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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer
Autoren: Georgs Geheimnis
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Kaffee?«
    Baumann bekam keine Antwort mehr. Brischinsky war auf seinem Stuhl erneut fest eingenickt.
     
    Der Hauptkommissar wähnte sich in einem Himmelbett aus weichen Daunen, als ihn Heiner Baumann aus seinen Träumen riss. »Es ist fast elf Uhr. Ich dachte, du wolltest noch arbeiten?«, feixte der.
    Brischinsky reckte seine schmerzenden Glieder. »Und da heißt es, Büroschlaf sei der gesündeste… Wahrscheinlich haben andere Beamte ergonomische Stühle und nicht solch ein Folterwerkzeug wie ich. Was habe ich verpennt?«
    »Meine Anfrage beim Straßenverkehrsamt. Hier ist die Liste.« Baumann warf Brischinsky einen Computerausdruck auf den Schreibtisch. »Über hundert Halter fahren einen metallic schwarzen 230er. Ich habe bei den Mercedes-Vertragswerkstätten in Recklinghausen und Umgebung nachgefragt. Dort wurde heute kein Fahrzeug zur Reparatur abgegeben, das die bekannten Schäden aufweist.«
    »Würde mich auch wundern. Sollte das Fahrzeug wirklich hier bei uns zugelassen sein, müsste der Täter doch geradezu mit dem Klammerbeutel gepudert sein, wenn er die Karre auch noch in einer Werkstatt im Raum Recklinghausen in Stand setzen lässt. Nein, da müssen wir die Nachbarstädte in die Ermittlungen einbeziehen, mindestens die. Hat die Fahndung etwas ergeben?«
    »Nein, leider Fehlanzeige.«
    »Schade. War aber wohl zu erwarten. Was meint unser elektronischer Helfer?«
    »Der meint nichts. Zumindest heute nicht mehr. Die Standleitung zum Zentralrechner des LKA ist unterbrochen, irgendein Knotenrechner hat seinen Geist aufgegeben, meinen die Kollegen von der Datenverarbeitung«, erwiderte Baumann.
    »Deshalb funktioniert auch unser Netzwerk nicht.«
    »Was für ein Rechner?«, fragte Brischinsky entgeistert.
    »Ein Knotenrechner.«
    »Aha.«
     
    Ehe Baumann erklären konnte, um was es sich dabei handelte, hob Brischinsky abwehrend die Hände. »Lass mich bitte mit dem Mist in Ruhe. Ich habe schon drei EDV-Fortbildungsveranstaltungen ergebnislos abgebrochen. Ich bin dafür zu alt.«
    »Wieso? Du bist doch erst Anfang fünfzig.«
    »Eben! Also lassen wir die bösen Jungs heute laufen?«
    »Sieht so aus.«
    »Auch gut. Dann fahren wir jetzt nach Herne, die Pawlitschs befragen. Oder nein, ich fahre allein nach Herne. Und du«, der Hauptkommissar nahm den Computerausdruck des Straßenverkehrsamtes und warf ihn Baumann wieder zu,
    »wirst dir die metallic schwarzen Mercedes-Benz der Baujahre 1993 und 1994 zeigen lassen.«
    »O nein! Warum immer ich?«
    »Weil sonst kein anderer da ist, deshalb. Klar, Herr Kommissar?«
    Baumann knurrte.
    »Ach, und Baumann…«
    »Hast du noch so einen tollen Auftrag für mich?«
    »Ruf in der Gerichtsmedizin an. Ich will definitiv wissen, woran Pawlitsch gestorben ist. Bis nachher.«
    Dreißig Minuten später erreichte der Hauptkommissar die Kohlenstraße am Rande der Teutoburgia-Siedlung in Herne.
    Ruth Pawlitsch öffnete ihm. Die junge Frau hatte ein verweintes, übernächtigtes Gesicht. Sie trug noch die Kleidung des vergangenen Abends.
    »Frau Pawlitsch, es ist mir wirklich sehr unangenehm, aber ich muss Sie und Ihre Mutter noch einmal belästigen.«
    Ruth Pawlitsch nickte stumm und ließ den Hauptkommissar eintreten. Sie führte ihn ins Wohnzimmer. Dort saß die Witwe mit dem Rücken zur Tür in einem Sessel und stierte auf den dunklen Fernsehschirm.
    »Mama«, sagte Ruth Pawlitsch leise und strich ihrer Mutter zärtlich über das Haar. »Mama. Da ist der Polizist, der gestern schon hier war. Er möchte mit uns reden.«
    Paula Pawlitsch schien zunächst nicht zu reagieren, erhob sich dann aber langsam, drehte sich um und kam schweren Schrittes auf Brischinsky zu. »Ja, sicher. Sie sind das.
    Natürlich. Bitte.« Sie zeigte auf den anderen Sessel und nahm selbst auf der Couch gegenüber Platz.
    »Möchten Sie etwas trinken?«, fragte Ruth Pawlitsch.
    »Nein, danke.«
    Die Tochter setzte sich neben ihre Mutter und hielt deren Hand.
    Brischinsky räusperte sich. »Frau Pawlitsch, es tut mir sehr Leid, aber ich muss Ihnen noch einige Fragen stellen.«
    »Bitte.« Paula Pawlitsch war kaum zu verstehen.
    »Es ist möglich, dass Ihr Mann nicht nur Opfer eines Verkehrsunfalls wurde, sondern… Also, wir halten es für denkbar… Frau Pawlitsch, Ihr Mann könnte ermordet worden sein.«
    Die Tochter sah den Beamten an wie ein Gespenst. Paula Pawlitsch riss den Mund auf, als ob sie schreien wollte. Dann sog sie tief die Luft ein und stieß sie mit einem rasselnden, gequälten Stöhnen
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