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Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland

Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland

Titel: Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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Fenster in sein Schlafzimmer fliegen.
    Aber manchmal, da ist der Boden einfach zu steinig zum Graben und der Propeller springt nicht an. Dann prallen, wie beim »perfect Storm«, zu viele unheilvolle Strömungen zusammen. Und dann ergeben sich Situationen wie diese hier.

Johannes Allmayer, unser Film-Maier, gibt hier eine seiner beliebten Klüpfel-Parodien. Allmayer: »Das ist ganz einfach: Haare zerzausen, Riesenbrille auf und ein bisschen blöd daher- reden – fertig ist der Autor.«

Film-Lodenbacher Hubert Mulzer tut sich mit seiner Kobr-Imitation schon etwas schwerer, vor allem, weil er im Vergleich zum Autor viel zu jung wirkt.

Ein hoher Preiß

    »Bluatsakra!« Kluftinger quetschte den Fluch kaum hörbar zwischen seinen Zähnen hervor. So viele Akten wie selten türmten sich auf dem Schreibtisch des Kemptener Kriminalkommissars. Und jetzt das: Sein Chef hatte ihn aufgeregt in einen Raum mit vier fremden Menschen geführt, diese als Mitarbeiter des NDR vorgestellt und Kluftinger damit beauftragt, ihnen das Allgäu zu zeigen.
    Das Allgäu zeigen? Kluftinger war doch kein Fremdenführer. Und schon gar nicht für Angestellte irgendeiner Versicherungs…
    »Sie kennen ja sicher den Norddeutschen Rundfunk?« Die Frau mit dem eleganten Hosenanzug streckte ihm die Hand entgegen. Ihrem Auftreten nach zu urteilen, war sie die Chefin der Gruppe, dachte Kluftinger.
    »Sicher, sicher, der … Nord- BR «, murmelte Kluftinger und sah sich Hilfe suchend zu seinem Chef um, der gerade mit einem aufmunternden Augenzwinkern aus dem Zimmer schlüpfte, das sonst als Vernehmungsraum genutzt wurde. Für Delinquenten. Und genauso kam sich Kluftinger gerade vor.
    »Heinz, Hanno, Herbert, Hildegard«, sagte die dunkelhaarige Frau forsch und zeigte mit einer unbestimmten Handbewegung auf ihre Truppe.
    Ha-ha-ha , dachte der Kommissar bitter.
    »Toll, dass Sie sich bereit erklärt haben, uns zu helfen. Also … wir haben uns das so vorgestellt …«
    Zehn Minuten später saß Kluftinger konsterniert an seinem Schreibtisch. Er ließ das Briefing – so hatte es die Frau vom Fernsehen genannt, ohne zu erklären, was das denn nun mit der Post zu tun habe – noch einmal Revue passieren. Er musste das tun, denn sie hatte viel zu schnell gesprochen. Sie kam eben aus Norddeutschland.
    Den Allgäu sollte er ihr zeigen.
    Priml! Das Allgäu hatte wirklich schon genug … Zug’reiste.
    Eine Allgäuführung!
    Anhand der Schauplätze seiner spektakulärsten Fälle!
    Und Interviews mit ihm!
    Er überlegte gerade, ob es ohne dienstrechtliche Verwicklungen möglich wäre, die Sache wegzudelegieren, da klingelte das Telefon. Es war seine Frau. Eigentlich rief sie an, um ihn an seinen Friseurbesuch zu erinnern. Und er? Erzählte ihr leichtfertig von der Sache mit dem Fernsehteam. Jetzt beharrte sie darauf, vorbeizukommen, um ihm für seinen »Auftritt« ein schöneres Sakko zu bringen.

    Die Morgenlage-Besprechung, eigentlich eine langweilige Pflichtübung, war heute kaum auszuhalten. Die Kollegen überboten sich gegenseitig mit geistreichen Beiträgen, die immer damit endeten, dass sie sich mit einem Seitenblick zum Kamerateam vergewisserten, ob das auch alles eingefangen hatte. In diesem Moment vibrierte Kluftingers Handy in der Hosentasche zweimal, hörte dann auf, um noch dreimal Signal zu geben: Ein Zeichen, das er mit seiner Frau vereinbart hatte, das je nach Situation hieß: Kannst kommen!, Kannst was erleben! , oder wie jetzt: Bin da! Kluftinger war stolz auf diese Idee, die es ihm ermöglichte, mit dem Handy zu kommunizieren, ohne dass dabei Verbindungskosten anfielen. Er ging nach draußen, schlüpfte in das Sakko, ließ sich von seiner Frau noch den Kragen richten und betrat erneut den Raum.
    »Wo waren wir …«
    »Entschuldigung, so geht das aber nicht«, unterbrach ihn Hildegard.
    »Hä?«
    »Das Sakko!«
    »Ja, das ist mein gutes, meine Frau …«
    »Sie müssen wieder das andere anziehen.«
    »Was?«
    Hildegard verdrehte die Augen und sagte: »Das sieht sonst im Fernsehen aus, als hätten sie ein magisches Wechsel-Jackett an. Also: das andere, bitte. Das eben können wir ja rausschneiden.«

    Zehn Minuten später saßen sie zu fünft in einem weißen Van und fuhren durch die Kemptener Innenstadt – der Kommissar wie gewünscht in jenem Jackett, das er sein »Alltagssakko« nannte, im Gegensatz zu seinem »Abends-unter-der-Woch-Sakko« und seinem »Auf-d’r-Wanz-Sakko«. Kluftinger kam sich ein bisschen vor wie der Mann in dem
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