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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer
Autoren: Georgs Geheimnis
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zehnsemestriges Studium der Elektrotechnik nur unzureichend zu durchschauen war.
    Brischinsky benötigte knappe zehn Minuten, bis er das Bedienungsinstrument gefunden hatte, von dem er annahm, dass es den Bandrücklauf auslöste. Vorsichtig drückte er auf die Taste und hoffte inständigst, dass er damit nicht die Aufnahme löschte. Als das Band tatsächlich zurücklief, atmete Brischinsky erleichtert aus. Er wartete, bis das Band vollständig zurückgespult war, drückte mit gestiegenem Selbstbewusstsein die Wiedergabetaste und wartete. Zunächst hörte er das Schlagen von Fahrzeugtüren, Motorenlärm und ein Klappern, das er auf Grund von Cengiz Kayas Bericht als das Geräusch identifizierte, das Einkaufswagen auf unebenem Asphalt verursachen.
    Plötzlich sagte jemand, den Brischinsky nach kurzem Nachdenken als Derwill erkannte: »Herr Esch, wenn ich mich nicht irre?«
    »Ja«, antwortete der Anwalt.
     
    »Kommen Sie mit.«
    »Ich denke nicht daran. Sie sind nicht Lorsow. Der hat eine andere Stimme.«
    »Das ist richtig. Trotzdem werden Sie mich begleiten. Wenn Sie einen Blick auf meine Manteltasche werfen, können Sie einen sehr überzeugenden Grund sehen.« Brischinsky stellte sich Eschs Erschrecken vor, als dieser die Waffe bemerkte.
    »Los jetzt, da hinüber. Und versuchen Sie nichts, was Sie später bereuen könnten. Ich bleibe hinter Ihnen.«
    Für etwa drei Minuten waren wieder nur an-und abfahrende Fahrzeuge zu hören. Dann sagte Derwill: »Hier ist mein Wagen. Steigen Sie ein.« Eine Tür wurde geöffnet und fiel ins Schloss. Die Parkplatzgeräusche waren nur noch gedämpft.
    Dann wurden die Geräusche wieder lauter und eine weitere Autotür fiel hörbar ins Schloss.
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte Esch.
    Derwill lachte rau. »Mit Ihnen sprechen. Das hatten Sie doch vor, oder?«
    »Ich wollte mit Lorsow reden, nicht mit Ihnen.«
    »Der kann nicht. Wir fahren jetzt ein wenig spazieren. Und vergessen Sie nicht: Das Ding hier ist geladen.«
    Der Motor des Wagens wurde gestartet und für einige Zeit war nur sein Brummen wahrzunehmen. Dann wollte Esch wissen: »Wohin fahren wir?«
    »Ich sagte doch: spazieren.«
    »Wer sind Sie?«
    »Ein Vertrauter Lorsows, ein enger Vertrauter, um genau zu sein.« Wieder das belegte Lachen. »Ich kenne die Familie schon seit langem. Ich habe schon unter seinem Vater gearbeitet.«
    »Der Nazibonze, der zum Mörder wurde?«
    »Halten Sie den Mund! Was wissen Sie denn schon darüber?!« Derwill schien erregt. Er atmete schwer.
     
    »Ich habe mit Rastevkow gesprochen. Musste Pawlitsch deshalb sterben?«
    »Rastevkow, ja… Dieser Pawlitsch. Erpressen wollte er uns, einfach erpressen. Er wusste von den Schwierigkeiten, in denen sich die Firma befand. Dieser Idiot hat bei unserer Verabredung gedacht, ich sei Lorsow. Wie Sie auch. Doch unser sauberer Chef war im Puff, bei seinen Gespielinnen. Ich musste Pawlitsch nur nachfahren und warten, bis er… Wie oft habe ich Lorsow gepredigt, dass ein harter Schnitt überfällig ist, lange überfällig. Dann tauchte dieser Pawlitsch auf. Aber dieser, dieser dumme Junge, wusste ja alles besser.«
    Brischinsky staunte. Derwill verachtete Lorsow. Sein Tonfall verriet es. »Nicht er, ich hätte Geschäftsführer werden sollen.
    So war es vereinbart. Aber der alte Lorsow starb zu plötzlich.
    Und dann kommt dieser grüne Bengel und übernimmt die Firma. Und da…«
    »Und da was?«
    »Das geht Sie nichts an.«
    Einen Moment war nur der Motor des Audi zu hören. Er heulte auf. Brischinsky schloss daraus, dass der Wagen stark beschleunigte.
    »Warum rasen Sie so?« Esch klang beunruhigt.
    »Halten Sie den Mund.«
    Dann hörte Brischinsky Derwill schnauben: »Erpressen wollte uns dieser Mistkerl. Er hätte meine Firma ruiniert. Das musste ich doch…«
    »Ihre Firma?«, unterbrach ihn Esch. »Ich denke, die gehört Lorsow?«
    Derwill kicherte hysterisch. »Gehört Lorsow, gehört Lorsow.
    Wenn ich das schon höre. Mir gehört die Firma, mir!
    Verstehen Sie? Der alte Lorsow hat sie mir anvertraut, nur mir.
    Nicht seinem missratenen Sohn. Mir!« Das letzte Wort schrie er. »Und dann kommen so genannte Nachlassverwalter und nehmen mir meine Firma weg. Der junge Lorsow hat doch keine Ahnung… Wenn ich ihm nicht immer wieder geholfen hätte, dann wären wir schon längst pleite… Lediglich einen Anteil von zehn Prozent hat mir Johann Lorsow übereignet.
    Zehn Prozent! Pah! Und diese Niete hat die Mehrheit. Dabei war ich es doch, der die Firma
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