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Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland

Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland

Titel: Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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nicht sofort klar war, zu welchen literarischen Fragen genau sie ihre Expertise abgeben sollte, saß dort Frank Schätzing, was mich gar nicht wunderte, weil er ja zu allen literarischen Fragen Expertisen abgibt. Er führte gerade per Handy ein Interview mit Reinhold Beckmann und wurde parallel für eine Unterwäschekampagne fotografiert, weswegen er nur mit Boxershorts bekleidet war und Jury-Mitglied Bruce Darnell ihm dauernd zurief »Der Slip muss läbändidsch sein, Baby!«. Daraufhin wollte ich mich auch ausziehen, was Heidi Klum mit panisch verzerrtem Gesichtsausdruck, rudernden Armen und hysterisch-irrem Kichern aber zu verhindern wusste.
    Hinter den beiden saßen, irgendwie als erweiterte Jury-Statisterie, meine Mutter, Sylvie van der Vaart, Kommissar Kluftinger, Detlef D! Soost, mein Vater und alle Autoren, die nach uns Allgäu-Krimis herausgegeben haben. Der Raum war ganz schön voll, kann ich Ihnen sagen. Als ich reinkam, schrie ein Moderator, der auch noch Schreyl hieß (ich meine, man muss sich mal vorstellen, auf was für Gedanken man im Traum kommt), also da schrie dieser Schreyl: »Hier kommt unser nächster Kandidat, Volker. Volker, wie fühlst du dich gerade?«
    Vor all diesen Leuten thronte auf einem güldenen Stuhl der Jury-Präsident: Michael Kobr. Im Traum hatte ich noch nie von ihm gehört, aber er war mir auf den ersten Blick unsympathisch, was wohl auf Gegenseitigkeit beruhte, denn er begrüßte mich mit den Worten: »Tut mir leid, wir suchen hier einen Autor, verstehen Sie: AU-TOR , da habe Sie sich sicher verlaufen, die Hupfdohlen werden im Keller gecastet.« Er sagte wirklich Hupfdohlen, das muss man sich mal vorstellen.
    Ich bin nicht mal wütend geworden, sondern wollte schon wieder gehen, was mich im Nachhinein nun wirklich wundert. Aber im Traum ergibt das ja alles immer einen Sinn und man akzeptiert es irgendwie, auch wenn man sich nach dem Aufwachen fragt: Welchen absterbenden Gehirnwindungen ist denn diese krude Geschichte entsprungen …
    Kennen Sie das? Da redet man im Traum mit irgendjemandem und noch während des Gesprächs ist es plötzlich jemand völlig anderes – und man wundert sich nicht mal darüber. Ich meine: In echt wäre es ja schon seltsam, wenn Herr Müller während des Gesprächs zu Herrn Mayer würde, da würde man ja schon mal fragen: Sagen Sie mal, Herr Müller, Sie waren doch gerade noch Herr Mayer? Das käme einem schon spanisch vor – außer vielleicht im Fall meiner Uroma, die während einer Unterhaltung ihren Gesprächspartner immer mit den unterschiedlichsten Namen titulierte und sich darüber offenbar überhaupt nicht wunderte – dafür die Gesprächspartner umso mehr.
    Jedenfalls ist im Traum alles anders, und jetzt Schluss damit. Ich wollte also schon wieder gehen, da schrie mich der Moderator mit den Worten zusammen: »Bleib hier! Das war natürlich nur ein Test. Wie fühlst du dich jetzt?«, und mir einen Fragebogen reichte, den ich ausfüllen sollte, um eine »adäquat empathische Berichterstattung zu gewährleisten«, wie da stand. Da wurde, das muss man sich mal vorstellen, unter anderem gefragt:

Unter welchen unheilbaren Krankheiten leiden Sie/Ihr Vater/Ihre Mutter/Ihre ganze asoziale Familie?
Wenn Sie unter keiner unheilbaren Krankheit leiden, unter welcher würden Sie gerne leiden?
Wenn Sie unter keiner Krankheit leiden möchten, wie lange saßen Sie wegen Ihrer Drogengeschäfte im Gefängnis?
Wenn Sie keine Drogengeschäfte betreiben, nie im Gefängnis saßen und auch nicht krank sind bzw. beabsichtigen, dies bald zu sein: Was zur Hölle haben Sie dann hier zu suchen?

    Nachdem ich den Fragebogen nach bestem Wissen und Gewissen ausgefüllt hatte, wobei ich mich bei der Krankheit aus reiner Verzweiflung für »vegetative Dystonie« entschieden hatte, worauf Marco Schreyl mir gleich das Mikro unter die Nase hielt und fragte: »Das ist ja ganz schlimm, wie fühlst du dich dabei?«, ging’s los: Ich las der Jury meine Geschichte vor, die davon handelte, wie ein auf dem Dorf lebender Polizist in einem Mord ermitteln muss, dem der Lebensmitteldesigner des örtlichen Milchwerks zum Opfer gefallen ist.
    Darauf brach die gesamte Jury-Mannschaft in großes Gelächter aus, was mich erst sehr stolz machte, bis ich merkte, dass sie mich auslachten, und ich mir dachte, dass es wirklich lächerlich ist, mit so einer Idee an die Öffentlichkeit zu gehen. Frank Schätzing unterbrach sogar sein Slip-Shooting, um mit Lachtränen in den Augen zu sagen: »Wer
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