die Unfallstelle abzusichern, um Schlimmeres zu verhüten. Ich schlage vor, wir gehen zu dem Polizeiwagen da hinten und Sie schildern mir in allen Einzelheiten das, was Sie wissen.
    Einverstanden?«
    Cengiz nickte. Brischinsky legte seinen Arm um die Schulter des Türken. »Na, dann kommen Sie.«
    Die folgenden Minuten, bis die Unfallopfer aus dem Autowrack geborgen und abtransportiert waren, schienen stillzustehen. Endlich trat Brischinsky an den Arzt des zweiten, nun nicht mehr benötigten Rettungswagens heran.
     
    »Der Jüngere von beiden hat überlebt?« Er bot dem Arzt eine Zigarette an, die dieser dankend annahm. Brischinsky gab ihm Feuer.
    »Bis jetzt. Wir vermuten schwere innere Verletzungen.
    Möglicherweise hat auch seine Wirbelsäule was abbekommen.«
    »Und der andere?«
    »Der Fahrer? Tot. Der Mann ist aber nicht an den Unfallfolgen gestorben. Es sieht so aus, als ob er sich erschossen hat. Den halben Hinterkopf weggepustet. Die Waffe lag im Wagen. Haben Ihre Kollegen.«
    Dem Hauptkommissar klappte der Unterkiefer herunter. Für einen Moment war er sprachlos. »Erschossen? Der Fahrer hat sich erschossen?« Brischinsky kratzte sich hinterm Ohr.
    Eigenartig. Aber so erklärte sich das plötzliche Ausbrechen des Audi.
    Brischinsky rief zu einem der Beamten, der in der Nähe seines Streifenwagens stand, hinüber: »Die Waffe. Was für ein Modell?«
    »Eine alte Walther«, gab der Beamte Auskunft und näherte sich dem Kommissar. »Wir haben noch etwas gefunden.«
    Der Polizist reichte Brischinsky eine Plastiktüte, als er ihn erreicht hatte. »Ein Tonbandgerät. Ziemlich blutig.«
    »Sie sollten sich Handschuhe anziehen, bevor Sie es abhören.
    Aidserreger überleben zwar außerhalb des menschlichen Körpers nicht sehr lange, aber Hepatitis ist auch nicht ohne«, bemerkte der Notarzt.
    »Danke für den Hinweis. Ich werde ihn beherzigen.« Mit spitzen Fingern griff Brischinsky zur Tüte.
    »Das Band lief noch, als wir es dem jüngeren Opfer aus der Tasche gezogen haben«, erklärte der uniformierte Beamte.
    »Scheint unbeschädigt zu sein.«
     
    »Elektronik ist augenscheinlich widerstandsfähiger als wir Menschen«, ulkte der Mediziner. Dann trat er die Kippe aus, deutete einen Abschiedsgruß an und verschwand im Rettungswagen.
    Brischinsky setzte sich über Funk mit dem Präsidium in Verbindung und bat darum, in der Gerichtsmedizin die Blutgruppe des Toten zu erfragen. Dann warf er einen letzten Blick auf die Aufräumarbeiten. In etwa einer Stunde würde die Autobahn wieder passierbar sein und der Stauhinweis auf WDR 2 etwas kürzer ausfallen.
     
    42
    Zurück im Präsidium sah sich der Hauptkommissar gezwungen, selbst die frisch erworbene Kaffeemaschine zu bedienen. Mit einem großen Pott Kaffee und einer neuen Schachtel Zigaretten bewaffnet, machte er sich daran, das Tonband abzuhören. Eingedenk der Warnungen des Notarztes zog er sich Kunststoffhandschuhe über. Dann zog er das blutverschmierte Gerät aus dem Plastikbeutel und legte es auf eine Lage Papierhandtücher vor sich. Bei dem Teil handelte es sich um eines jener hypermodernen Produkte menschlichen Erfindergeistes, deren Funktionsweise ohne ein mindestens
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