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Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland

Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland

Titel: Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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soll denn das lesen? Ich meine: Es kommt weder der Mond noch eine geheimnisvolle Lebensform darin vor.«
    Worauf ich sagte: »Das stimmt nicht, es sind viele Allgäuer drin.«
    Mit einem Schlag verstummte das Lachen und alle drehten sich zum Kommissar um, der wissend nickte, worauf Michael Kobr, der inzwischen ein Kuheuter als Krone trug, aufstand, ein Eisbein als Zepter schwang und rief: »Die Mine meines Mont-Blanc-Füllers hat mehr Schreibtalent als du, nichtswürdiger Wurm, du. Raus jetzt. Aber die Geschichte kannst du hierlassen, ich werfe sie für dich weg.«
    Ich begann zu weinen, sagte, dass ich doch vegetative Dystonie hätte und meine Mutter wegen Drogenbesitzes verhaftet worden sei, worauf diese wütend aufsprang und den Saal verließ, das muss man sich mal vorstellen. Ich warf mich auf die Knie, bat um eine letzte Chance, sagte, dass das mein großer, einziger Traum sei, dass ich mein Leben lang nichts anderes hatte tun wollen als Kriminalgeschichten zu erzählen, die im Allgäu spielen und in denen Lebensmitteldesigner ermordet werden, ich keinen Plan B hätte und dass ich das Angebot, die Dessous-Modenschau der Landfrauenvereinigung Holzgünz zu moderieren, für dieses Casting ausgeschlagen habe.
    Darauf erhob sich Heidi Klum unter frenetischem Geschrei eines plötzlich zahlreich vorhandenen, ekstatisch klatschenden Publikums, und der ganze Schankraum war erfüllt vom Licht Millionen blinkender Leuchtdioden. Sie stellte sich vor mich hin und sagte mit ganz, ganz strengem Blick: »Eine Challenge ist kein Ponyhof ……. (lange Pause) …… Du hast dich heute nicht genug bemüht ……… (gaaaanz lange Pause) ……. Volker ……(wahnsinnig lange Pause) …….. ich habe heute leider kein Foto für dich.«
    Foto? Ich verstand nicht? Was soll ich mit einem Foto?
    »Bin ich jetzt im Recall?«, fragte ich verwirrt, denn ich wollte doch einen Buchvertrag, meine Geschichte sollte als Fortsetzungsroman in der »Cosmopolitan« erscheinen und mein Starschnitt in der »Bäckerblume« … Ich schrie genauso hysterisch wie das Publikum und mit diesem Schrei erwachte ich.
    Auf der Couch.
    Gerade noch rechtzeitig. Denn im Fernsehen lief der Vorspann von »Germany’s Next Topmodel«.
    Das muss man sich mal vorstellen.

Der Weg ischt das Ziel

Unsere Arbeit, obwohl überwiegend zu Hause geleistet, führt uns unweigerlich von dort weg. Man könnte vereinfacht sagen: Der Kommissar, der selbst so gern daheimbleibt, schickt uns permanent auf Reisen. Sei es zur Recherche, zu Messen, zu Verlags-, Film- oder sonstigen Treffen. Vor allem aber zu den Lesungen. Ganz Deutschland und das sprach- und humorkompatible angrenzende Ausland haben wir schon bereist, sind dabei in Galaxien vorgedrungen, die nie ein Allgäuer zuvor gesehen hat.
    Zunächst haben wir diese Reisen vor allem im Auto unternommen: ein Stück Heimat zum Mitnehmen, eine stahlumwandete Trutzburg zur Nostalgieabwehr (aus dem Griechischen von nóstos = Rückkehr, Heimkehr und álgos = Schmerz) in der Fremde. Doch mit den Jahren sind wir immer wieder und vor allem immer mehr auf andere Verkehrsmittel umgestiegen. Denn mit der Zeit wuchs unser Vertrauen in die Mitmenschen, wir trauten ihnen zu, Autos oder Züge zu lenken, begaben uns voll Zuversicht in ihre Hände – und erlebten manch (blaues) Wunder, manch (un-)angenehme Überraschung und manch unerwartete Inspirationsquelle.
    Immer unter Dampf, immer das Ziel im Blick, die Nase stets im Wind: Michael K. am Steuer seines kleinen Wochenend-Ausflugbötchens.

Hallo, Taxi!

    Von Michael Kobr

    Im nächsten Leben werd ich Taxifahrer. Ich liebe Taxis. Je älter, desto besser. Ich schaue auch immer heimlich nach dem Kilometerstand der alten Daimler-Modelle. Vom rechten hinteren Platz aus ist der ja gut zu erkennen. Ab 500000 wird’s interessant. Da klingen die Dieselaggregate wie eine Mischung aus den ausgemusterten Touristen-Barkassen im Hamburger Hafen und einem Kässbohrer-Busmotor aus den späten Siebzigern. Die schwarzen Kunstledersitze sehen fast wie Leder aus – wahrscheinlich haben sie ja auch eine mehrere Millimeter dicke Auflage aus rein organischem Material – und das Wageninnere riecht so heimelig nach Kneipe, Krankenhaus, Turnbeutel, Wunderbaum und Autowerkstatt auf einmal, dass man gar nicht mehr aussteigen möchte. Da sieht man einmal, was ein Auto zu leisten imstande ist. Das sind echte Maschinen. Keine verweichlichten, geschniegelten und polierten Einfamilienhaus-Garagenrumsteher, die bei
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