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Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland

Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland

Titel: Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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und stemmte die Hände in die ausladenden Hüften. »Ich? Verdächtig?«
    »Ja, meinen Sie vielleicht, ich weiß nicht, dass Sie das uneheliche Kind vom Unterleitner senior sind? Und damit die uneheliche Schwester vom Sichelgruber Xaver?«
    »Was?«
    »Nein, ich mein vom Unterleitner Sepp.«
    »Ja eben.«
    »Sehen Sie, jetzt geben Sie es zu.«
    »I wo! Ich komme doch aus Hamburg.«
    »Ja, aber damals, als der Sichelgruber, Schmarrn, der Unterleitner senior, Herrgott, immer diese depperten Dorfnamen, als der also mit der Jungbauernschule auf Abschlussfahrt auf der Reeperbahn war, war er halt seiner Alten, die was damals noch gar nicht so alt war, nicht so ganz treu, gell? Und das macht Sie jetzt wiederum zur rechtmäßigen Miterbin des Unterleitnerhofs.«
    Die Unterleitner Susi schluchzte laut auf.
    Sigrid Schneppe war bleich geworden. »Aber das können Sie doch unmöglich wissen, davon hat doch nie jemand erfahren, dafür hätten Sie doch zumindest erst mal recherchieren müssen.«
    »Ja so ein Schmarrn, dafür ist doch keine Zeit, das ist doch nur ein Kurzkrimi. Woher ich das weiß, tut nix zur Sache.«
    In diesem Moment wurden sie vom Knattern eines alten Kreidler-Mopeds unterbrochen, auf dem der Dorfpfarrer mit wehender Soutane heranbrauste.
    »Gelobt sei Jesus Christus«, sagte er milde lächelnd, als er auf sie zuging. Die Unterleitner Susi stürzte auf ihn zu und umarmte ihn heftig liebevoll. Ein bisschen zu heftig liebevoll, wie Kommissar Kaltengruber Konrad bemerkte.
    »Was machen Sie denn da heroben, Hochwürden?«
    »Ich muss mich doch um meine trauernden Schäfchen kümmern.«
    »Ja, aber die haben doch da nur Kühe?«
    »Jetzt ist nicht die Zeit zum Scherzen, mein Sohn.«
    In diesem Moment klingelte das Handy des Polizisten. »Kommissar Kaltengruber Konrad? Ah, die Spusi.«
    Die Stimme am anderen Ende sagte: »Es deutet alles darauf hin, dass der Unterleitner Sepp in der Nähe der Bschüttgrube umgebracht worden ist.«
    »Aha, und wie habt ihr das herausgefunden?«
    »Wie? Hm … also … das tut jetzt nix zur Sache.«
    »Au recht, dankschön.« Er legte auf. »Wir haben einen Tatort, da sollten wir uns mal hinbegeben.«

    Als sie sich allesamt um die Bschüttgrube versammelt hatten, bimmelte es ganz furchtbar arg. Der Kaltengruber Konrad drehte sich um und sah in die kuhäugigen braunen Augen der braunen Kühe. Aber es waren nicht nur ihre Glocken, die bimmelten, sondern auch die Fahrradglocke vom Hartmannsberger Hans, der gerade durch die angrenzenden sattgrünen Wiesen auf den Hof fuhr. Der Hartmannsberger Hans war der Dirigent der Blaskapelle, in der alle Männer des Dorfes spielten. Außerdem waren sie alle bei der Feuerwehr und Fußball spielten sie auch alle miteinander. Nur der Sichelgruber Xaver wollte aus ökologischen Gründen nicht bei Flutlicht spielen, schließlich war er ja Biobauer.
    »So, wo ist denn die Susi?«, fragte der Hartmannsberger Hans pfeifend in die Runde.
    Alle sahen ihn fragend an und deuteten auf den alten, verfallenen Stadel, in dem die Bschüttpumpe stand, an den die Unterleitner Susi gelehnt dastand und recht erbärmlich wimmerte.
    »Du, Susi«, schrie der Hartmannsberger Hans zu ihr hinüber, »ich wollt einmal mit dir über die musikalische Umrahmung bei der Beerdigung vom Sepp reden. Aber Alphorn kann ich keins spielen, ich find mein Mundstück grad nicht, das muss ich neulich bei euch vergessen haben.«
    Dann wandte er sich an den Kommissar Kaltengruber Konrad.
    »So, Kaltengruber Konrad, hat’s den Öko-Sepp jetzt derbröselt, ha? Ist das wegen der Umgehungsstraß’?«
    Kommissar Kaltengruber Konrad überlegte. Jetzt war das schon der zweite Hinweis in der Richtung. »Zu den Ermittlungen kann ich nix sagen.«
    Jetzt meldete sich die gescheite Journalistin wieder zu Wort: »Aber rufen Sie doch mal den Bürgermeister an, der soll herkommen und Ihnen sagen, wie es mit der Umgehungsstraßenplanung gerade aussieht.«
    »Warum soll er denn dann herkommen?«, wollte der Kommissar wissen.
    »Das tut jetzt nix zur Sache«, gab die Schneppe schnippisch zurück.

    Eine Viertelstunde später sahen alle über die sattgrünen Wiesen des Unterleitner Sepp, also jetzt der Unterleitner Susi, musste man ja sagen, und bestaunten das allabendliche Alpenglühen.
    Auf einmal zerriss eine Dreitonfanfare das idyllische Bimmeln der Kuhglocken und das Summen der Bienen, die gerade fleißig ihren Nektar heimtrugen. Kurz darauf bog, gefolgt von einer mächtig staubigen Staubwolke, die
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