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Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland

Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland

Titel: Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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Loriot-Sketch, dem mit der Boutique und dem Papst, so oft musste er denselben Satz wiederholen, und immer hatten die Fernsehleute etwas auszusetzen. Mal fuhr er zu schnell, mal zu langsam, dann schaute er zu wenig natürlich, schließlich nuschelte er zu arg.
    Wortlos parkte der Kommissar den Wagen vor der imposanten barocken Basilika Sankt Lorenz und stellte den Motor ab. Er hatte einen hochroten Kopf.
    »So, jetzt hört’s ihr mir einmal gut zu«, setzte er schnaubend an, »ich hab mich breitschlagen lassen, mit eurem Karren rumzugurken. Aber reden darf ich schon so, wie ich es wollen tu, gell? Wenn ihr jemand rumkommandieren wollt’s, könnt’s ihr ja einen von diesen ganzen … Allgäukrimis da verfilmen. Aber dann bittschön ohne mich. Und wenn der Preiß mich nicht versteht, dann schreibt’s halt Untertitel hin!«
    Kluftinger hielt inne, holte Luft und sah aus dem Fenster. Er erwartete, dass die Fernsehleute ihre Sachen packen und er sich in Lodenbachers Büro wiederfinden würde, doch nach einer langen Pause sagte Hildegard: »Habt ihr das? Danke, Herr Kluftinger, das war ganz außerordentlich authentisch. Haben Sie vielleicht jetzt ein paar Kühe für uns?«

    Die nächste Viertelstunde – sie waren auf der Fahrt nach Füssen – verlief schweigend. Kluftinger schaltete das Radio ein. Ein tiefer Seufzer von Heinz, dem Tonmann, ließ ihn in den Spiegel sehen.
    »Kein Radio?«
    Heinz schüttelte nur den Kopf. Kluftinger schaltete die Musik wieder aus.
    »Erzählen Sie uns doch mal was über Füssen«, schaltete sich Hildegard ein.
    Je mehr er erzählte, desto mehr geriet er ins Schwärmen: vom Alatsee, dem herrlichen mystisch düsteren Gewässer oberhalb von Füssen, der »blutende See«, wie ihn die Einheimischen nannten, mit seinen vielen Geheimnissen, der seltsamen roten Algenschicht, den Wehrmachts-Technik-Versuchen und dem amerikanischen Sperrgebiet. Allerdings war der Anlass, der ihn dorthin geführt hatte, wenig erfreulich gewesen: Ein lebloser Taucher im Schnee war Auftakt zu einem mysteriösen Fall gewesen.
    Als er geendet hatte, blieb es wieder für einen Moment still. Dann strahlte Hildegard: »Das, Herr Kluftinger, war Spitzenmaterial. Absolut sendefähig und verwertbar. Bitte machen Sie genauso weiter. Und keine Angst, wenn’s zu allgäuerisch wird: Das können wir dann rausschneiden.«
    Kluftinger nickte. Bitte!, hatte sie gesagt. So ließ er sich das schon eher gefallen.

    Eine Stunde später hatten sie den Dreh am Alatsee beendet – allerdings ohne Kühe, wie Hildegard enttäuscht bemerkte.
    »Und jetzt? Wenn wir schon mal in Füssen sind, wollt’s ihr noch nach Neuschwanstein?«
    »Also, wenn ihr mich fragt«, sagte der Tonmann, »ich hätte einen mörderischen Kohldampf. Kann man beim Schloss was essen?«
    »Nein«, versetzte Kluftinger schnell, »beim Schloss nicht. Da essen höchstens die Preißen.« Kluftinger stach der NDR -Aufkleber auf dem Armaturenbrett ins Auge. »Also, und die anderen Touristen halt, die wir hier so … gern empfangen.«
    »Gibt es denn beim Schloss keinen spektakulären Kriminalfall?«, erkundigte sich Hildegard.
    Kluftinger grinste: »Allein die Souvenirs, die da verkauft werden, sind ein Verbrechen an der Menschheit. Aber sonst … eigentlich nichts Spezielles.«
    »Dann lassen wir das. Wir bräuchten übrigens noch eine Liste schöner Orte von Ihnen …«
    »Also, ich wär als Nächstes mit Ihnen nach Buxheim gefahren.«
    »Buxheim?«
    »Bei Memmingen. Da gibt’s eine Kartause mit einem einmalig schönen Chorgestühl. Und eine Figur daraus hat in meiner bisher spektakulärsten Mordserie eine wichtige Rolle gespielt.«
    Mit leuchtenden Augen sagte Hildegard: »Na, dann legen Sie mal los.«

    Als sie Buxheim wieder verließen, wussten die Filmleute alles über die geheimnisvollen Morde, begangen nach dem Vorbild von Allgäuer Sagen, und von der geschnitzten Figur im Chorgestühl, die dem Mörder als Symbol diente. Da es auf dem Weg lag, hatten sie auch noch die Basilika Ottobeuren »mitgenommen«, wie Hanno gesagt hatte, eine spätbarocke, gewaltige Klosterkirche, in der immer die weltberühmten klassischen Konzerte stattfanden – jedenfalls hatte Kluftinger das gehört. Denn seit er einmal einen Kammermusikabend bei Langhammers über sich ergehen lassen musste, war er, was Klassik betraf, für den Rest seines Lebens bedient.
    Als sie weiterfahren wollten, drohte Hanno damit, die Arbeit niederzulegen, wenn man nicht endlich einen Imbiss nähme. Mit dem
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