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Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland

Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland

Titel: Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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unwiderruflich buchen.«
    Gerade als ihm die Dame die ausgedruckten Reiseunterlagen über den Tisch schob, kam Erika zurück.
    »Überraschung!«, tönte der Kommissar und fügte ein »Schon gebucht!« hinzu.
    Erika wurde blass.
    »Nein, echt, setz dich hin und schau’s dir an!«, tönte Kluftinger stolz und legte seiner Erika die Hand auf den Arm.
    »Eine dreitägige Kaffeefahrt von Passau nach Österreich mit dem Donaudampfer?«, entfuhr es ihr in einem Tonfall, den Kluftinger in grenzenlosem Zweckoptimismus als freudig erregt deutete.
    »Ja, Wahnsinn, gell? Eine Schiffsreise in das tolle internationale Ziel Wien, mit Verwöhnprogramm, Riesenradfahren im Prater und danach einem Super-Blunzengröstl an einem echt einheimischen Imbiss! Und wir müssen in Wien nicht einmal ein Hotel buchen! Denn damit du Land und Leute kennenlernst, schlafen wir beim Valentin Bydlinski im Gemeindebau. Und zurück geht’s mit der Bahn. Super-Spar-Ticket! Ein Traum, oder?«
    »Ein Traum?«, erwiderte Erika leise. »Das hoffe ich. Das hoffe ich sehr.«

Moderne Werbetechnik, Marketingstrategie und knallharte PR: Schon früh hatten wir die Wichtigkeit dieser Bereiche erkannt. Unter »Milchgeld« steht übrigens der ursprünglich geplante Untertitel unseres Erstlings – leider fiel der aus Platz- und Kostengründen weg.

Das geheimnisvolle Zimmer

    Kluftinger betrachtete aus rot geäderten Augen die Menschen. Einer von ihnen musste es sein. Nein, das war schon zu ungenau. Einer von ihnen war es.
    Auch wenn sie jetzt, im Licht dieses sonnigen Morgens betrachtet, allesamt wirkten, als könnten sie kein Wässerchen trüben. Doch sein Beruf hatte ihn gelehrt, dass man den Menschen selten ansah, wozu sie fähig waren, welche Leichen sie im Keller hatten. Kluftinger seufzte angesichts dieser allzu häufig zutreffenden Metapher.
    Der Kommissar biss missmutig in seine viel zu weiße, viel zu weiche Semmel und spülte sie mit dem »Kaffee« hinunter, einem braunen, lauwarmen Wässerchen, das freien Blick auf den Tassenboden gewährte. Dabei ließ er die anwesenden Männer nicht einen Moment aus den Augen. Nach einigen Augenblicken zog er irritiert die Brauen zusammen. Wieso eigentlich nur die Männer? Natürlich war es unwahrscheinlich, dass eine Frau zu solch grausamen … Er schüttelte den Kopf, um den Gedanken zu verdrängen. Er hatte ihn schon zu lange beschäftigt. Die Ringe unter seinen Augen zeugten von nunmehr acht schlaflosen Nächten, die ihm die Sache bereitet hatte.
    Dann rief er sich innerlich zu genauerem Hinsehen auf. Auch wenn es wahrscheinlicher war, dass er einen Mann suchte, es könnte ebenso gut eine Frau sein. Auch das hatte ihn sein Beruf gelehrt.
    »Die Marmelade kann nix dafür.«
    Irritiert blickte Kluftinger auf. »Was?«
    »Die Marmelade.« Seine Frau Erika deutete auf seinen Teller. Dort sah es tatsächlich so aus, als habe er einen tödlichen Kampf mit seinem Frühstück ausgefochten: Teile der Semmel lagen zerfetzt auf dem billigen Porzellan, dazwischen hatte die blutrote Marmelade unheilvolle Spuren hinterlassen. Er räusperte sich und schob sich unbehaglich auf seinen Stuhl hin und her. Wenn er sich so in einen Gedanken festfraß, verlor er manchmal die Kontrolle über seine Handlungen. Ein weiteres Zeichen dafür, wie wichtig ihm die Sache war.
    »Schmeckt’s dir denn nicht, Butzele?«
    »Doch«, brummte er und schob sich wie zur Bestätigung einen großen Bissen in den Mund.
    »Herrschaft, jetzt schling doch nicht immer so«, schimpfte Erika mit gedämpfter Stimme und ließ ihren Blick durch den Frühstücksraum wandern.
    »Was jetzt«, presste er mampfend hervor, »soll ich essen oder nicht? Kannst du dich mal entscheiden?«
    »Gut, dann iss, aber sprich nicht mit vollem Mund.«
    Kluftinger seufzte. Er wollte seine schlechte Laune nicht an seiner Frau auslassen, doch die machte es ihm nicht gerade leicht. Allerdings musste seine momentane Gereiztheit für sie ziemlich unerklärlich sein, schließlich hatte er ihr noch nichts von den Sorgen, die ihn gerade umtrieben, mitgeteilt.
    Weniger aus Rücksichtnahme, wie er selbst zugeben musste, als vielmehr, weil er nicht wollte, dass sie es nur mit einem »Was du dir immer einbildest« abtat. Denn so einfach war es nicht, er hatte sich nichts eingebildet. Er würde denjenigen finden, der für seinen Zustand verantwortlich war. Oder diejenige, rief er sich noch einmal zur Räson.
    Mit zusammengezogenen Brauen hob er den Blick. Gerade betrat ein untersetzter Mann mit
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