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Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland

Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland

Titel: Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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Stretchlimousine vom Löwenberger Ludwig, dem Bauunternehmer, den man nur den Baulöwen nannte, seitdem er den Zuschlag für alle gemeindlichen Bauprojekte für die nächsten fünfzig Jahre zugesagt bekommen hatte. Da haben schon manche gemeint, dass das vielleicht im Detail nicht gänzlich sauber abgelaufen sein könnte, aber gesagt hat niemand nie nichts.
    Nachdem das Auto mit quietschenden Reifen auf dem Hof gebremst hatte, ging die Fahrertür auf, und dem Wagen entstieg der Waldgruber Charlie. Der Waldgruber Charlie, ein stiernackiger Glatzkopf, war ein mordsmäßiger Schrank und Bodybuilder und der Fahrer vom Baulöwen. Am Wochenende machte er auch den Türsteher bei der Dorfdisco. Und letztes Jahr hatte er den Maibaum ganz allein aufgestellt.
    Er blickte grimmig unter seiner verspiegelten Sonnenbrille hervor zur Bschüttgrube, ging um das Auto herum, was ja ganz schön lange dauerte, dann machte er die hintere Tür auf und heraus kamen der Löwenberger, in einem weißen Anzug, ein Champagnerglas in der Hand, und sein bester Freund, der Waidmannshofer Georg, seines Zeichens Bürgermeister von Mariaöd, in einem Trachtenanzug nebst Gamsbart-Hut, wie ihn im Allgäu alle Bürgermeister tragen. Um den Hals hing wie immer seine Amtskette.

    »Ich würde mal sagen, hier kommen die beiden Hauptverdächtigen in unserem Fall«, bemerkte die Schneppe, als die beiden Neuankömmlinge an der Bschüttgrube angekommen waren. »Schließlich verdienen Sie beide am meisten mit der Umgehungsstraße! Ein einziger Filz ist das hier und die reine Amigowirtschaft.«
    »Aber das ist doch nichts Schlimmes«, säuselte der Pfarrer, »denn Amigo bedeutet Freund, und was gibt es Schöneres auf der Welt als Freundschaft.« Dann segnete er den Löwenberger, der ihm für die neue Kirchenglocke einen ganzen Batzen Geld gespendet hatte.
    »Ja, genau, der Löwenberger Luggi war’s, die Drecksau!«, entfuhr es dem Dirigenten auf einmal wenig musikalisch.
    »Du musst reden«, verteidigte sich der Baulöwe, ohne seine Sonnenbrille abzunehmen, und nippte an seinem Champagnerglas. »Schließlich war der Sepp scharf auf dein Amt und heut Abend hätt er gegen dich kandidiert als Vorstand der Blaskapelle.«
    »Jetzt beruhigt’s euch doch«, griff der Bürgermeister ein. »Der Unterleitner Sepp hat gestern seine ganzen Wiesen der Gemeinde überschrieben.«
    »Um Gottes willen«, meldete sich mit schriller Stimme die Unterleitner Susi, die nun fertig geschluchzt hatte, »was wär denn dann aus unsren Kühen geworden? Der Senta, der Luna, der Zenzi, der Mona, der Silke, der Johanna?«
    »Susi, die sind schon alle verkauft an den Fleischgroßhändler, den Wollwurschthofer Wolfi.«
    Die Susi sah zu ihren Kühen, die heftig mit ihren Glocken bimmelten und dann zu Boden sahen.
    Auf einmal tönte aus dem Handy vom Kommissar Kaltengruber Konrad die Titelmelodie vom Musikantenstadel. »Ja, hier Kommissar Kaltengruber Konrad?«
    »Hier die Spusi!«
    »Ah, die Spusi. Was gibt’s?«
    »Wir haben am ganzen Sepp Kuhhaare gefunden und er war ganz abgeschürft. Wie wenn jemand mit Kuhhaaren mit ihm gekämpft hätte. Und noch was! Der Sepp hat sich das Alphorn selber … quasi …«
    »Aha! Woher wisst ihr denn das?«
    »Das tut jetzt nix zur Sache!«, sagte der Spusi-Mann und legte auf.
    Noch bevor der Kommissar Kaltengruber Konrad etwas sagen konnte, knatterte der alte Fendt vom Sichelgruber Xaver auf den Hof. Der Xaver, noch immer im Stallg’wand und mit braunem Cordhut, lief auf die Menschenmenge an der Bschüttgrube zu. In der Hand hielt er eine Kuhglocke.
    »Schaut’s«, rief er, »was ich noch im Bschüttfass gefunden hab!«
    Alle Augen blickten zuerst auf die Kuhglocke, dann auf den Sichelgruber Sepp, dann kam ihnen die Zenzi in den Sinn, die Kuh vom Unterleitner Sepp, deren Glocke seit gestern fehlte. Hatte am Ende die Zenzi …
    Als sie sich umdrehten, merkten die Anwesenden, dass die Kühe alle dicht hinter ihnen einen Halbkreis gebildet hatten, ihre Glocken hatten sie vorher abgenommen, damit sie nicht mehr bimmelten.
    »Himmelarsch«, entfuhr es dem Kommissar Kaltengruber Konrad noch, dann setzten sich die Kühe in Bewegung und stießen alle in die Bschüttgrube, wo sie elendiglich verrecken mussten.
    Und zum melodischen Glockengeläut der auf der sattgrünen Wiese friedlich grasenden Kühe ging über dem Unterleitnerhof die Sonne unter.

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