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Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland

Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland

Titel: Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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Versprechen, es gebe unterhalb der Kirche ein Gasthaus mit einmalig guten Bratwürsten, machte Kluftinger auch den anderen den Mund wässrig. Alle wollten die Spezialität des Hauses probieren, nachdem Kluftinger versichert hatte, Kässpatzen seien zwar ein typisches Allgäuer Schmankerl, aber die würde er heute Abend noch von seiner Frau bekommen, und überhaupt gebe es manchmal auch noch was Besseres.

    »Was soll … das denn sein?« Die Bedienung hatte ihnen gerade ihre Speisen und Getränke hingestellt und wünschte »an Guat’n« – mit deutlichem osteuropäischem Zungenschlag. Hildegard blickte entsetzt auf ihren Teller.
    »G’schwollene halt.«
    Die Nennung des Namens erwies sich als kontraproduktiv, Hildegards Ekel vor dem auf ihrem Teller liegenden Essen zu mildern. Kluftinger runzelte die Stirn. Er hätte ihnen doch sagen sollen, was man hier unter Bratwürsten verstand: weiße Gebilde ohne Pelle aus fein gemahlenem Brät, von einer Konsistenz, die ihrem Namen alle Ehre machte.
    »Ja und?«, sagte Kluftinger und überspielte damit sein Schuldbewusstsein. »Sie wollten doch Kühe: Jetzt ham S’ welche. Aufm Teller!«

    Alle Versuche Kluftingers, seine nicht gerade sensiblen Worte beim Essen durch besonders intensive Mithilfe beim Drehen wieder wettzumachen, scheiterten. Die Atmosphäre blieb vergiftet.
    »Das schneiden wir dann raus«, bellte Hildegard bei jedem noch so kleinen Versprecher Kluftingers vorwurfsvoll, und so entschloss sich der Kommissar, ihnen die Ortsliste zu schreiben und dann das Weite zu suchen. Hildegard nahm den Zettel mit einem knappen »Danke!« an sich und begann halblaut zu lesen: »Eistobel, Knappendorf Burgberg, Dengelstein, Gogglwirt in Bettrichs.«
    »Ah, Moment«, sagte Kluftinger, nahm das Blatt noch einmal an sich, kritzelte etwas darauf und gab es ihr zurück.
    »Und Berge«, las Hildegard. Dann sah sie ihn mit einer Mischung aus Unverständnis und Zorn an: »Aber Herr Kluftinger, das ist ja wieder alles ohne Kühe. Wenn wir den Menschen den Allgäu zeigen wollen, dann erwarten die Kühe von uns.«
    Kluftinger holte schon zu einer Retourkutsche Luft, da hatte er eine Idee. »Also gut«, sagte er, »fahrt’s mir nach. Ich bring euch zu euren Kühen.«

    Zehn Minuten später standen sie vor einem großen Hof unweit von Kluftingers Wohnhaus. Der Kommissar hatte den Besitzer von ihrer Ankunft informiert.
    »Haben die Kühe auch so tolle Kränze auf dem Kopf?«, fragte Hildegard voll freudiger Erwartung.
    »Sicher«, gab Kluftinger knapp zurück.
    Dann bedeutete er ihnen, ihm zu folgen. Sie gingen durch das Wohnhaus, die Waschküche, den Keller, wieder nach oben – und standen plötzlich in einem riesigen Stall.
    Kluftinger drehte sich um und grinste. Hildegard blickte verständnislos zurück. »Und wo sind die Wiesen? Das ist ja nur ein stinkender Stall!«
    »Den können sie später ja rausschneiden«, entgegnete Kluftinger. Dann drehte er sich um und ging.
    Das Gruselkabinett der Spurensicherung bei der Allgäuer Kripo – glauben Sie bloß nicht, dass in den Einmachgläsern Essiggurken oder Kirschen für die Brotzeit sind!

Zu guter Letzt:
Das ist ein Regionalkrimi

Fremdgehende Pfarrer, korrupte Bürgermeister und zwielichtige Bauspekulanten seien notwendige Ingredienzien eines Regionalkrimis – so stand es in einer großen deutschen Tageszeitung zu lesen. Wobei nicht geklärt wurde, mit wem die Pfarrer eigentlich fremdgehen sollen, jedenfalls die katholischen.
    Aber lassen wir das dahingestellt. Es wirft für uns ein Problem auf: Obwohl wir immer wieder in die Schublade der Regionalkrimischreiber gesteckt werden, sind wir offenbar keine. Denn nichts von den oben genannten Dingen findet sich in unserem bescheidenen Œuvre. Nicht einmal ein Hirschgeweih oder eine karierte Tischdecke auf unseren Buchumschlägen.
    »Was tun?«, dachten wir uns. Uns weiterhin gegen diese Qualifizierung wehren? Immer wieder erklären, dass doch Ystad auch ein Provinznest ist und Venedig nicht der Nabel der Welt? Nein, das erschien uns zu einfach und zu monoton zugleich.
    Also gab es nur einen Ausweg: Wir mussten einen schreiben.
    Also: einen Regionalkrimi.
    Mit allem, was drin sein muss.
    Und noch mehr.
    Hier ist er:

Der Sichelgruber Xaver war dankbar, in einer so wunderschönen Idylle leben zu müssen.

Der Hartmannsberger Hans war der Dirigent der Blaskapelle, in der alle Männer des Dorfes spielten.

Alpenglühen auf der Grasnarbe

    Ein Berg-, Heimat-, Provinz-, Kuh- und Wald- und
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