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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer
Autoren: Georgs Geheimnis
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Verhandlungen mit einem anderen großen Abnehmer, der unsere kleine Absatzdelle mehr als ausgleichen wird. Außerdem arbeiten wir intensiv an neuen, innovativen Produkten. Ich habe das auch der Belegschaft versichert: LoBauTech wird weiter auf Wachstumskurs bleiben.«
    Rainer zog sich noch eine Reval rein und schüttete Kaffee nach. Dann drehte er das Einzelblatt um und überflog die anderen Artikel.
    Schließlich widmete sich Rainer den ersten Seiten des Lokalteils. Die fett gedruckte Überschrift sprang ihm geradezu ins Auge: Kein Unfall sondern Mord? Und darunter: Ein tragisches Ereignis hat am Dienstagabend am Börster Weg das Leben eines 64-jährigen Herners gekostet. Anwohner hörten gegen 22.30 Uhr einen lauten Knall und fanden auf der Straße, in einer Blutlache liegend, den Rentner Georg P. aus Herne. P. war von einem dunklen Wagen angefahren worden, dessen Fahrer sich vom Unfallort entfernte. Der sofort gerufene Notarzt konnte nur noch den Tod des 64-Jährigen feststellen. P. erlitt schwere Kopfverletzungen, die seinen Tod herbeigeführt haben. Die Polizei hat Anhaltspunkte dafür, dass ein Teil der Verletzungen nicht eine direkte Unfallfolge sind, sondern P. nachträglich zugefügt wurden. Die Polizei sucht nun nach dem Unfallwagen. Es handelt sich um einen schwarzen Mercedes-Benz 230, Baujahr 1993 oder ‘94, der vorne rechts am Scheinwerfer und der Blinkleuchte beschädigt sein muss. Wer hat am Dienstagabend oder später einen solchen Wagen gesehen? Wo ist ein Fahrzeug, auf das die Beschreibung passt, repariert worden? Sachdienliche Hinweise an die Kriminalpolizei Recklinghausen, Telefon…
    Rainer las hastig den Rest. Dann sah er sich die Bilder an. Sie gaben nicht viel her: Ein Foto vom Unfallort, auf dem die Kreidemarkierungen der Spurensicherung zu sehen war mit der Bildzeile: Hier starb der 64-jährige Herner, sowie das kleinere Bild eines dunklen Mercedes: Wer hat einen Wagen dieses Typs gesehen, der vorne rechts beschädigt ist?
    Der Anwalt zog nachdenklich an seiner Zigarette. Er griff zu seinem Handy, wählte die Nummer der Recklinghäuser Kripo und ließ sich mit Hauptkommissar Brischinsky verbinden.
    »Sagten Sie, Sie heißen Esch?«, fragte der Angerufene.
    »Ja. Haben Sie mich schon vergessen?«
    »Vergessen? Sollte mir das je gelingen, lade ich das gesamte Präsidium zum Essen ein. Was kann ich für Sie tun?« Nicht schon wieder Esch, dachte der Hauptkommissar. Erst die Schuhe und jetzt noch dieser Mensch… Ihm blieb auch nichts erspart.
    »Ich habe in der Zeitung von dem… äh… Tod eines Georg P.
    aus Herne gelesen.«
     
    »Und?«
    »Handelt es sich bei dem Unfallopfer um einen Georg Pawlitsch?«, fragte der Anwalt. »Wie kommen Sie darauf?«, fragte Brischinsky zurück.
    »Ein Georg Pawlitsch war am Montag in meiner Anwaltspraxis.«
    Der Hauptkommissar antwortete nicht.
    »Herr Brischinsky, sind Sie noch…?«
    »Ja, natürlich. Ich war nur etwas überrascht.«
    »Also handelt es sich bei dem Toten um Georg Pawlitsch?«
    »Sie haben Recht, der Tote heißt so. Ob es sich aber bei dem Getöteten und Ihrem Besucher um dieselbe Person handelt…?«
    »Na ja, so viele Georg Pawlitschs dürfte es in Herne ja nun nicht geben.«
    »Auch wahr. Wenn der Tote Ihr Pawlitsch ist, haben Sie wirklich ein Talent, über Leichen zu stolpern… Aber lassen wir das. Was wollte Pawlitsch von Ihnen?«
    »Das war schon etwas seltsam. Auskünfte über das Presserecht.«
    »Über das Presserecht? Was, zum Teufel, interessiert einen 64-Jährigen das Presserecht?«
    »Das habe ich mich auch gefragt. Ihn übrigens auch.«
    »Was hat er geantwortet?«, wollte der Hauptkommissar wissen.
    »Nichts.«
    »Aha. Das war ja dann ein wirklich interessantes Gespräch.
    Und über was haben Sie sonst noch gesprochen?«, spottete der Polizist.
    »Wieder Fehlanzeige. Ich habe ihm nur eine kurze Einführung in das Presserecht gegeben.«
    »Das war alles?« Der Beamte schien enttäuscht.
     
    Rainer erwog, Brischinsky von der ominösen Vollmacht und dem seltsamen Benehmen seines Mandanten zu erzählen, entschied sich dann aber dagegen.
    »Ja. Allerdings – ich hatte das Gefühl, dass Pawlitsch irgendetwas bedrückte.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Na ja, er war so fahrig, ziemlich unruhig, fast schon nervös.
    Er hat unsere Unterhaltung auch sehr unvermittelt beendet.«
    »Nervös, sagen Sie? Nicht sehr ergiebig, was Sie mir da erzählen, Herr Esch.«
    »Ich weiß. Wie gesagt, es war nur so ein Gefühl. Ich dachte, Sie sollten
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