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Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland

Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland

Titel: Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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der Lesung grinsend einen Zeitungsausschnitt zugesteckt, auf dem die aktuelle Schneehöhe von Sonthofen verzeichnet ist. 7 cm. Danke fürs Gespräch! Das ärgert mich noch, als wir kurz darauf zum Hotel stapfen. Durch 30 cm Schnee. In Reck-ling-hau-sen!
    Brauchen die doch gar nicht, den ganzen Schnee. Nehmen wir mal Usedom. Oder Fehmarn. Was wollen die jetzt mit Pulverschnee? Wir gehen ja auch nicht her und bauen uns ein Meer! Wir sehen nämlich ein: Brauchen wir nicht. Wir hätten ja noch nicht mal einen Strand!
    Aber die? Schneeverwehungen, Nächte im Auto mit Notfalldecken, Schneepflüge, Schneefräsen … all das, wovon ein Allgäuer Junge schon im Mutterleib träumt! Nachmacher!
    Jetzt hat es ja immerhin ordentlich geschneit am Wochenende. Ich also gleich mein Auto rausgestellt, wegen der Schneehaube und so. Hab mehrere Bekannte und Verwandte in ganz Deutschland angerufen. Wegen der Badfenstersache. Waren recht beeindruckt, muss man sagen. Und was hörst du kurz drauf im Radio? In Mecklenburg fällt die Schule aus und die Rügenbrücke ist gesperrt. 45 cm Neuschnee.
    Ich muss jetzt los. Kein Flöckchen Schnee fällt mehr vom Himmel! Freunde aus Nordhessen haben für morgen ihren Besuch angekündigt. Sie wollen das mit dem Fenster unbedingt sehen. Hab gar nicht dran gedacht, dass wir ja das Bad im ersten Stock haben. So teuer kann so eine Schneekanone auch nicht sein, oder?
    Der Herr Klüpfel immer mit seinem modernen Handyzeug!
Das nimmt uns jegliche Ernsthaftigkeit im täglichen Streifendienst!

Vuvuzela oder so

    Von Michael Kobr

    Hören Sie mir auf mit den Vuvuzelas. Ich will einfach nur noch meine Ruhe. Nein, nein, nicht vor den Tröten. Vor der Berichterstattung über sie. Ich kann es nicht mehr sehen! Morgens schlage ich meine Zeitung auf und schaue in einen Schalltrichter aus Kunststoff. Ein riesiges Bild, in eine Afrikatröte reinfotografiert. Ist nur ein Überblicksartikel, der auf die mannigfachen Berichte hinweist. Auf der Sportseite, der Meinungsseite, der Jugendseite, der Bayernseite und der Allgäuseite. Lasst mich in Frieden!
    Kauft sie, verbietet sie, verschenkt sie, zerstört sie, blast hinein, bastelt euch Stiftehalter für euren Schreibtisch draus, macht riesige Blasrohre für Megapapierkügelchen damit und gebt sie euren Kindern mit in die Schule, schreddert sie und modelliert neue Stadionsitze für die nächste WM , verwendet Sie als Hörrohr, haut euch damit, schnallt sie euch auf den Kopf, von mir aus esst sie auch – aber bitte, bitte berichtet nicht mehr drüber! Und macht keine lustigen Vuvuzelawitzchen, ihr privaten Radiosender da draußen, ja? Biiittteeeee!
    So, so viel dazu. Musste einfach mal raus. Wahrscheinlich nennt man dieses Phänomen »Therapeutisches Schreiben«. Und Sie müssen es jetzt lesen. Tut mir leid, ist aber wahnsinnig gut für meine Seelenhygiene. Muss ich schon nicht ins Sanatorium. Somit helfen Sie mit der Lektüre dieses Textchens dem deutschen Gesundheitswesen.
    Nun also zu dem, was ich eigentlich schreiben wollte: Klufti und wir und Fußballgroßveranstaltungen. Eigentlich etwas, was nicht so recht zusammenpasst auf den ersten Blick. Normalerweise eher eine ruhige Zeit, weil man da keine Veranstaltungen machen kann. Man weiß ja nie, ob es die Deutschen mal wieder bis ins Finale schaffen.
    Mir wäre es ja wurscht. Ich gehöre für echte Fußballfans eh in die unterste Schublade. Ich war immer reiner WM-EM -Spielederdeutschen-Championsleaguefinaleabernurwennbayernmünchendabeiist-Zuschauer. Und die haben bei den Fußballbegeisterten noch einen schlechteren Rang als lesbische Frauenrechtlerinnen, glaub ich.
    Wenn was anderes ist, dann guck ich gar nicht. Auch nicht Frauen- WM , und wenn das hundertmal politisch unkorrekt ist. Ich hab auch gar keine Spiegelkondome in den Nationalfarben am Auto, geschweige denn Scheibenfahnen, die es dann bei Tempo 180 auf der Autobahn zerfetzt, und ich mal mir nie eine Flagge ins Gesicht. Ich setz mir auch keine Hüte auf oder Kappen, die wie explodierte Fußbälle aussehen. Ich hab weder eine eigene, selbstkühlende Fasszapfanlage für den Garten aus dem Fan-Set dieser großen Bremer Brauerei noch esse ich Chips, und wenn ich am Abend eines Fußballspiels grille, dann höchstens mal ein paar Steaks oder Würstchen, aber nie den Bruzzler. Ich meide Public Viewings und habe bisher Fußballstadien nur dann betreten, wenn gerade nicht gespielt wurde. Und – jetzt seien Sie nicht allzu sehr schockiert, ich weiß, ich bin Deutscher,
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