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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer
Autoren: Georgs Geheimnis
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»Können wir dann…?«
    »Warum haben Sie selbst die Dreckarbeit gemacht? Warum nicht auch Derwill?«
    Schlüter lachte bitter. »Der Mann hat keine Nerven. Nach der Sache mit dem Rentner… Als der die Waffe nur gesehen hat…
    Selbst nach drei Cognac hat der noch so gezittert… Das musste ich selber machen, leider.«
    Baumann gab den uniformierten Beamten ein Zeichen. Sie legten dem Anwalt Handschellen an und führten ihn ab. Als sie an Elke Schlüter vorbeigingen, machte der Verhaftete einen Schritt auf seine Tochter zu. Elke sah ihn entsetzt an und wich zurück. Sie war weiß wie eine Wand. Tränen flossen über ihr Gesicht. Sie sagte kein Wort. Einen kurzen Moment standen sich die beiden gegenüber. Dann nickte Schlüter verstehend mit dem Kopf und ließ sich aus dem Büro bringen.
    Brischinsky steckte sich eine Zigarette an und meinte kopfschüttelnd zu Baumann: »Am Ende ist es doch immer wieder dieselbe banale Scheiße… Manchmal kann ich gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.« Er wandte sich zum Gehen.
    »Bitte«, sagte Elke Schlüter tonlos, »erzählen Sie mir alles.«
    Brischinsky blieb stehen, musterte sie mitleidig und erwiderte ruhig: »Aber sicher.«
    Stunden später traf Elke Schlüter im Wartezimmer der Intensivstation im Knappschaftskrankenhaus auf Cengiz Kaya.
     
    »Wie geht es Rainer?«, fragte sie mit tränenerstickter Stimme.
    Cengiz zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Vor einer Stunde war ein Arzt hier und hat gesagt, dass Rainer noch operiert würde. Ich soll warten.«
    »Hoffentlich kommt er… Oh, Gott! Erst das mit meinem Vater. Und jetzt…« Sie schlug die Hände vor ihr Gesicht und wurde von einem Weinkrampf geschüttelt.
    Cengiz versuchte, sie zu trösten, aber sie wehrte ihn ab. Dann sprudelte es aus Elke heraus. Sie berichtete schluchzend von Lorsow, Derwill und ihrem Vater und deren gemeinsamer Firma LoBauTech, die ins Strudeln geraten war. Die Anwältin erzählte von Pawlitsch und Rastevkow, den Morden und der Schuld ihres Vaters.
    Cengiz hörte still zu. Als sie geendete hatte, nahm er sie vorsichtig in den Arm. Diesmal ließ sie es zu.
    Nach einer ihnen unendlich lange vorkommenden Zeitspanne betrat ein Arzt das Wartezimmer. Er trug noch die grüne OP-Kleidung.
    »Sind Sie die Angehörigen?«
    »Nein«, antwortete Elke. »Aber…«
    »Ja«, sagte Cengiz.
    »Was denn nun?«, wollte der Doc wissen.
    »Rainer hat keine Angehörigen. Wir sind seine besten Freunde«, erklärte Cengiz.
    »Tut mir Leid. Dann darf ich Ihnen keine Auskünfte geben.«
    Der Arzt wollte sich abwenden.
    »Warten Sie, bitte.« Elke fasste den Grünkittel am Arm. »Ich bin seine Verlobte. Wir wollen heiraten.«
    Der Arzt zögerte. »Na gut. Ihr, äh, Verlobter ist schwer verletzt. Aber er hat die Operation gut überstanden und es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Wir haben ihn in ein künstliches Koma versetzt. Er hat…«
     
    »Wird er überleben?« Cengiz war an Elkes Seite getreten.
    Der Arzt sah erst Elke, dann Cengiz an. »Natürlich können noch Komplikationen eintreten, aber… Ja, ich glaube, er wird es schaffen.«
     

          ENDE
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